XXXI. Körpersprachen-Analyse

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14. November 1976

Die letzten Wochen waren unspektakulär vergangen. Meine Gedanken kreisten zwar immer noch um die Slytherins, die mich angegriffen hatten und vor allem Regulus, aber Lily, Marlene und auch Dorcas taten alles nur erdenkliche um mich abzulenken.

So kam es dazu, dass wir uns an einem Nachmittag in der Bibliothek getroffen hatten, wo ich nun auch endlich Dorcas' beste Freundin Mary MacDonald kennenlernte.

Wir hatten viel Spaß und Lily gestand uns doch tatsächlich auch zum ersten Mal, dass sie vielleicht Gefühle für James hegte, was bei uns keinen mehr wunderte.

Ich gab Sirius nun auch schon seit einigen Tagen wieder Nachhilfe und traf mich mit ihm.

Ich war gerade dabei nach Aufgaben zu suchen, die ich dann mit Sirius machen könnte.

„Anastasia Elise Prince, ich werde langsam wahnsinnig mit dir.", jammerte Lily aus dem Nichts heraus, „Es ist so offensichtlich."

Nichts ahnend blickte ich die Rothaarige verwirrt an und strich mir eine lose Strähne hinter's Ohr, während ich merkte, wie meine Wangen warm und somit rot wurden.

Warum war Lily so frustriert? Hatte ich etwas falsch gemacht?

„Was meinst du, Lily?", wollte ich also wissen.

Vielsagend blickte Lily die anderen an und tauschte schließlich wissende Blicke mit Marlene aus. Während ich in Lilys Blick wie immer nichts erkannte, sah ich in Marlenes Blick ein leichtes Grinsen und ich merkte wie die Nasenflügen beider sich immer mal wieder aufbauschten, so als versuchten sie nicht zu lachen.

„Wie kannst du das nicht merken?", fragte mich schließlich Marlene.

„Ich habe absolut keine Ahnung, wovon ihr redet.", entgegnete ich ihnen erneut und merkte wie ich immer frustrierter wurde.

„Sie reden von Sirius.", schaltete sich Dorcas nun ins Gespräch, die eigentlich so wirkte, als wäre sie in ihre Bücher vertieft.

Verwundert blinzelte ich.

„Was soll mit ihm sein?", fragte ich sie schließlich und die Verwirrung stand mir so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass man es sogar aus 20 Kilometern Entfernung erkannte. Selbst die sonst einigermaßen glatte Haut an meiner Stirn, lag in tiefen Falten. Ich konnte mir bei Merlins Bart nicht vorstellen, was mit dem Wuschelkopf sein sollte.

Lily grummelte frustriert und sah dann Marlene, Dorcas und Mary verzweifelt an, wobei Letztere beiden wieder in ihre eigenen Welten abdriftete.

„Könntet ihr jetzt endlich einmal mit der Sprache herausrücken. Bei Merlins Bart, wir haben morgen einen Test und ich treffe mich in einer halben Stunde mit Sirius zum Wiederholen der Aufgaben.", brummte ich und merkte, wie ich genervter wurde.

„Er mag dich, du Dummerchen. Mehr als normale Freunde sich mögen.", antwortete Lily trocken, was mich erneut dazu brachte, verwundert die Stirn zu runzeln.

„Sirius ist ja auch ein Freund von mir geworden.", entgegnete ich schlicht, weswegen Lily sich mit der flachen Hand gegen die Stirn klatschte.

„Hör' zu, Ani. Remus ist zum Beispiel ein guter Freund und er verhaltet sich nicht mal ansatzweise so verliebt, wie Sirius es gerade tut und Remus war mit dir zusammen.", machte Marlene mir klar oder versuchte es zumindest, denn ich sah sie , doch immer noch ungläubig an.

„Erstens, das mit Remus nehm ich übrigens als eine Bekleidung auf und Zweitens, Sirius mag mich ganz sicher nicht so. Außerdem ist er alles andere als ein Beziehungstyp und das wisst ihr wohl beide. Vor allem du Marlene.", grummelte ich.

Ich fragte mich wirklich, wie meine Freundinnen auf diesen Bockmist kamen. Sie verhielten sich beinahe so, als würden für diese Information die meisten Journalisten dafür ihre Zauberstäbe hergeben.

„Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass Sirius für dich zum Beziehungstyp werden würde.", entgegnete mir Marlene mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Leider war sie etwas laut, beim Schluss des Satzes, weswegen sich einige der Leute in der Bibliothek zu uns gedreht hatten. Sofort blickte sie mich entschuldigend an.

Dann gestand sie mir, dass Lily und sie schon seit einiger Zeit darüber philosophiert hatten. Sie hatten begonnen Sirius' Verhalten genauestens zu studieren und waren sich sicher, dass Verliebtheit der einzig logische Schluss sein musste.

„Jetzt kommt bitte einmal wieder von eurem hohen Hippogreif herunter.", klagte ich über das Verhalten meiner Freunde.

„Nein, Ani. Wir sind hier jetzt schon seit sechs Jahren und noch nie war Sirius so zu irgendjemanden-...", weiter kam Marlene mit ihren Ergebnissen der Körpersprachen-Analyse nicht, denn ich unterbrach sie mit leicht säuerlichen Ton: „Marlene! Falls du es nicht wusstest, aber man kann nicht jeden Menschen gleich behandeln. Leute mit sozialen Kompetenzen denken erst nach, bevor sie darauf los plappern!"

Marlene und Lily blinzelten erst etwas erstaunt über meinen Tonfall, doch schließlich grinste Lily schief.

„Du denkst doch nicht wirklich, dass Sirius Tatze Black sich auch nur einen Moment überlegt, was er sagt und was nicht, oder?"

Kurz war Ruhe zwischen uns eingekehrt.

Ich seufzte und packte meine Sachen zusammen, bevor ich aufstand. Ich wusste, dass Lily recht hatte und ich hätte nun auch irgendwie wissen wollen, auf welchen Dingen die Rothaarige und Marlene ihre Theorie stützten, jedoch musste ich los, um Sirius Nachhilfe zu geben.

„Ich werde jetzt gehen.", murmelte ich geschlagen.

„Viel Spaß.", säuselte Marlene in einem leicht zweideutigem Ton, bevor ich die Bibliothek verließ und mich auf den Weg zum Klassenzimmer machte, indem Sirius und ich uns wie immer treffen würden.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt