•Vergessen und vergeben ... ODER?•

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Scheiße, scheiße, scheiße! Ich war bis zu mir nach Hause gelaufen und hatte ganz genau darauf geachtet, dass mich niemand mehr gesehen hatte.
Vielleicht wären sonst noch irgendwelche verrückten Gerüchte in der Schule herumgegangen nach den Ferien und das wollte ich auf jedenfall vermeiden.
Ich betrat unseren Vorgarten und schritt eilig auf das Haus zu.
Ich holte meinen Schlüssel heraus und steckte ihn in das Schloss, nach kurzem Drehen öffnete sich die Tür.
Meine Familie war offensichtlich schon gekommen, kein Wunder. Es war mitten in der Nacht ...
Die Schuhe meiner Mutter und die ihres neuen Freundes standen aufgereiht im Schuhregal.
Meine Oma hatten sie offenbar in ein Hotel verfrachtet ... Auch besser so.
Ich schlich mich die Treppe noch oben, so leise wie möglich und ganz bedacht, niemanden zu wecken.
Dann betrat ich mein Zimmer. Zog noch schnell meine Pulli aus und legte ihn auf den Stuhl, meinen Sport-BH von Calvin Klein behielt ich an.
Ohne zu duschen, Zähne zu putzen, oder Ähnliches zu machen. Ich ließ sogar die Decke weg, denn ich war einfach so verdammt müde, dass ich gleich einschlief.

Geweckt wurde ich von Bohrgeräuschen, die von unten herauf in mein Zimmer drangen.
Ich drehte mich, öffnete aber nicht die Augen.
Es kitzelten mich weder sanft die Sonnenstrahlen, noch wurde ich von einem Im Bett-Frühstück begrüßt.
Ob meine Mum überhaupt wusste, dass ich da bin.
Doch das Bohren hörte nicht auf.
Ich schlug das Kissen gegen die nächst gelegene Wand und stöhnte.
Langsam öffnete ich die Augen und wanderte mit ihnen durch mein Zimmer.
An der Decke blieben sie hängen.
Ich folgte der leichten Linie, eher einem kleinen Riss, der sich bis zu meinem Schrank hinzog und dort hinter der Uhr verschwand.
Ich sollte definitiv Mal wieder die Wand übermalen ...
Dann richtete ich mich auf.
Viel Schlaf hatte ich nicht gehabt ...
Langsam schlich ich zu meinem Schrank und holte einen alten Kapuzen-Reißverschlusspulli raus und zog ihn über, aber ich machte ihn nicht zu.
Danach öffnete ich die Tür und schlich heraus.
Das ohrenbetäubende Bohren wurde immer schlimmer.
Mein Kopf dröhnte zu allem Überfluss auch noch.
Mit schnellen Schritten befand ich mich dann im Wohnzimmer.
Meine Mum war nirgends zu sehen, aber dafür stand Rupert oberkörperfrei auf einer Leiter und hielt einen Bohrer gegen die Wand gedrückt.
Er hatte also den Lärm gemacht.
,,Hi!", sagte ich und wirkte dabei etwas verlegen.
Perplex drehte er sich um.
Er schien überrascht mich zu sehen.
,,Oh hey Lay! Äh ...", er wanderte mit seinen Augen seinen Körper herunter und lächelte dann leicht.
,,Also ... Ich wusste nicht, dass du da bist!", fügte er schnell hinzu, dann sprang er von der Leiter und nahm sich sein Hemd, dass auf der Couch lag zur Hand um es sich schnell überzuziehen.
,,Ach schon gut!", ich kratzte mich am Kopf.
,,Wo ist meine Mum?", fragte ich dann kurz und knapp um auf den Punkt zu kommen.
,,Oh ... die ist schnell zum Baumarkt gefahren!"
,,Was? Hat der überhaupt schon auf?", fragte ich lächelnd.
Er runzelte die Stirn und grinste: ,,Lay! Es ist schon 11!"
Ich hob verwirrt die Augenbrauen: ,,Oh! Schon so spät ..."
Um noch peinlicheres Schweigen zu verhindern ging ich schnell um die Kücheninsel zum Kühlschrank, holte schnell einen Joghurt, eine Banane und die Nougat-Chips, dann noch eine Schüssel, einen Löffel und schlich wieder nach oben.
Peinlich ... peinlich.
Auf meinem Bett ließ ich mich nieder und schnaubte.
Shitt! Wo war eigentlich mein Handy???
Ich richtete mich auf und blickte panisch umher.
In meiner Jacke könnte es nicht sein ... Außer ich hätte es da rein getan und auf dem Weg zurück war es dann rausgefallen, denn die Taschen hatten keinen Reißverschluss ...
Oder-Nein! Nein Lay!
Schnell drehte ich mich wieder um und beschloss es nachher zu suchen.
Erst einmal frühstücken und die Tatsache, dass ich gestern fast vergewaltätigt worden wäre mit Nougat-Chips überspielen.
Ich schnappte mir die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an.
Ablenken war angesagt und danach Duschen, denn ich roch nach jemandem, den ich am liebsten für immer vergessen wollen würde ...

Pauls PoV

Mein Nacken war tod.
Ich könnte ihn bestimmt nie wieder bewegen ...
Kein Wunder, wenn man die halbe Nacht auf einer sehr ungemütlichen Parkbank verbracht hatte.
So ein Schei***!
Mein Kopf dröhnte und mir war arschkalt.
Wo war ich eigentlich???
Ich drehte mich um und mein Kopf blieb an dem Schild ,,Kindergarten" hängen ...
Oh Mann! Ich war tatsächlich nur eine Straße von meinem gemütlichen Bett entfernt und hatte trotzdem hier geschlafen ...
Das konnte auch nur mir passieren.
Ich stand auf.
Okay, alles dreht sich!
Ich setzte mich wieder hin.
Verdammt!
Was war gestern passiert?
Langsam versuchte ich Erinnerungen wieder abzuspielen ...
Da war dieses Mädchen gewesen, komisches Ding!
Läuft mitten in der Nacht hier herum, im Dunkeln ...
Aber okay, ich darf nicht reden.
Und dann ... dann war da noch die Sache mit L-ay!
Shitt! Die Sache mit Lay!
Ich raufte mir die Haare.
Sie war weggelaufen, das wusste ich noch.
Warscheinlich so schnell es geht weg von mir, zu sich nach Hause vielleicht.
Okay, sogar sehr wahrscheinlich war sie nach Hause gelaufen, ich meine HALLO? Nicht jeder sucht sich eine Parkbank zum schlafen, Paul!
Jetzt aber musste ich erst einmal nach Hause ...
Duschen, etwas essen uuund ... FELIX!!! Meine Fäuste ballten sich sofort ...

Bad Boy's HoodieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt