II. Glasige Augen

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2. Oktober 1975

„Du solltest dich echt langsam gegen die Idioten wehren.", warf ich ein, als Severus und ich zurück zum Gemeinschaftsraum liefen, doch er antwortete mir nur mit einem düsteren Blick, bevor er die Tür zum Raum für mich aufhielt.

„Das geht dich nicht einmal im Geringsten etwas an.", murmelte er leise und kalt, bevor er sich auf einer der grünen Ledergarnituren niederließ.

„Ich bin deine Cousine, also geht mich das in einem gewissen Grad doch etwas an, Sev.", entgegnete ich ihm seufzend, bevor ich mich in dem Sessel gegenüber von ihm fallen ließ.

„Nenn' mich nicht Sev."

Erst jetzt bemerkte ich wie dunkel die Schatten unter seinen Augen doch waren. Er sah überhaupt nicht mehr aus wie früher. Das blasse und dennoch fröhliche Gesicht war nicht mal mehr ein bisschen zu erkennen. An dessen Stelle war ein grimmiger Gesichtsausdruck, welchen Severus mit einem heftigen Schlag auf dem Tisch auch noch unterstütze.

„Beruhig dich, Severus. Ich hab nur das getan, was man als Vertrauensschüler auch tun sollte.", versuchte ich ihn zu beruhigen.

„Lily hat aber nichts falsch gemacht, Ani.", zischte mich Severus schließlich an, weswegen ich kurz zusammen zuckte aber schnell die Fassung wieder fand.

„Sie hat dich beleidigt und sich James mit Blicken beinahe um den Hals geworfen.", rief ich ihm wieder ins Gedächtnis.

Severus' Gesicht zog sich schmerzhaft zusammen. Natürlich hätte mir bewusst sein sollten, dass meine
Wortwahl in nicht gerade aufmunternd war, dennoch war ich einfach nur ehrlich und beschrieb, was sich vor nicht einmal einer Stunde abgespielt hatte.

„Ich habe sie auch beleidigt, Anastasia.", entgegnete er mir.

„Nenn du mich auch nicht so... Außerdem hast du wenigstens keine Freunde, die sie seit Jahren mobben.", erwiderte ich prompt und dachte, ich hätte seine Argumentation damit untergraben aber damit lag ich falsch.

„Richtig, weil ich keine Freunde habe.", war Severus Antwort, bevor er aufstand und nervös auf und ab ging.

Damit sollte er wohl recht behalten, immerhin war ich das, was er im entferntesten als Freundin bezeichnen konnte.

„Sie sah sauer aus, oder?", fragte er mich schließlich.

Ich nickte lediglich.

„Es ist in Ordnung, Severus. Du hast sie ja nicht absichtlich so genannt, es ist dir einfach herausge-...", versuchte ich ihn weiter aufzubauen, doch er unterbrach mich: „Richtig, es ist mir herausgerutscht und das war der größte Fehler meines Lebens."

„Übertreib nicht...", murmelte ich, bevor mir etwas einfiel, „Du kannst ja versuchen dich bei ihr zu entschuldigen. Auch, wenn ich finde, dass du was besseres als sie verdient hast."

„Tu mir den Gefallen und geh einfach zu deinem Freund, da bist du besser aufgehoben.", murmelte Sev.

„Von welchem Freund redest du?", fragte ich mich ernsthaft verwirrt, da ich keine Ahnung hatte von wem er sprach.

„Black. Also der kleine Black."

„Du glaubst wirklich diesen Gerüchten?", fragte ich ihn erstaunt.

„Natürlich nicht. Ich bin mir nämlich sicher, dass so jemand wie Regulus nicht so dumm wäre mit dir zusammen zu kommen.", murmelte er.

„Danke auch, mein Lieber."

„So war das gar nicht gemeint, tut mir leid.", entgegnete er beschämt.

„Ich bin es von dir doch schon immer gewohnt, dass du Sachen sagst, ohne darüber nachzudenken. Also wenn Lily eine wirklich Freundin ist, dann wird sie dir verzeihen.", antwortete ich ihm und stand nun auch endlich auf.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt