67. Onkel Moony

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19. Juni 1981

Ich hatte zum ersten Mal seit Ewigkeiten einigermaßen ohne Albträume durchgeschlafen. Zwar ließen mich meine Gedanken darüber, wie ungünstig unsere Situation zum Familien gründen momentan doch war immer noch nicht los, doch erinnerte ich mich an ein Zitat, welches Mr. Binns im Unterricht öfter gesagt hatte.

Man solle die Toten erst nach dem Krieg zählen."

Zwar sagte er das Ganze sonst, als es um die Schüler ging, welche sich Sekunden nach der Prüfung bereits darüber beschwert hatten, wie schlecht sie doch waren, aber in unserer Situation passte das Zitat wortwörtlich.

Gerade war ich auf dem Weg nach Hause, da ich einige Einkäufe erledigt hatte. Als ich die Tür aufgeschlossen und das Haus betreten hatte, bemerkte ich sofort, dass es verdächtig ruhig war in unserem Haus. Siria hatte in letzter Zeit so zu brabblen begonnen, dass wir jede Sekunde darauf hofften, dass sie ihre ersten Worte sprechen würde. Deswegen wunderte es mich noch mehr, als ohnehin schon, dass ich ihre liebliche Stimme nicht hörte. Auch Sirius war nicht hier, um mich zu begrüßen, wie er es normalerweise immer tat. 

Etwas verwirrt stellte ich also die Einkaufstüte auf den Boden und hing meine Jacke auf, bevor ich auf das Wohnzimmer zu ging und hoffte, dass ich meine beiden Lieblinge dort schlafend auf der Couch finden würde. Als ich sie aber auch dort nicht fand, wurde mein ungutes Gefühl immer größer und ich murmelte immer wieder zu mir selbst, dass ihnen nichts passiert sein konnte, während ich schnell die Treppen hinaufging, in der Hoffnung sie in ihrem Kinderzimmer zu finden.

Ich beruhigte mich wieder etwas, als ich tatsächlich Stimmen aus dem Zimmer hörte und somit vorsichtig die Tür zu diesem öffnete. Was ich dort sah, brachte mich zum Schmunzeln.

Sirius, Remus und Siria lagen auf dem Boden, um sie herum lagen hunderte Blätter und Stifte. Ich beobachtete Siria, wie sie mit einem roten Stift auf dem Papier herumkritzelte und dabei konzentriert die Zunge herausstreckte. Wirklich etwas erkennen konnte man noch nicht auf den Bildern, aber man merkte, wie sie jeden Tag Fortschritte machte.

„Was malst du da?", fragte Remus seinen besten Freund dann vorsichtig, der dann konzentriert lächelnd meinte: „Ani und Siria. Meine zwei Lieblinge."

Siria fing süß an zu lachen, als sie die Stimme ihres Vaters vernahm und legte deswegen ihren Stift weg. Remus' Mundwinkel gingen noch weiter nach oben, als sie es sowieso schon taten, während ich mich noch mehr in Sirius verliebte, als ich es ohnehin schon getan hatte.

„Und was malst du?", fragte Sirius dann seine Tochter, auch wenn er wusste, dass sie wahrscheinlich sowieso nicht richtig antworten konnte.

Doch dann passierte es.

„Moony.", murmelte die Kleine und ich riss erschrocken die Augen auf.

„Was?", fragte ich sie überrascht und lenkte die Aufmerksamkeit deswegen auf mich.

Die Jungs erschreckten sich etwas vor mir, bevor Remus einen freudigen Laut von sich gab und Siria in seine Arme schloss und rief: „Ich wusste es! Du bist absolut mein Patenkind, Siria. Das hast du gut gemacht!"

Siria begann wieder zu lachen, während Sirius und ich, wenn auch enttäuscht, ebenfalls du lächeln begannen.

Ich setzte mich schließlich zu ihnen auf den Boden, wurde von Sirius mit einem Kuss begrüßt und auch Siria gurrte glücklich.

„Tja, wir haben beide verloren.", gestand Sirius geschlagen und lachte dann leicht auf.

„Onkel Moony ist dafür viermal so stolz.", entgegnete Remus glücklich und sah seinem Patenkind liebevoll in die Augen.

Remus schien gerade so sorglos, wie schon lange nicht mehr und mir ging dabei das Herz auf.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt