III. Regulus

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3. Oktober 1975

Am nächsten Morgen wurde ich geweckt, als mir jemand vorsichtig in die Füße kniff. Da es bereits etwas kälter geworden war, schüttelte es mich erst einmal, bevor ich langsam schmatzend die Augen öffnete. Erst erkannte ich nur Umrisse, doch wenig später erkannte ich die schwarzen Haare meines Cousins und nuschelte deswegen in meine Decke: „Was verschafft mir die Ehre?"

„Ich kann auch gerne wieder gehen, wenn dir das lieber ist.", meinte Severus, doch ich hielt ihn davon ab.

„Du weißt ganz genau, dass das ein Witz war.", murmelte ich schläfrig und raffte mich letztendlich doch auf.

„Ich, an deiner Stelle, würde mich etwas beeilen. Das Frühstück dauert nämlich nicht mehr wirklich lange.", entgegnete mir Sev, während ich mir über das Gesicht fuhr und dann plötzlich senkrecht da stand.

„Sag das doch gleich!", zischte ich ihn an und zog mich in Windeseile in Bad um, bevor ich zurück in den Schlafsaal kam und mir jetzt erst auffiel, dass Narcissa gar nicht mehr hier war.

In der großen Halle angekommen, wollten Severus und ich uns gerade auf unseren Platz setzen, als auf einmal erneut die Haarpracht, die zu Sirius gehörte, vor uns stand.

„Ich muss mit dir reden, Anastasia.", grummelte mich der Gryffindor an, während meine Laune mit jeder Sekunde mehr in den Keller sackte.

„Geh mir aus der Sonne, Black.", zischte ich ihn an und versuchte mich an ihm vorbei zu drängen, doch er hielt mich fest.

„Bitte."

„Lass sie los, Black!", zischte ihn nun Sev an und es war das erste Mal, dass ich es miterlebte, dass Sev sich verbal gegen einen der Jungs wehrte.

Ich sah wie Sirius' Kiefer sich anspannte, doch wenige Sekunden später atmete er tief durch, bevor er meinen Arm losließ und sich Severus zuwendete.

„Es tut mir wirklich leid, wie das gestern gelaufen ist. Ich wünsche sowas nicht einmal meinen schlimmsten Feinden.", erklärte er meinem Cousin und es wirkte wirklich so, als würde er die Wahrheit sagen.

Severus nickte nur leicht und nahm somit seine Entschuldigung an. Natürlich entschuldigte es sein Verhalten über die letzten Jahre hinweg nicht aber dennoch schien es eine nette und aufrichtige Geste zu sein, die ich von Sirius nur aus Kindesalter kannte.

„Können wir sicher nicht reden?", fragte er dann erneut, weswegen ich endgültig kehrt machte und Severus nur noch kurz deutete, dass ich doch nichts frühstücken würde.

Meine Beine trugen mich also geradewegs in die Bibliothek, da ich mir hier sicher war, dass Sirius mich sicherlich nicht hierher verfolgen würde. Da ich mir aber dennoch nicht sicher sein konnte, ging ich bis zum letzten Block vor dem verbotenen Abteil.

Ohne auf meinen Weg zu sehen, rannte ich geradewegs in jemanden hinein, welcher deshalb sein Buch fallen ließ.

Erst bekam ich einen Schock, weil der Junge vor mir die selbe Mähne hatte wie Sirius, doch dann fiel mir ein, dass es für ihn quasi unmöglich war hierher zu kommen in der Zeit, da er mich nicht überholt hatte und noch nicht apparieren konnte.

„Regulus!", stieß ich vor Glück aus.

„Was machst du denn hier?", fragte er mich schüchtern, während ich sein Buch aufheben wollte, doch er schnellte zu Boden um es hastig hochzunehmen.

Kurz erkannte ich noch den Titel des Buches: „Dunkle Künste"

Ein Schauer lief mir über den Rücken.

Regulus wollte das Ganze doch nicht wirklich?

Schnell wendete ich meinen Blick von dem Buch ab und stotterte schließlich: „Ich flüchte vor deinem Bruder"

„Was denn auch sonst?", stellte Regulus fest und fing an zu lachen.

Als Kinder, wenn wir Fangen spielten, war ich immer zu Regulus gerannt, um mich bei ihm zu verstecken. Es hatte zwar nie wirklich etwas gebracht aber lustig war es trotzdem.

„Wirst du zum Ball gehen?", fragte er mich dann.

„Welcher Ball?", fragte ich kurz verwirrt.

„Na, der Maskenball bei den Malfoys nächsten Samstag.", meinte er und ich gab einen Laut von mir, der ihm klar machte, dass ich mich wieder erinnerte.

Die Malfoys veranstalteten nahezu jede Woche einen Ball, da konnte man schon einmal verwirrt sein. Vor allem, wenn man so gut wie jede Woche einfach ignorierte, dass einer stattfinden würde.

„Wirst du hingehen?", stellte ich Regulus schließlich als Gegenfrage.

„Eigentlich ja, aber man soll in Begleitung kommen und es ist ein Maskenball, wie bereits erwähnt.", gestand er mir und sah mich hoffnungsvoll an, doch ich verstand erneut nichts.

„Auf was willst du hinaus, Reg?", wollte ich schließlich wissen.

„Naja, willst du vielleicht hingehen? Mit mir?", sprach er endlich Klartext und ich entgegnete erst einmal nur mit einem: „Oh."

„Du musst nicht, wenn du nicht willst. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, immerhin ist es schon immer recht schnöselig und meine Eltern werden ja auch kommen und-...", plapperte er nervös los, doch ich unterbrach ihn: „Ja, ich will mit dir dort hingehen."

Eigentlich entsprach dies nicht ganz der Wahrheit, aber ich wollte Regulus nicht verletzen. Außerdem musste ich unbedingt herausfinden wieso er dieses Buch laß.

Gerade als Regulus noch etwas sagen wollte, kam Narcissa um die Ecke und meinte: „Da bist du ja! Dein komischer Cousin sucht dich, ihr habt jetzt Zaubertränke bei Professor Slughorn."

Dann blickte sie zu Regulus und sagte aufgebracht: „Ihr braucht euch langsam nicht mehr zu wundern, wieso die ganze Schule denkt ihr wärt zusammen, wenn ihr allein im letzten Eck der Bibliothek herumhängt."

Damit ging sie und ließ und beide peinlich berührt stehen.

„Bis dann, Regulus.", verabschiedete ich mich von ihm, was er mit einem leichten Nicken entgegnete, bevor ich mich auf den Weg zu Zaubertränke machte.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt