52. Elvendork

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25. November 1977

Kalter Wind blies mir ins Gesicht, während ich versuchte die Augen soweit offen zu halten, wie es gerade nur ging. Alles, worauf ich mich haargenau konzentrieren konnte, war James und Sirius nicht zu verlieren, welche einige Meter vor mir auf dem Motorrad meines Freundes durch die Straßen Londons rasten und gekonnt um einige Fahrzeuge herumschlängelten.

In der Dunkelheit fuhren wir in Windeseile um so einige scharfe Kurven und versuchten verzweifelt von etwas wegzukommen. Für Muggel mag es so ausgesehen haben, als ginge es um die zwei Polizisten hinter uns, welche in ihrem Auto hinter uns her waren, aber uns interessierte nur etwas, was sich einige Meter hinter ihnen am Himmel abspielte.

„Hey!", hörte ich den einen Polizisten wieder schleierhaft rufen, da ich den Wind so an meinen Ohren deutlich lauter hörte.

Wieder bogen wir um eine Kurve, doch leider hatten wir dabei nicht bedacht, dass einfach durch eine Stadt zu rasen irgendwann zur Verirrung führen würde und so sah ich in weniger als 200 Metern eine Mauer, weswegen ich in die Eisen ging, genauso wie die Jungs vor mir.

Ich seufzte laut, als wir glücklicherweise etwa fünf Meter vor der Wand, welche uns garantiert ins Krankenhaus gebracht hätte, zum Stehen kamen. Trotzdem war ich nicht beruhigt, denn wir waren nun gefangen zwischen der Steinmauer und dem Polizeiauto, welches uns fast den kompletten Weg zurück versperrte. Mit viel Glück würden wir an ihnen vorbeikommen aber dazu mussten wir ein Ablenkungsmanöver starten.

Da die Polizisten auch nicht gerade die dünnsten waren, hatten sie doch tatsächlich Mühe aus dem Auto herauszukommen. Um ehrlich zu sein hatte dies das Bild der knallharten Cops etwas zerstört aber dennoch saßen wir in der Patsche und dabei waren die Männer vor uns das wenigste Problem.

Wir waren nämlich nicht umsonst so gerast. Vor einer halben Stunde sind wir von einem Orden-Treffen, welches im Geheimen in einem Pub stattgefunden hatte, losgefahren und leider von drei Todessern überrascht worden, welche uns auf Besen verfolgten.

„Steigen Sie vom Motorrad!", schrie uns der linke Officer an, welcher auf seinem Hemd Fisher eingenäht hatte.

Ich tat wie er sagte und sah währenddessen auf Sirius und James, welche in das Blaulicht des Polizeiwagens getaucht waren und leicht überfordert grinsten. Dieses Grinsen hätte man aber auch fast so deuten können, als würden die Jungs es genießen.

Ich versuchte den Blick des anderen Officers zu deuten, welcher James unangenehm anstarrte. Ich stellte mir vor, wie er ihn gerade als rebellierenden Freund seiner Tochter sah, welches durchaus nicht abwegig war, denn er, genauso wie Sirius, trug er ein Shirt von irgendeiner x-beliebigen Rockband, die Lily ihnen gezeigt hatte.

„Keine Helme!", schrie der Officer aufgebracht und schüttelte den Kopf, „Überschreitung des Tempolimits um - um einen beträchtlichen Betrag!"

„Tut uns leid, Mr.-...", James musterte sein Hemd, „Mr. Fisher, wir würden unglaublich gerne mit Ihnen plaudern, aber-..."

Der Officer unterbrach ihn: „Jetzt werden sie mal nicht frech, Mister!"

„Sie sind in großen Schwierigkeiten!", grummelte der andere, dessen Name Anderson war.

„Namen!", forderte uns Fisher auf.

„Namen?", fragte Sirius verwirrt, „Äh... naja... Mal sehen. Da gäbe es Wilberforce... Bathseba ... Elvendork ..."

„Und das Beste daran ist, dass Sie den letzten Namen für einen Jungen oder ein Mädchen verwenden können!", unterstützte ihn James und rückte seine Brille unschuldig lächelnd zurecht.

„Jungs! Er meinte unsere Namen!", berichtigte ich die beiden, als ich sah, wie Andersons Gesicht vor Wut so strotzte. Dennoch konnte ich ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken.

Mein Blick scannte nebenbei aber immer weiter die Umgebung, aus Angst, dass sich die Todesser bald blicken ließen.

"Oh! Das hätten Sie aber dazu sagen müssen! Das ist James Potter und ich bin Sirius Black!", gestand Sirius dann den Polizisten, „Und das da drüber ist meine Freundin Anastasia Prince!"

„In wenigen Minuten wird euch das Grinsen schon noch vergehen, ihr frechen-..."

Doch weiter konnte ich dem Polizisten nicht zuhören, denn mein Blick lag wachsam auf etwas, was sich wenige hundert Meter am Horizont zeigte.

„Verdammt.", murmelte ich nervös und sah zu den Jungs, welche ebenfalls wachsam wie Wachhunde auf die fliegenden Objekte weit hinter Fisher und Anderson starrten.

Fast synchron fassten wir alle an unsere Zauberstäbe, welche die Officers bestimmt kurzzeitig für Waffen hielten, doch dies war uns egal.

Auch egal war uns, dass diese unschuldigen Muggel uns wahrscheinlich gleich zaubern sehen würden.

„Schlagzeugsticks? Wirklich jetzt?", lachte Anderson, „Richtige Scherzkekse haben wir hier, nicht w-..."

„Stupor!", schrie ich und ein Lichtblitz zischte an den Männern vorbei, doch leider verfehlte er die Männer auf den Besen.

Die Polizisten sahen sich verwirrt an, drehten sich um und wenige Sekunden später taumelten die Beamten erschrocken zurück, als die drei Todesser ebenfalls einen Lichtblitz über sie hinweg zauberten.

Da die Jungs versuchten die Todesser abzuhalten und dabei auch scheiterten, schoss mir eine Idee in den Kopf.

„Gehen Sie aus dem Weg!", schrie ich die Männer in Uniformen an und diese gehorchten mir ohne weiter nachzudenken, da sie immer noch zu verwirrt und schockiert waren.

Fishers Beine gaben sogar nach und er kippte auf den Boden, während Anderson anschließend über dessen Füße stolperte und dennoch sahen die Männer immer noch auf die Besenflieger.

Ich atmete tief durch, bevor er ich mit einem Zauber das Auto gerade im rechtzeitigen Moment anhob und wenig später hörte man ein Donnern.

Die Todesser waren gegen das Auto geknallt und ohnmächtig zu Boden gegangen, während die Besensplitter nur so um uns peitschten.

„Bei Merlins Bart! Ani, ich liebe dich!", stieß James aus und Sirius schlug ihn dafür gegen die Brust, bevor wir uns wieder auf unsere Bikes setzten, „Das war mein Spruch!"

„Entschuldigen Sie.", sagte ich zu Fisher, wessen Mund offen stand, „Wir müssen leider los!"

„Wir schulden Ihnen was!", rief James ihnen dann entgegen und grinste sie an.

"Ja, es war schön sie kennengelernt zu haben!", unterstützte Sirius ihn und gab einmal im Stand Gas.

„Und vergessen Sie nicht: Elvendork! Es ist Unisex!", meinte James noch einmal, bevor wir Gas gaben und mit einem erschütternden Knall gingen unsere Räder in die Lüfte, während wir die zwei Officers Fisher und Anderson in ihrem Unglauben zurückließen.

Während ich also so in den sternenbedeckten Nachthimmel blickte, hoffte ich weder sie, noch die Todesser in meinem Leben jemals wieder zu sehen und merkte, wie ich jetzt schon keine Lust auf die Konsequenzen hatte, die dieser Vorfall mit sich zog.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt