71. Er weiß es

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31. Oktober 1981

Wie schon so oft in den letzten Jahren, saß ich mit Siria im Arm auf dem Fensterbrett, welches im Wohnzimmer war und starrte aus dem Fenster. Meine Gedanken hatten mich, wie schon so oft, vereinnahmt. Seit Wochen hatte man nichts mehr über irgendwelche Anschläge der Todesser gehört und langsam machte es mich wahnsinnig. In meinem tiefsten Inneren wusste ich, dass Voldemort irgendetwas plante, doch mir fiel nicht einmal im Geringsten ein, was es sein könnte.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter und wenig später spürte ich Lippen auf meinem Hals, weswegen ich den Kopf leicht zur Seite lehnte, um Sirius mehr Platz zu machen.

„Ich liebe dich so sehr, Ani.", flüsterte er in mein Ohr und ich bekam deswegen Gänsehaut, bevor ich mich lächelnd zu ihm drehte und ihm verträumt in die Augen sah.

„Ich liebe dich mindestens genauso sehr, Sirius.", flüsterte ich zurück und küsste ihn dann bestimmend.

Ich konnte es mir so sehr einreden wie ich wollte und hatte es in der Vergangenheit auch zu häufig getan, aber wenn ich ihn so ansah wusste ich, egal, was jemals passieren würde, er würde mir niemals egal sein. Ich hatte ihn schon geliebt, bevor ich es mir auch nur ansatzweise selbst ausmalen konnte. Er war alles, was ich jemals wollte und der Fakt, dass Siria nun auch bald zwei Jahre alt werden sollte, ließ jegliche Glücksgefühle, die ich ihn mir trug, durch mich strömen.

Er küsste mich noch einmal auf die Wange und Siria auf die Stirn, bevor er ansetzte etwas zu sagen, doch da klingelte es an unserer Haustür.

Verwirrt sah ich erst Sirius an und dann auf die Uhr, welche mir verriet, dass es kurz nach 20 Uhr war. Mir wurde direkt mulmig, da wir definitiv keinen Besuch empfangen sollten.

Da Sirius sich aber nicht zur Tür bewegte, übergab ich ihm Siria, welche er in ihr Bettchen legte, bevor ich zur Tür marschierte um diese zu öffnen, doch wen ich dort stehen sah, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt.

„Es tut mir so leid.", schluchzte der Mann mit den schwarzen Haaren vor mir, während ich immer noch perplex dastand und mich keinen Millimeter rührte, „Du musst mir glauben! Es tut mir so leid!  Ich wollte das Alles nicht. Ich-..."

Er brach zusammen und erst jetzt konnte ich mich aus meiner Schockstarre lösen.

„Severus.", redete ich ruhig auf meinen Cousin ein, aber er schrie so, als hätte man ihm ein Stück Fleisch aus dem Körper geschnissen.

„Severus, komm erst einmal rein und dann-...", doch weiter kam ich nicht, denn er schrie mich an: „Nein, Ani! Ich bin an allem Schuld. Ich allein."

„An was bist du Schuld?", fragte ich beunruhigt, während nun auch Sirius zu uns gestoßen war und besorgt auf uns herabblickte.

Wieder antwortete er nicht. Da riss Sirius der Geduldsfaden und blitzschnell hatte er Severus am Kragen hochgezogen und gegen die Wand gedrückt: „Verdammt nochmal! Was ist passiert, Snape?"

„Er weiß es.", flüsterte er dann so leise, dass man es durch das Wetter überhören hätte können und starrte Sirius aus leeren Augen heraus an. Wir hatten ihn aber klar und deutlich verstanden.

Sofort schossen die Tränen in meine Augen.

„Er weiß, wo James und Lily sind.", flüsterte Severus erneut und man sah Sirius an, dass er kochte vor Wut.

„Du mieser, kleiner-...", begann Sirius und wollte Severus ins Gesicht schlagen, aber ich hielt ihn gerade rechtzeitig ab, bevor er in meinen Armen vor weinen kollabierte.

„Wieso nur?", schrie Sirius und war somit endgültig gebrochen. Siria begann im Wohnzimmer zu weinen.

Auch ich sah vor lauter Tränen nichts mehr. Alles hätte ich erwartet aber nicht das.

„Geht es Harry gut?", schrie ich Severus an und dieser brauchte einige Momente, um sich zu fassen.

„Ich weiß es nicht.", schluchzte er und nun war es auch um mich geschehen.

„Oh Gott... Bei Merlins Bart, bitte. Nicht Harry.", schrie ich vor Schmerz.

Es fühlte sich an, als hätte man mir das Herz herumgedreht und dann qualvoll langsam herausgerissen.

„Sirius...", murmelte ich dann leise und er nickte, „Ihr müsst zu ihnen gehen."

„Was ist mit dir?", fragte er schniefend und ich zeigte auf Siria, die immer noch weinte.

„Zeig mir, wo sie sind.", zischte Sirius dann Severus an und er nickte, bevor wir uns alle weinend aufrappelten.

„Ich liebe dich. Vergess' das nicht.", flüsterte Sirius und küsste mich dann noch einmal, bevor er gemeinsam mit Severus wegapparierte und ich mit gebrochenem Herzen zu meiner Tochter ging und mich so sehr an ihr festklammerte, wie ich nur konnte, bevor ich mit ihr weinend zu Boden sackte.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt