•Der Morgen danach•

445 27 0
                                    

Scheiße dröhnte mein Kopf.
Ich fasste mir an die Schläfen und massierte sie ein wenig.
Warum zum Teufel hatte ich so Kopfweh?
Ich drehte mich um, doch auf einmal, viel es mir wie Schuppen von den Augen.
Was hatte ich gestern getan?
Verdammte scheiße!
Ich schrak hoch.
Leider war dies eine blöde Idee gewesen, denn dadurch dröhnte mein Kopf noch mehr.
Es konnte nicht wahr sein, es dürfte nicht wahr sein!
Ich war gestern in der Nacht doch nicht wirklich noch zu Paul gegangen und ...
Warte mal ... Was war dann?
Ich wusste nur noch, dass ich betrunken war und dann irgenwie die bescheurte Idee gehabt hatte, zu Paul zu gehen und dann ...
Gottt! Was war dann?
Ich atmete schneller.
Was ist passiert, wieso ist es passiert und wie bin ich dann wieder hier her gegangen?
Oder warte Mal, es könnte auch sein, dass ich danach einfach wieder eingeschlafen bin und mich deshalb an nichts erinnern kann.
Das konnte sein.
So musste es sein.
Ich streckte mich vorsichtig und stellte mich dann auf meine Beine.
Ich hatte immernoch meine Klamotten von gestern an ...
Aber das war mir egal.
Ich ging ins Bad und duschte erst einmal.
Danach machte ich mich auf nach unten in die Küche.
Meine Mum war nicht da und Rupert ebenfalls nicht.
Wo waren die beiden?
Also kochte ich mir erst Mal einen Tee, dann setzte ich mich auf die Couch und betrachtete nachdenklich die tote Pflanze, die in der Ecke neben unserem Terasseneingang stand.
Meine Mum hatte echt keinen grünen Daumen, aber ich genauso wenig ...
Ach, wieso denke ich eigentlich über ,,Tote Pflanzen" nach???
Es war bereits 11 vorbei, bedeutete, ich musste sehr lange geschlafen haben, außer ich bin wirklich über die Nacht bei Paul gewesen.
Oh man!
Ich fasste mir in die Haare und trank einen Schluck um meine Nerven zu beruhigen.
Doch lange saß ich dann auch wieder nicht so da, denn von irgenwo her hörte ich ein Handy klingeln.
Ich lauschte.
Der Song Buffalo Soldier Von Bob Marley drang von oben herunter.
Gott, ich musste meinen Klingelton wirklich Mal umstellen ...
Schnell stellte ich meine Tasse auf den Couchtisch und rannte hoch.
Mein Handy lag unter meinen ganzen Decken vergraben auf meinem Bett und als ich es in die Hand nahm erschien die Nummer meiner Mum auf dem Display.
Ich drückte auf den grünen Hörer.
,,Na wie geht es unserem Partygirl?", drang die fröhliche Stimme meiner Mum an mein Ohr.
Ich setze mich an die Kante des Bettes.
,,Ach Partygirl, ja?", ich lächelte leicht.
Sie seufzte.
,,Anscheinend wird meine Tochter offenbar jetzt Erwachsen!"
,,Ach Mum ... Das waren doch eh nur ... n' paar Gläser! Und lass mich dich daran erinnern, dass du unsere Gläser vertauscht hast."
Ich hörte ein Grummeln.
,,Äh Mum! Wo bist du eigentlich?"
,,Achso, wir sind zum Shoppen ins Center gefahren und da wir dich nicht wecken wollten ... Nein! Nimm die da drüben!"
,,Was?", fragte ich etwas verwirrt.
,,Nein! Die grüne, nicht die pinke!"
Ich runzelte die Stirn.
,,Mum???", schrie ich ins Telefon.
,,Jaja, bin noch dran! Also ich ... Kann jetzt nicht! Rupert und ich kaufen gerade ein für seine neue Wohnung und ... Jaja, genau!"
Ich stoppte sie einfach: ,,Weißt du was, Mum? Geht ihr ruhig weiter shoppen und ich ... Ach ich mach einfach irgendwas anderes!"
Anscheinend war sie gerade wirklich abgelenkt, denn sie nuschelte nur: ,,Ja okay ... Dann bis später Schatz!"
Ich legte auf, danach ließ ich mich einfach auf mein Bett sinken.

Langweile lebt!
Nachdem ich mit meiner Mum telefoniert hatte, wollte ich etwas machen um mich von dem ganzen letzten Abend und einfach allen Gedanken abzulenken, die gerade durch meinen Kopf kreisten.
Also entschied ich mich erst Mal dazu ein Buch zu lesen.
Ich fing an, aber musste schon bei der zweiten Seite wieder stoppen, weil es eben wie in fast allen Büchern um Liebe geht und ich weiß zwar nicht wieso, aber ich wollte gerade nicht an Liebe oder sonst so etwas denken.
Eine halbe Stunden danach lag ich immernoch auf meinem Bett und starrte die Decke an.
Eigentlich hatte ich einen Grund um glücklich zu sein, da ich ja jetzt Ferien hatte, doch mir war so verdammt langweilig, dass ich also keinen Grund hatte mich darüber zu freuen.
Ich überlegte, ob ich Tessa fragen sollte, ob wir vielleicht Schwimmen gehen wollten.
Also schrieb ich ihr eine Nachricht, doch sie würde warscheinlich mit einem ihrer männlichen Besten Freunde schon etwas machen, also legte ich mein Handy wieder bei Seite.
Tessa hatte drei verschiedene männliche beste Freunde und behauptete immer, sie stünde nicht Mal auf einen von ihnen, doch das glaubte ich ihr nicht.
Schließlich kuschelte sie besonders oft mit dem einen oder anderen und man erkannte, dass alle drei ein bisschen mehr als Freundschaft im Kopf hatten.
Das brachte mich auf eine Idee.
Ich kramte den Jahresbericht vom letzten Jahr aus meinem Nachtkästchen hervor und blätterte zur Klassenübersicht.
Hier waren alle Schüler aus jeder Klasse aufgelistet, mit Bild und allem.
In unserer Jahrgangsstufe befand sich einer von Tessa's Freunden, ich glaubte er hieß Leo.
Blonde Lange Haare, immer mit Cap und meistens in Sportklamotten.
Also das komplette Gegenteil von Tessa, aber najaa.
Sonst kannte ich ihre anderen beiden Typen nicht.
Halt nur vom Sehen waren sie mir bekannt.
Ich blätterte weiter.
Jede Klasse die folgte begutachtete ich genau.
Irgendwann kam dann die 11. Klasse und ohne dass ich es bemerkte viel mein Blick auf einen von ihnen.
Einen Typen.
Einen Typen mit weißen Zähnen, zerzauste Haaren, den Händen in den Hosentaschen und einer schwarzen zerlöcherten Jeans.
Ich hielt die Luft an.
Paul.
Es war eindeutig, das dieser Typ Paul war ...
Eigentlich hatte er schon immer gut ausgesehen, aber jetzt brachte mich sein Aussehen zum Stocken aber nicht nur sein Aussehen.
In meinem Kopf wurde ganz kurz ein kleines Licht angeknippst und ich starrte die gegenüberliegende Wand an.

Ich riss mir den Hoodie aus der Hand und schmiss ihn einfach neben uns auf den Boden.
Er hatte inne gehalten und schaute nun etwas irritiert aus der Wäsche.
Ich sprang einfach auf ihn drauf, also auf seine Hüfte und klammerte mich an ihn.
Meine Hände umfassen seinen Kopf und meine Füße umschlangen seine Hüfte.
,,Was ...", wollte er schon anfangen, doch so schnell konnte er gar nicht anfangen zu reden.
Er schaute mich total verwirrt an, dann intensivierte ich mein Starren und mein Grinsen und biss mir wieder auf die Lippe.

Was zum Teufel???
War das eben eine nie existierende Erinnerung gewesen oder was?
Ich raufte mir die Haare.
Das könnte nicht wahr sein!
Ich konnte gestern Nacht nicht bei Paul gewesen sein!
Nein, nein und nochmals nein!
Aber es war nur ein kurzer Moment gewesen, an den ich mich wieder erinnerte.
Doch wenn das stimmte, was war dann danach passiert???

Bad Boy's HoodieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt