XI. Schlaflose Nacht

1.2K 77 3
                                    

14. Mai 1976

Es war Mitte Mai. Ein einhalb Monate war es sehr seit dem Treffen mit den Rumtreibern und seit ich das letzte Mal mit Severus geredet hatte. Sieben Monate hingegen war es schon her, seit Severus und ich unfreiwillig in das Geheimnis der Rumtreiber eingeweiht wurde.

Rumtreiber war der Ausdruck, wie die vier Jungs sich nannten, da sie immer viel herumkamen, während sie mordlustigen Remus vor dem Menschen töten bewahrten.

James erklärte mir, dass es sich als Animagi mit Remus immer fast so anfühlte, als würde der Werwolf sie erkennen.

Mittlerweile hatte sich einiges geändert. Ich war nun 16 Jahre alt und hatte mich seit dem Maskenball weder bei meinen Eltern gerührt, noch hatte ich mit Regulus gesprochen, auch wenn ich letzteres eigentlich tun wollte.

Leider hatte ich auch zum letzten Mal vor drei Monaten ein wirkliches Gespräch mit Sirius geführt, denn er mied mich krampfhaft seit dem Treffen am See und dem Vollmond.

Mit James und Peter hatte ich mich mehr oder minder angefreundet, so fern man unsere Nettigkeiten ab und an so nennen konnten.

Mit Remus hingegen war ich mittlerweile so gut befreundet, dass wir fast jeden Tag nach der Schule etwas unternahmen.

Von den Black-Schwestern hatte ich mich fast endgültig entfernt, abgesehen von Andromeda, mit der ich immer noch gut klar kam.

Voldemorts Name war zum ersten Mal namentlich im Tagespropheten gefallen und ich spürte, wie Menschen sich änderten. Regulus und Severus besonders. Zweiter hing nämlich mittlerweile mit den gleichen Zwielichtigen ab, wie Regulus es schon länger tat. Unter ihnen zum Beispiel Barte Crouch Jr., welcher zwei Jahre jünger war als ich.

Sie hänselten regelmäßig Muggelstämmige, wie beispielsweise Mary MacDonald, die in unserem Jahrgang war, und schossen sich somit bei mir ins absolute Abseits. Ich hatte nun schon an die 10 Mal dafür gesorgt, dass sie nachsitzen mussten. Ganz zum Unmut von Regulus und Severus.

Das sechste Schuljahr kam immer näher. Die ZAG-Prüfungen waren somit zum Greifen nahe und genau jetzt litten meine Noten leider unter der verwirrenden Zeit. Ich war doch tatsächlich in Zaubertränke von einem Ohnegleichen auf ein Erwartungen Übertroffen gerutscht, während in Verteidigung gegen die dunklen Künste genau das Gegenteil passiert war. Wahrsager hatte ich abgelegt, da mir mehrfach gesagt wurde, ich würde es in dem Fach nicht reißen und in Muggelkunde stand ich gerade einmal noch auf einem Annehmbar.

Was meine Situation auch nicht gerade besser machte war der Fakt, dass Sirius sich wieder an jedes nur erdenkliche Mädchen heran schmiss und Marlene vor zwei Wochen das Herz gebrochen hatte. Dies besiegelte zwar einerseits meine Freundschaft mit Lily aber andererseits änderte sich dadurch meine Meinung über Sirius noch stärker und das, obwohl es gerade erst besser geworden war. Marlene schien zwar über der ganzen Sache zu stehen und hatte sich auch für ihr Verhalten bei mir entschuldigt aber irgendwie war seit dem alles noch komplizierter.

Dennoch kam es zu dieser einen Nacht, in der sich alles noch mehr änderte.

Ich hatte Albträume gehabt. Sie wechselten immer von dem Ereignis von vor Jahren wegen Esmeralda und dem Versuch von Werwolf-Remus mich zu zerfleischen. Ich hatte diesen Traum ständig, obwohl ich wusste, dass es abwegig war.

Als es aussichtslos erschien, dass ich weiter schlafen konnte, stand ich also auf und tat das, was ich normalerweise tat, wenn ich nicht schlafen konnte. Ich tapste zum Raum der Wünsche und stellte mir einen gemütlichen Platz vor, in dem immer noch Feuer brannte.

Doch bevor ich mich auf die Couch setzen konnte, erschrak ich heftig. Dort lag Sirius und schlief seelenruhig.

Ich seufzte und setzte mich auf das Sofa, welches direkt gegenüber von ihm war und wenige Sekunden später lag ich, eingerollt in meine Decke, da.

Warum auch immer starrte ich Sirius dann an. Er sah aus, als ginge es ihm nicht so gut. Als hätte er Tage nicht geschlafen. Ob es ihm vielleicht leid tat mit Marlene? Ob er überhaupt wegen irgendwas Schuldgefühle hatte?

Ich hatte auf jeden Fall welche und diese beinhalteten, dass ich hier gerade kuschelig warm eingedeckt war und Sirius fror trotz Feuer. Er zitterte nämlich leicht.

Deshalb stand ich erneut auf und legte ihm vorsichtig meine Decke über.

Anschließend legte ich mich zurück auf die Couch und schlief Gott sei Dank ruhig ein.

Am nächsten Morgen wachte ich auf, als die ersten Leute wahrscheinlich schon wieder in die große Halle marschierten. Zur meiner Überraschung war ich mit meiner Decke zugedeckt. Vor mir lag ein Stück Pergament mit krakeliger Handschrift.

„Danke für die Decke.", las ich schließlich und erwischte mich, wie meine Mundwinkel leicht nach oben gingen, bevor ich das Stück hastig in meine Hosentasche steckte und aufstand.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt