57. Bedeutung der Einsamkeit

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19. Februar 1978

Vor 18 Jahren hatte mein Herz zum ersten Mal auf dem Grund der Erde geschlagen und gerade bereute ich jede einzelne Sekunde, wo es dies weiterhin tat.

Seit über zwei Wochen hatte ich kein einziges Wort mehr mit den Gryffindors gesprochen und so langsam aber sicher begann auch Sirius zu verstehen, dass er mich nicht zum Leben brauchte. Natürlich vermisste ich ihn schrecklich, aber gleichzeitig wusste ich auch, dass es das Richtige war, ihn gehen zu lassen.

Mit Lernen versuchte ich zu verdrängen, was alles geschehen war, da es das Einzige war, was mich, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde aus dem Hier und Jetzt zog. Essen konnte ich auch nicht mehr richtig, da ich mir so starke Schuldgefühle einredete. Ich hatte nichts mehr von Regulus und Mom gehört und so langsam aber sicher bekam ich fürchterliche Angst, was geschehen war. Einzig und allein, weil ich mich nicht beherrschen konnte, mussten die beiden nun meine Sünden begleichen.

Gerade saß ich, wie schon so oft, wenn es mir nicht gut ging, am See und starrte einfach auf das Wasser hinaus. Der Schnee war gerade erst weggeschmolzen und das Gras auf dem ich saß, war immer noch nass aber das war mir relativ egal. Gerade in solchen Momenten wie jetzt, fragte ich mich, wie wohl am Grund des Sees aussah. Welche Kreaturen hausten dort und hatten sie überhaupt ähnliche soziale Strukturen, wie wir es hatten?

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich Schritte hinter mir hörte.

„Alles Gute, Ani.", meinte Lily, welche ich dann anblickte und sah die anderen auffordernd an. „Die Anderen" waren niemand geringeres als die Rumtreiber.

Dankend blickte ich Lily an und wenig später gratulierten mir auch alle anderen, während der Augenblick allein mit Sirius schmerzte.

James war der Einzige, welcher unbegeistert durch die Gegend sah, mir nicht gratulierte und keine einzige Emotion auf seinem Gesicht bemerkbar machte.

Er hatte begonnen mich zu hassen und das merkte man in Allem, was er tat.

„Jetzt gratulier ihr schon!", zischte Lily ihn an, aber er blieb weiter wie angewurzelt stehen und starrte mich an.

„Was ist dein Problem, Potter?", fragte ich ihn genervt und wollte so schnell wie es nur ging wieder allein sein.

„Du bist mein verdammtes Problem.", entgegnete er mir schlicht und verschränkte die Arme vor der Brust.

„JAMES!", zischte Lily.

„Nein, sie soll es ruhig wissen, dass ich mit Mörderinnen nichts zu tun haben will.", grummelte Potter zurück.

Ich lachte daraufhin nur unbeeindruckt auf.

„Es hat keinen Zweck zu jammern, wenn der Trank schon verschüttet ist, Potter.", spuckte ich James beinahe hin, auch wenn ich ihn verstand. Ich wollte schließlich selbst nichts mehr mit mir zu tun haben.

„Fahr zur Hölle, Prince.", meinte er auf einmal ziemlich gereizt.

„Ich warte da auf dich.", entgegnete ich ihm und war auch etwas wütender als gerade.

Er musste schließlich nicht noch mehr in Wunden herum pulen.

„Wie konntest du das nur tun, Ani?", fragte er dann wütend.

„Menschen sind zu Schlimmeren fähig, als sich gegenseitig zu töten, James. Er hat mich entführt, versucht mich Zwangs zu verheiraten und zum Todesser zu machen, hat meine Mutter jahrelang mit einem verbotenen Fluch gequält. Dann hatte er noch versucht mir einen Mord unterzujubeln, obwohl ich noch ein Kind war und hat euch als Versager bezeichnet, die nicht gut für mich sind.", schüttete ich ihm meine Gedanken vor die Füße.

Er seufzte und meinte dann: „Anastasia. Mit deiner Entscheidung war du kein bisschen besser als Edward."

Der hatte gesessen. James hatte mich offiziell mehr verletzt mit seinen Worten als alle anderen Lästerer zusammen.

Ein Schwall an Wut überkam mich, als ich ihn auf einmal anschrie: „Okay, wenn das so ist, dann töte mich. Los!"

Verunsichert sah mich James an. Die Wut stand ihm ebenfalls noch ins Gesicht geschrieben aber dort war auch noch etwas anderes. Angst? Ich wusste es nicht.

Gehässig lachte ich auf und hatte erst jetzt bemerkt, dass ich zu weinen begonnen hatte.

„Weißt du, James? Der Tod will immer, dass du Angst vor ihm hast aber was passiert wenn du ihn wollst? Du musstest dir sicher noch nie Gedanken darüber machen. Mit deiner perfekten kleinen Familie und deinen tollen Freunden. Du hast nie gelernt, was es heißt allein zu sein.", warf ich ihm vor und wischte mir die Tränen weg, bevor ich sie einfach alle zusammen stehen ließ.

Erneut hatte mein Geburtstag in einem Desaster geendet und diesmal leider wegen meinen angeblichen Freunden.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt