Bad Boy's Hoodie

•Casanova•

Oh-Mein-Gott!
Paul Felow, der öberkörperfreie Six Pack-boy stand gerade keinen Meter vor mir, mit der Hand am Türrahmen lehnend und mit der anderen Hand die Taille eines sehr freizügig gekleideten Mädchens umklammert, starrte er mich total desinteressiert von oben herab an.
,,Was schaut die denn so blöd? Kennst du die etwa?", nuschelte das Mädchen auf einmal ins Pauls Ohr, aber so, dass wir es alle mitbekommen hatten.
Mir viel die Kinnlade runter.
Äußerlich versuchte ich aber meine harte Schale aufrecht zu erhalten, also schluckte ich den Würgereiz einfach runter.
,,Jap, Sunny, das ist Lay, Lay, das ist Sunny!"
Paul schaute von Sunny zu mir und wieder zurück zu Sunny.
Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen, während Tessa hinter mir gerade an einem Hustanfall erstickte.
,,Aha!", nuschelte Sunny nur und verzog angewidert das Gesicht.
Am liebsten wäre ich gerade im Boden versunken.
Also versuchte ich meine Augen auf etwas anderes zu richten, als dieses total überschminkte, bereits schon etwas verwischte Gesicht dieser ,,Sunny" und mein Blick wanderte zu Paul.
Seine dunkelbraunen Haare, waren total verstrubelt und wenn man genauer auf seine Lippen sah, konnte man erkennen, dass sie angeschwollen waren.
Wieso bitte hatte er ...
Oh Nein!
Nein, nein, nein!!!
Die beiden könnten doch nicht wirklich gerade ...
Doch der Beweis folgte auf dem Fuße, denn als ich Sunny noch einmal genauer betrachtete, fiel mir auf, dass ihre Wangen leicht gerötet und ihre Lippen leicht angeschwollen waren und die Krönung oben drauf, war der Knutschfleck an ihrem Hals.
Da ich aber weder schreien, noch weinen konnte in diesem Moment, krallte ich meine Nägel in meinen Rucksack.
,,Sag mal: Hat die irgendwelche Probleme, oder sieht die immer so aus?", raunte Sunny Paul zu.
Ich hob meinen Kopf: ,, Entschuldige, aber was hast du gerade gesagt?", platzte es aus mir heraus.
,,Hey Paul! Ist Jason da?", drängte sich nun plötzlich Tessa zwischen uns.
Ich biss mir auf die Lippe.
Paul wanderte mit seinem Blick zu Tessa und verzog sogleich seine Miene zu einem Grinsen.
,,Jaja, der ist grad unter der Dusche!"
Tessa nickte stumm.
,,Und du bist also Sunny ...", richtete sich Tessa an Sunny und lächelte leicht.
Sunny nickte schwach und stämmte die Hände in die Hüfte.
,,Und du bist ...?"
,,Ich bin Tessa!", erklärte Tessa ihr.
,,Und was macht ihr hier?", fragte Sunny total desinteressiert.
,,Wir sind eigentlich da um diese beiden Gentlemen zu holen und dann endlich nach Hause zu fahren!", rief ich ironisch dazwischen und wich dabei Pauls Blick aus.
,,Musst du etwa jetzt schon los?", fragte Sunny mit einem Unschuldsblick an Paul gerichtet und ließ ihre Finger über seine Brust gleiten.
,,Ja sorry!", nuschelte Paul nur und trat bei Seite, während er noch zu uns rief: ,,Ich zieh mich schnell noch an!"
Tessa nickte und ich verzog dabei aber keine Miene.
,,Mhm!", nuschelte ich.
Und genau das hier, war der Grund, warum ich mich niemals auf ihn einlassen würde.

,,Alsoooo ... Wer ist Sunny?", fragte Tessa Paul, als wir zu dritt auf Jason warteten.
,,Eine Freundin!", nuschelte er nur mit dem Kopf nach unten.
Ich verdrehte die Augen.
,,Welche Freundin denn?", fragte Tessa irritiert.
Sie stand in der Mitte und Paul und ich jeweils an einer Seite.
,,Naja du weißt schon ...", machte Paul eine Handbewegung und wackelte mit der Augenbraue.
Ich stöhnte genervt und Tessa verzog angeekelt das Gesicht.
,,Aber du kennst sie kaum Casanova!", sagte Tessa verwirrt und mit runzelnder Stirn.
,,Ich glaub das stört ihn nicht ...", flüsterte ich mit verschrenkten Armen.
Beide drehten ihre Köpfe in meine Richtung.
,,Ach weißt du ... Im Gegenteil eigentlich, denn wir beide hatten richtig viel Spaß heute Nacht!", Paul grinste fies.
Ich schnaufte und er fügte hinzu: ,,Im Pool!"
Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke.
,,Is ja ekelig!", raunte Tessa.
Im selben Moment würde Pauls Zimmertür geöffnet und Jason stand im Flur: ,,Ihr wartet auf mich? Wo ist Sunny?"
Jetzt war es Tessa die begann zu Husten, Paul lachte nur und ich starrte schweigend meine Schuhe an.

Um Punkt 11 kam Jason's Mutter uns abholen.
Sie war eine nette, kleine Frau mit einer schwarzen Naturwelle und hochhackigen Schuhen.
Im Grunde war sie durch und durch gestilt.
Jason's Mum besaß einen kleinen Citroen C3.
Ein gemütliches Auto, aber dennoch war es nicht sonderlich gemütlich im Wagen hinten mit Tessa und Paul eingequetscht Schulter an Schulter zu sitzen, besonders da Tessa die ganze Zeit versuchte mich und Paul in ein Gespräch zu bringen.
,,Also welche Noten hattet ihr in euren Zeugnissen? Ich glaube du hattest doch eine 3 in Sport Lay, oder? Hey ich hab da eine Idee! Bist du gut in Sport, Paul? Wenn ja, dann kannst du unserer Lay hier ja Mal ein bisschen Nachhilfe geben, oder?"
Oh-Mein-Gott!
,,Ich bin ganz zufrieden mit einer drei in Sport!", nuschelte ich.
,,Ach ja? Du meckerst doch schon immer bei einer zwei!"
Paul drehte seinen Kopf zu uns.
,,Würdest du das machen Paul?", fragte Tessa und drehte ihren Kopf zu Paul.
Als erstes sagte er gar nichts.
Ich tat zwar so, als ob ich nicht zuhören würde, lauschte aber ganz gespannt auf seine Antwort.
,,Ja klar! Wenn sie das will!"
Ich schluckte und Tessa hüpfte auf ihrem Sitz hin und her, halt so weit ihr Gurt es ihr erlaubte.
,,Nein ... Weißt du ... Ich trainiere selbst!", rief ich dazwischen.
,,Ach was ... Sei nicht so stur!", rief Tessa grinsend.
Ich wurde immer nervöser.
,,Sie würde gerne wollen, dass du ihr hilfst!", warf Tessa ein.
,,Gut, na dann ...", sagte Paul und richtete seinen Blick wieder schweigend aus dem Fenster.
Als ob der Typ nicht bis vor heute Morgen noch sauer auf mich gewesen ist ... Oder ist das bei seinem nächtlichen Abenteuer etwa alles verschwunden???