60. Ich liebe dich

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10. März 1978

„Alles Gute zum Geburtstag, Remus.", murmelte ich ihm ins Ohr, als wir im Raum der Wünsche angekommen waren und er bedankte sich.

Zwar hatte ich mich vor einigen Stunden mit James vertragen, aber der Fakt, dass Sirius und ich uns ebenfalls noch aussprechen mussten, hatte sich nicht auf magische Weise in Luft aufgelöst.

„Danke, Ani. Schön dich zu sehen.", entgegnete mir Remus und zwinkerte mir dann breit lächelnd zu. Er hatte scheinbar schon etwas getrunken und genau das war nun auch mein Plan.

Dadurch, dass ich nicht so recht wusste, wie ich mich meinen Freunden annähern sollte, befand ich mich zwei Stunden später mit Marlene auf der Tanzfläche und schrie mir die Seele aus dem Leib zu einem Lied nach dem anderen. Währenddessen trank ich immer weiter vor mich hin, bis ich schließlich doch ziemlich stark betrunken war.

Irgendwann durch Zufall kreuzten sich mein und Sirius Blick und so begann ich nachzudenken. Irgendwie konnte man schon immer davon reden, dass unsere Beziehung seltsam war. Auch wenn wir eigentlich zusammen waren, gab es Tage an denen wir es fast nicht aushielten mit dem anderen in einem Raum zu sein. Wir waren immer mehr als beste Freunde gewesen, schon als Kinder und auch wenn ich mich manchmal fragte, ob es das Richtige war, mit ihm zusammen zu kommen, gab es nicht einmal eine kleine Sache in meinem Körper, die mich vom Gegenteil zu überzeugen versuchte. Auch wenn wir vielleicht nicht so anhänglich waren, wusste ich ganz genau wie ich für ihn fühlte. Deswegen musste ich auch so schnell wie nur möglich unsere Unstimmigkeiten aus der Welt schaffen.

Der Fakt, dass Sophie Preston sich gerade auch einmal wieder mit ihm unterhielt, trug mich noch schneller zu ihm, als ich es vielleicht wollte.

„Wir müssen reden.", meinte ich bestimmt und fasste ihn sanft am rechten Oberarm.

„Hallo? Siehst du nicht, dass ich mich gerade mit ihm unterhalte?", keifte mich Sophie an, weswegen ich sie sauer anblickte.

Mein Blick muss ihr wohl genügt haben, denn etwas eingeschüchtert hob sie abwehrend die Hände und ging dann weg.

Sirius sah mich grinsend an. Er hatte deutlich weniger getrunken als ich aber das war mir relativ egal, als ich ihn geradewegs aus dem Raum der Wünsche zog.

So standen wir an der selben Stelle, wie damals an meinem siebzehnten Geburtstag auch.

„Ich sollte dich dringend ins Bett bringen, Ani.", stellte er fest und strich mir über dem Arm, aber ich schüttelte vehement den Kopf, bevor ich ihm antworte: „Ich werde gerade nirgendwo mit dir hingehen."

Die Worte purzelten etwas unsauber aus meinem Mund und alles, wozu mich der Alkohol brachte, war einen kindischen Schmollmund zu ziehen, aber nicht zu meinem eigentlichen Ziel. Aus irgendeinem Grund musste mir natürlich genau jetzt einfallen, dass er wieder mit Sophie gesprochen hatte. Hatten Sie das öfter getan, während ich nicht bei ihm war? Trafen sie sich? Wollte Sirius überhaupt klären, was passieren sollte?

„Was ist los, Ani?", fragte er sanft und wollte mir über die Wange streichen, aber ich zog mein Gesicht weg. Er schien zu verstehen, was in mir vorging.

„Ist es wegen Sophie?", fragte er mich und lachte dann leicht amüsiert, was mich dazu brachte so düster zu gucken, wie es in diesem Moment nur ging.

„Dann geh doch zu ihr.", brabbelte ich und hatte meinen Plan, mit ihm zu reden wieder vollkommen verworfen.

Diese Rechnung hatte ich aber nicht mit Sirius gemacht, denn dieser zog mich gekonnt zu sich und meinte: „Du musst dir doch überhaupt keine Sorgen machen. Es tut mir leid, wenn es dich gekränkt hat aber zwischen mir und Sophie ist überhaupt nichts."

Ich sah ihn an und mein Blick erweichte wieder etwas, bevor ich murmelte: „Okay."

„Lass uns gehen.", meinte er sanft und hielt mir die Hand hin, welche ich zögernd nahm, bevor wir vorsichtig durch die Gänge schlichen. Immerhin war es bereits nach 22 Uhr.

„Wo willst du denn hin?", fragte ich ihn verwirrt, als er nicht Richtung Kerker abbog, wo sich mein Schlafsaal befand.

„Du kommst mit zu mir.", meinte er leise und zog mich schließlich ins Treppenhaus, durch welches wir dann schlenderten.

Sirius war stets bedacht, dass ich nicht wegkippte, da ich durch meinen Alkoholgehalt leider etwas nach links und rechts wankte. Kurz bevor wir am Portrait der fetten Dame ankamen, meinte er, dass ich seine Krawatte nehmen sollte, welche er, wieso auch immer, zum Feiern anhatte.

„Wen haben wir denn da?", säuselte die fette Dame, als sie uns erblickte, „Ich hoffe doch Sie werden in getrennte Schlafsäle gehen."

Sirius sprach schließlich das Passwort, um Diskussionen zu umgehen und führte mich dann durch das Portraitloch, geradewegs Richtung Treppen.

Als wir im Schlafsaal ankamen, schmiss ich mich geradewegs auf sein Bett.

„Das letzte Mal, als ich hier war, da hat Remus mit mir Schluss gemacht.", erkannte ich, während ich meine Worte in Sirius Kissen murmelte.

Ich spürte, wie er sich neben mich legte und währenddessen lachte.

„Keine Angst, ich werde nicht Schluss machen."

Sofort schnellte mein Kopf in die Höhe. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sirius noch mit mir zusammen sein wollte, nach all dem, was ich getan hatte.

Ich blickte geradewegs in seine grauen Augen und verlor mich in ihnen. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich ohne ihn tun sollte. Ich liebte ihn.

Seine Hand ging zu meiner Wange und strich vorsichtig darüber.

„Ich wollte mich echt nicht in dich verlieben, Ani. Weißt du das? Nachdem, was alles zwischen uns passiert war, damals schon, hatte ich es mir kein bisschen vorstellen können und doch. Irgendwann kam der Punkt, da hast du mich angelächelt. Hast gestrahlt von einem bis zum anderen Auge... Da wusste ich es einfach.", murmelte er leise und strich währenddessen immer wieder vorsichtig mit dem Daumen über meine Wange, während er mich immer weiter in seinen Bann zog.

Ich räusperte mich und sagte ihm schließlich, was ich mir gerade dachte: „Man könnte mir jede andere Person für dich anbieten, ich würde lächelnd ablehnen und sagen, dass dich keiner ersetzen kann."

Millimeter für Millimeter zogen sich Sirius Mundwinkel zu einem Lächeln und da war dieses Strahlen in seinen Augen wieder.

Plötzlich setzten wir beide gleichzeitig an: „Ich-..."

Unsicher lachten wir auf und wurden doch tatsächlich beide etwas rot. Er deutete mir zu reden und ich atmete tief durch.

„Ich liebe dich, Sirius.", sagte ich schließlich also und somit zum allerersten Mal.

Er atmete überrascht ein und lachte dann plötzlich.

Perplex starrte ich ihn an, während er vor sich hin lachte.

„Was ist?", fragte ich verunsichert.

„Genau das wollte ich auch gerade sagen.", meinte er dann und küsste mich.

Als wir uns lösten sah ich ihn entschuldigend an, denn gerade hatte sich etwas anderen in mir gemeldet.

„Ich hasse es, dass dieser Moment jetzt so enden muss, aber ich werde jetzt in euer Badezimmer gehen und die Toilette umarmen.", gestand ich ihm und er begann zu lachen, während ich wackelnd aufstand.

THE LIES || s. blackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt