XLV. Gefühle

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17. Juni 1977

Zwei Monate.

Solange war es her, seit ich das letzte Mal mit Sirius allein gesprochen hatte.

Es war eine seltsame Situation, da es nicht so wirkte, als wäre irgendetwas anders, lediglich als hätten wir alles mit unserem Streit pausiert.

Irgendwie scheint es nicht anders zu sein wie vorher sondern eher pausiert. Dennoch merkte ich, wie es jeden Tag mehr schmerzte, wenn unsere Blicke sich kreuzten und nichts weiter außer eine Begrüßung fiel oder wenn ich ihn zusammen mit Mary sah, mit welcher er momentan sehr viel unternahm.

Ich im Gegenzug versuchte mich mit Regulus abzulenken. Wir hatten wieder etwas zueinander gefunden und wir trafen uns momentan täglich zum Reden im Gemeinschaftsraum. Wir umgingen dabei gekonnt das Thema Voldemort und schienen beide etwas Ruhe im jeweils anderen zu finden.

Heute waren wir nach dem Unterricht zu Regulus nach Hause gegangen, da er mir etwas auf dem Klavier vorspielen wollte und seine Eltern nicht zu Hause waren. Kreacher hatte er überzeugen können, nicht zu verraten.

So saßen wir also am großen Flügel im Wohnzimmer der Blacks und Regulus ließ die Finger über die Tasten tanzen.

Ich war absolut fasziniert wie gut Regulus Klavier spielen konnte und musste dabei an unsere Kindheit denken. Sirius hatte immer auf den Tasten herumgeklimpert und wir hatten gelacht, wenn es sich besonders doof angehört hat. Mir wurde warm ums Herz und gleichzeitig wurde ich so unglaublich traurig, wenn ich an Sirius dachte.

„Ist alles in Ordnung?", fragte mich Regulus auf einmal besorgt und hörte auf zu spielen.

Ich nickte und murmelte: „Ich hör dir einfach nur gerne zu, Reg."

Dankend blickte er mich an, bevor er zögerlich weiterspielte und mich somit, Merlin sei Dank, wieder mit meinen Gedanken alleine ließ. Ich begann den jüngeren Bruder von Sirius von der Seite zu mustern und merkte, wie ich wieder trauriger wurde.

Er sah so fertig aus. So müde und ausgelaugt. Es war nicht mehr viel von dem Regulus übrig, welchen ich aus meiner Kindheit kannte.

Regulus hatte scheinbar gemerkt, dass ich ihn ansah, weswegen er mir auch in die Augen blickte. Im Vergleich zu Sirius warmen grauen Augen, waren Regulus strahlend blau.

„Bist du dir wirklich sicher, dass alles okay ist?", fragte mich Regulus und lachte unsicher.

Ich nickte nur leicht und lächelte ihn vorsichtig an, in der Hoffnung, er würde nicht weiter nachfragen, denn sonst wäre unser Tabuthema unausweichlich.

Als Regulus mir aber vorsichtig über die Wange strich, merkte ich, dass mir unwohl wurde und ich stand schnell auf.

„Ist es okay, wenn ich einmal in Sirius Zimmer sehe?", wollte ich von Regulus wissen und hatte damit erfolgreich von geschehenen abgelenkt.

„Ja...Ja natürlich. Aber nicht zu lange, wir müssen langsam wieder los.", murmelte Regulus und erinnerte mich daran, dass seine Eltern bald nach Hause kommen sollten.

Ich nickte und schlich dann die Treppen nach oben. Seine Tür ging nur noch schwer auf und quietschte fürchterlich.

Alles sah noch fast genauso aus als damals. Sogar sein Mobile hing noch hier. Es waren lediglich einige Bilder aus Muggel- Zeitschrift und Motorrädern hinzugekommen, wahrscheinlich um seine Eltern zu nerven.

Es lies mich lächeln und gleichzeitig wurde ich wieder traurig. Ich musste ihn wieder sehen und mit ihm reden. Ich war in ihm verliebt und ihn so lange nicht zu sprechen zerriss mich innerlich.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt