XIV. Anilein

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23. Mai 1976

Es waren wieder ein paar Tage vergangen, seit der Ball angekündigt wurde und meine Vermutung hatte sich bestätigt. Alle meine Freundinnen hatten bereits ein Date und auch Remus, Peter und James waren bereits reserviert. Während James offensichtlich Lily gefragt hatte, gingen Peter und Remus mit Mädchen aus Hufflepuff, die ich beide noch nie gesehen hatte.

Sirius hatte ich seitdem Tanzkurs von McGonnigal auch nicht mehr gesprochen aber wahrscheinlich hing er schon wieder am nächsten Mädchen.

Zumindest war es das, was die Leute so über ihn erzählten. Ich kannte diese Seite von Sirius zugegebenermaßen nicht. Alles was ich von ihm kannte, war sein vier- bis sechsjähriges Ich und das, was nun versuchte sich zwischen uns aufzubauen. Diese „Player"-Seite von ihm kannte ich nur im Entferntesten durch Marlene und auch wenn es gut zu ihm passte, wollte ich das nicht so ganz mit meinem Bild von ihm vereinbaren. Ich schien sich etwas geändert zu haben seit dem Gala-Ball.

Mit Marlene hatte ich gestern auch gesprochen und sie meinte, dass sie relativ schnell bemerkt hatte, dass Sirius und sie nicht für einander geschaffen waren. So richtig abkaufen wollte ich es ihr zwar nicht aber das Gegenteil beweisen konnte und wollte ich auch nicht, weswegen ich es einfach hinnahm.

Ich saß nun wieder hier. Mitten in der Nacht im leeren Raum der Wünsche und starrte ins Feuer. Ich wollte eigentlich einfach nur schlafen aber der Fakt, dass ich hier saß und meine Decke um mich gezogen hatte, brachte mich wohl auch nicht wirklich weiter.

„Wieder Albträume?", hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir sagen und erschrak heftig. Natürlich war es Sirius.

„Woher willst du wissen, dass ich Albträume hab und woher weißt du, dass ich hier bin?", murmelte ich müde.

„Augenringe bis zum Boden, nachdenklicher Blick aber dennoch ständig müde und ich wusste nicht, dass du hier bist. Ich kann nur auch nicht schlafen.", entgegnete er mir schlicht.

„Ich wusste gar nicht, dass du auf deine Mitmenschen achtest.", grummelte ich und fragte mich, wieso ich letzter Zeit eigentlich nur noch auf ihn traf.

Als er nicht antwortete, wurde die Stille etwas unangenehm, weswegen ich mich räusperte.

„Ja?", Sirius sah mich gespannt an und wartete, dass ich weiter redete, während ich meine Decke wie ein Cape um mich schmiss.

Irgendwie fühlte es sich an, als würde etwas in meinem Gehirn meine Fähigkeit zu sprechen blockieren.

„Vergiss es.", stammelte ich schließlich und sah wieder in die Flammen die ruhig vor sich hin knisterten.

Er lachte kurz auf, bevor er sich auf die Couch setzte, auf welche er geschlafen hatte und saß mir somit direkt gegenüber.

Irgendwie wollte ich mit ihm reden und ihm sagen, dass es mir unangenehm war, hier mit ihm zu sein wegen Marlene und der Sache mit Remus aber ich wollte auch nicht lügen, da ich mich eigentlich auf gewisse Art und Weise ganz wohl fühlte bei dem Gedanken, dass Sirius hier war.

„Es ist nur...", murmelte ich wieder und Sirius zog die Augenbrauen nach oben.

„Willst du noch sprechen oder soll ich wieder so tun, als hättest du nichts gesagt?", meinte er dann nach einiger Zeit.

Ich seufzte und zog die Decke über meinen Kopf aus Scham.

Ich hörte, wie er sich neben mich setzte und murmelte deshalb: „Ignorier mich bitte einfach."

„Wie könnte ich nur jemand so hinreißenden wie dich ignorieren? Das geht doch überhaupt nicht!", scherzte er, weswegen ich nur noch mehr in mir zusammen sackte.

„Ich kann dich gut ignorieren.", entgegnete ich grummelnd und hörte ihn wieder leicht lachen.

„Deswegen musst du dich auch unter deiner Decke verstecken.", stellte er fest, „Ich mag sie übrigens."

„Wen?", fragte ich schließlich wie aus der Pistole geschossen und kam unter meiner Decke hervor.

„Deine Decke. Sie riecht nach dir.", murmelte er und grinste mich an.

„Oh."

„Wäre bestimmt ein schönes Gefühl mit dir darunter zu kuscheln, Anastasia.", sagte er dann und grinste wieder schief.

Ich schlug ihm daraufhin gegen die Brust und meinte: „Geh wieder auf deine Seite, Black!"

„Ist ja gut!", entgegnete er hastig und setzte sich wieder auf die andere Couch, während ich mich zudeckte und von ihm wegdrehte.

„Gute Nacht, Sirius."

„Gute Nacht, Anilein."

„Bitte was?", entgegnete ich und drehte mich wieder in seine Richtung.

„Anilein, dein neuer Spitzname.", murmelte er und legte sich ebenfalls.

„Nenn' mich nicht so!", grummelte ich und schmiss ihm meine Decke ins Gesicht.

„Alles klar, Anilein.", antwortete er und deckte sich kurzerhand mit meiner Decke zu.

„Was soll das? Du musst sie zurück werfen!", keifte ich ihn fast an.

„Keine Lust, aber wenn du willst, kannst dich gerne zu mir legen. Ich werde ich schon nicht beißen.", murmelte er schläfrig.

Erst jetzt sah ich seine müden Augen richtig. Ich fragte mich wieso er nicht einfach schlafen konnte. Was bewegte ihn so spät nachts schon?

Ich grummelte.

„Ani, ich mein es Ernst. Ich werde mich nicht in eine Hund verwandeln und dich beißen... Außer du willst es unbedingt.", scherzte er.

Ich seufzte und stand schwungvoll von meiner Couch auf, um mich zu ihm zu legen.

Schnell hatte er die Decke über mich gelegt.

Ich versuchte zwar so viel Abstand wie möglich zu ihm zu halten aber die schmale Couch machte es fast nicht möglich.

Plötzlich glitten Sirius' Finger an meine Hüfte und schon bald lag sein Arm fest um mir.

Wir waren beide am wegnicken, als mir plötzlich noch etwas einfiel: „Nur, dass du Bescheid weißt. Ich bin nur nicht mit meiner Decke weggerannt, weil ich mich doch tatsächlich etwas wohl fühle."

Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, während er lachte, weswegen ich Gänsehaut bekam.

„Das ist schön zu hören.", entgegnete er dann.

„Gute Nacht, Anilein.", murmelte er etwas später.

„Gute Nacht, Schnuffel.", antwortete ich.

Wenn er mir schon dumme Spitznamen gab, konnte ich dies wohl auch tun.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt