65. Leblos

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16. Juli 1979

Amüsiert stolperte ich mit Sirius zusammen in unser Haus und hielt mir den Bauch um unser Kind so gut es ging mit einzubeziehen. Wir waren gerade von Lilys und James Hochzeit nach Hause gekommen, auf der ich so viel Spaß hatte, wie schon ewig nicht mehr.

Die lockere und sorglose Stimmung verflog aber recht schnell, als ich zwei Briefe auf dem Boden liegen sah. Die Handschrift auf ihnen kam mir aber doch tatsächlich nicht bekannt vor.

„Was ist los, Anilein?", fragte mich Sirius leicht beschwipst, da er sich den ein oder anderen Feuerwhiskey mit seinen Freunden gegönnt hatte.

Ich starrte weiter auf die Briefe, auf denen unsere Namen geschrieben waren. Der eine war handschriftlich, der andere sah aus, als wäre er vom Ministerium geschrieben worden.

„Willst du sie aufmachen oder soll ich?", fragte ich ihn vorsichtig und er schien zu überlegen, bevor er mir deutete sie zu öffnen.

Ich atmete tief durch, bevor ich den ersten aufriss und zu lesen begann. Das letzte Fünkchen Freude verlies mich, als meine Augen über die Zeilen wanderten. Schlagartig ließ ich den Brief zu Boden gehen und merkte, wie alles taub wurde.

„Was ist los?", fragte Sirius schockiert und hielt mich sofort fest, da er Angst hatte, ich könnte umfallen.

„Regulus...", war alles, was ich hervorbrachte, bevor ich ins Wohnzimmer ging und mich auf die Coach setzte, bevor ich bitterlich zu weinen begann.

Es dauerte nicht lange, da kam Sirius zu mir, mit beiden Briefen in der Hand, und umarmte mich fest von der Seite. Ich drehte mich vollkommen zu ihm und so lagen wir uns in den Armen.

„Vater ist auch tot.", murmelte Sirius geknickt in meine Haare, „Er hat sich scheinbar umgebracht, nachdem er das mit Regulus erfahren hatte."

Sirius tat mir so leid.

Meine Gedanken schweiften dennoch zu kleineren Black und auch wenn er ein einfacheres Leben hatte als sein Bruder, war es dennoch kein gutes. Hineingeboren in eine Familie, die ihn nur liebte, weil er sich den Regeln beugte. Immer im Schatten des großen Bruders zu stehen. Das war ebenfalls alles andere als leicht.

Sirius und ich waren irgendwann schließlich ins Bett gegangen und ich begann nachzudenken, während Sirius, nun still weinend, was ich an dem Nässe-Gefühl an meiner Schulter fest machte. Sirius traf die Nachricht über den Tod seines Bruders wie ein Todesfluch. Auch wenn er es nicht offen zeigte, war es eine unausgesprochene Sache, der er immer Hoffnung in seinem Bruder sah. Dass Regulus irgendwann ebenfalls gegen seine Eltern rebellieren würde, das war für Sirius ein gegebener Fakt. Regulus war ein guter Sohn gewesen, auch wenn er damals mit uns still und heimlich ebenfalls über die Black-Schwestern und ihre Eltern gelästert hatte. Regulus hätte ein Leben außerhalb des Krieges verdient. Er hatte eine Zukunft verdient, in der er endlich tun konnte, was er nur so tun wollte. Sirius Tränen und sein leichtes Schluchzen bestätigte mir nur noch einmal mehr, dass es ihm leid tat, ihn nicht vor dem Tod bewahren zu können.

Auch für mich war das alles nicht leicht. Regulus war auch für mich immer wie ein kleiner Bruder gewesen und egal wie viele Komplikationen es zwischen uns gab, er würde es auch immer bleiben. Es gab einfach keine Worte, die beschrieben, wie es war einen Bruder zu verlieren und wir beide mussten nun irgendwie mit dem Schmerz umgehen.

So verstrichen also Minuten und Stunden, in denen Sirius und ich stumm trauerten und nichts desto trotz, was alles passiert war, würde unser Kind erfahren, wer sein Onkel gewesen war.

Denn Regulus Arcturus Black hatte es verdient nicht vergessen zu werden.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt