55. Schwäche

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27. Januar 1978

Schwer gingen meine Augen auf und zu während ich mit leerem Blick gegen die Wand starrte, die in den letzten Tagen noch kahler und bedrückender wurde. Ich hatte nichts gegessen seit ich hier war, aus Angst, dass mein Vater mich wieder unter Trank setzte.

Die letzten Tage waren schwer. Ich vermisste meine Freunde und vor allem Sirius so sehr, während ich mich von einem pompösen Kleid ins nächste quetschte, während mein Vater bewertete, wie sehr sie ihm gefallen, während ich mich immer weiter verlor.

Kein einziges Wort hatte ich mehr mit ihm gesprochen und gestern war ich doch tatsächlich erschrocken, als ich mich im Spiegel gesehen hatte. Meine Haare waren strohig und der Fakt, dass mein Vater immer wieder betonte, wie sehr er meine Haare liebte, brachte mich dazu die mittlerweile hüftlange Mähne immer mehr zu verabscheuen.

Ich war zwar nur ein paar Tage weg, aber es fühlte sich an wie Jahre und das Haus, was einst mein Zuhause war, fühlte sich schlimmer an, als ich mir Askaban jemals vorgestellt hatte. Dazu kam der Fakt, dass ich trauerte, dass scheinbar niemand meiner Freunde auch nur etwas Schlimmes ahnte und mir zu helfen versuchte.

Ich stand auf und sah die Hülle, die einst ich war, erneut im Spiegel an. Eines musste meinem Vater zugutehalten. Er wusste, wie er Menschen in der kürzesten Zeit brach aber, dass er so herzlos war und dies seiner eigenen Tochter antat, hatte ich in meinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Er war nicht immer so gewesen. Er war einmal ein guter Mann gewesen und hatte alles für seine Familie getan. Jetzt war er nur noch ein Schatten seiner selbst und hatte alle Menschen, die ihn jemals geliebt hatten, mit in den Abgrund gerissen.

Es klopfte an der Tür aber ich antwortete, wie schon so oft, wieder nicht.

Die Tür öffnete sich, wie schon so oft, ohne, dass ich es wollte und erst sah ich Regulus, welcher durch die Tür lugte.

„Verschwinde.", krächzte ich und war überrascht, dass ich meine Stimme so rau anhörte.

„Ich denke, dass willst du nicht.", murmelte er und trat dann zu Seite, um eine Gestalt zum Vorschein zu bringen, bei der ich mich beinahe kneifen musste, um zu glauben, dass sie wirklich hier war.

„Sirius...", murmelte ich überrascht und schon wenig später war er auf mich zu gerannt und hatte mich so fest in seine Arme geschlossen, dass man hätte meinen können, es wäre das letzte Mal für eine Ewigkeit gewesen.

„Ich hab dich so vermisst...", murmelte er in meine spröden Haare.

Ich nickte leicht und merkte, dass ich vor Glück weinte, bevor ich mich von ihm löste und geradewegs in die Augen seines kleinen Bruders sah.

„Regulus...", murmelte ich und fiel ihm so gleich in die Arme.

„Ich wusste es... Ich wusste, dass du das Richtige tust.", murmelte ich in seine Halsbeule und merkte, wie er kurz ein wenig fester drückte.

Da drückte er mich leicht von sich und strich mir über die Wange, bevor er murmelte: „Ihr müsst gehen... Bevor Edward wieder kommt."

„Mein Zauberstab.", sagte ich mit fragendem Unterton und so gleich zückte ihn Regulus und gab ihn mir mit den Worten: „Er war im Schlafzimmer versteckt."

„Danke.", murmelte ich leise und wollte gerade noch etwas sagen, doch da hörten wir, wie eine Tür ins Schloss fiel und erstarrten für einige Sekunden.

„Verschwindet schon...", murmelte Regulus bestimmt.

Ich sah zwischen ihm und Sirius hin und her.

„Nein, ich hab da eine bessere Idee.", meinte ich dann und deutete den Jungs mir mit Zauberstäben zu folgen.

„Impendetia!", gab ich von mir, als wir direkt vor meinem Vater zum Stehen blieben und verlangsamte ihn so.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt