62. Es reicht

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28. Dezember 1978

Der kalte Herbstwind von England blies mir um die Ohren, als ich, dicht gefolgt von Mom und Moody, durch die Lüfte schwebte. Meinen Besen hatte ich fest umklammert, während ich versuchte die Todesser, die uns verfolgten loszuwerden.

Einige Monate waren vergangen, seit die Schule zu Ende war und mit jeder Sekunde wurde der Krieg, in dem wir uns befanden, immer und immer schlimmer.

Ich hatte eine Auroren-Ausbildung begonnen, da Moody mich überzeugt hatte und gekonnt unter seine Fittiche nahm. So sehr ich es auch versuchte, wusste ich dennoch, dass ich mich wahrscheinlich nicht für eine solche Ausbildung entschieden hätte, wenn es die Umstände nicht erfordert hätten.

Nachdem es aussichtslos erschien, dass wir sie abwimmeln konnten, landeten wir im Hof einer Burgruine. Die Umstände waren ungünstig, denn lediglich eine Ecke war noch gemauert, während der Rest den Blick in die Tiefen preisgaben.

„Na sieh mal einer an, wen haben wir denn da?", hörte ich die Stimme des einen Todessers und erkannte sofort Dolohov. Dieser war in Begleitung von Rosier.

„Drei gegen eins. Findet ihr nicht, dass es so etwas unfair ist?", fragte Dolohov noch gekünstelt verletzt, bevor die Lichtblitze losgingen.

Einen Zauber nach dem anderen wehrten wir ab, doch es dauerte nicht lange, da merkten wir, wie mächtig Dolohov wirklich geworden war.

Ein gekonnter Lichtstrahl glitt durch die Luft und wenig später hörte man, wie ein Körper auf den Boden knallte. Ich brauchte einige Sekunden, bis ich realisierte, wer es war.

„Mom!", brüllte ich schließlich und wollte auf sie zu rennen, doch Moody hielt mich gerade noch rechtzeitig davon an, denn einige Millimeter vor mir zischte ein weiterer Lichtstrahl vorbei.

Lange Zeit zum Realisieren, wie aussichtslos unsere Situation wirklich war, hatte ich aber auch nicht, denn mit einem weiteren Schlag klappte Moody zusammen und schrie auf.

Rosier lachte hämisch. Er hatte dem armen, eh schon gezeichneten, Mann doch tatsächlich einen Teil seiner Nase weggefetzt.

Ich war nun also alleine und duellierte mich mit den gleichen Menschen, die mich von allen Todesser bis jetzt am meisten gequält hatten.

Ich hielt mich wacker, doch irgendwann hatten die beiden mich umzingelt. Ich war eingeschlossen zwischen den Mauerstücken. Rechts von mir stand Rosier nah bei mir und hielt seinen Zauberstab geradewegs auf mich gerichtet. Vor mir stand Dolohov und hat das Gleiche.

„Geb doch endlich auf, Prince. Du hast verloren.", keifte Dolohov und ich begann zu überlegen.

War es das wirklich? Nein.

Mit einer gekonnten Handbewegung hatte ich Rosier blitzschnell den Zauberstab aus der Hand gerissen und riss ihn mit einem grünen Lichtstrahl in den Tod.

„Stupor!", schrie ich dann so laut ich konnte und schon lag Dolohov ebenfalls bewusstlos am Boden.

Moody hatte sich in dieser Zeit wieder auf die Beine gebracht und sah mich fertig an.

Ich ignorierte ihn jedoch und rannte geradewegs zu meiner Mutter, welche keuchend am Boden lag.

„Mom! Es ist okay. Alles wird gut.", versuchte ich sie zu beruhigen, auch wenn die Blutlache um sie herum immer größer wurde und sogar aus ihrem Mundwinkel lief etwas davon.

Mom sah mich aus matten Augen heraus an und mit jeder Sekunde fiel es ihr schwerer zu atmen.

„Atme, Mom. Einfach Atmen.", brabbelte ich, doch ihre Augen wurden schwerer.

„Mom, mach die Augen auf. Alles wird gut!", sagte ich panischer und meine Sicht begann zu verschwimmen.

„Komm schon.", flüsterte ich.

Doch dann spürte ich, wie sie meine Hand ganz kurz drückte und einatmete.

Doch sie atmete nicht mehr aus.

Sie war tot.

„Nein, nein, nein. Mom! Mach die Augen auf! Atme!", kreischte ich und begann schlimm zu weinen. Mein Herz fühlte sich an wie aus meinem Körper gerissen.

Eine Hand fasste an meine Schulter.

„Wir müssen los, bevor Dolohov wieder aufwacht.", meinte Moody sanft.

„Aber Mom...", murmelte ich leise, doch wusste bereits selbst, dass es keine andere Lösung gab.

Ich packte also meinen Besen und wenig später standen wir im St. Mungos, wo uns Remus und Sirius erwarteten, die sich in der Luft von uns getrennt hatten.

Moody ging geradewegs zu Schwestern um sich mit seiner Nase helfen zu lassen.

„Ani!", hörte ich Sirius sagen, doch fühlte es sich an, als wäre er mehrere hundert Meter weg.

Ich spürte, wie sich Arme um mich schlossen und wenig später trat Remus in mein Sichtfeld.

Er schien zu bemerken, dass etwas nicht stimmte.

„Was ist los?", fragte er sanft.

„Sie ist tot.", murmelte ich leise aber die Jungs verstanden mich.

Stumm umarmten mich beide fest.

„Ich werde aufhören.", meinte ich monoton, während die Jungs sich von mir lösten.

„Was?" - „Ich werde die Auroren-Ausbildung abbrechen."

„Bist du dir sicher?", fragte Sirius leise und strich mir über die Wange.

„Ich werde nicht noch einmal dabei zusehen, wie jemand, den ich liebe, stirbt.", meinte ich bestimmt und Sirius begann verständnisvoll zu nicken.

„Braucht ihr noch Hilfe? Ansonsten sollten wir alle eine Runde schlafen.", meinte Remus dann und wir nickten.

Zügig verabschiedeten wir uns von einander und apparierten dann nach Hause.

Wenig später lagen Sirius und ich im Bett und ich klammerte mich so sehr an ihn, wie ich nur konnte. Niemand sollte mehr sterben.

Es war genug.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt