•Oma Sylvia•

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Also das sollte nicht heißen, dass ich Rupert nicht mochte, im Gegenteil sogar, aber was er und meine Mum zur Mittagszeit oben in ihrem Zimmer so treiben, wollte ich dann doch lieber nicht so genau wissen.
Also schluckte ich den Drang mich zu übergeben einfach runter und raufte mir die Haare.
Sie hatte nicht angerufen und mich auch nicht total in Sorge bereits an der Tür begrüßt und so wie es aussah, hatte sich auch nicht die Polizei alarmiert ...
Rupert musste sie ganz schön aus dem Konzept gebracht haben, damit sie ihre wichtigsten Mutterpflichten vernachlässigte, aber seis drum.
Ich packte zu allererst den Rucksack aus und legte ihn mit samt dem Inhalt draußen auf die Liegestühle in unserem Garten, damit alles erst einmal schön in der Sonne trocknen konnte, dann schlich ich leise wie ein Mäuschen durch den ersten Stock hoch in den zweiten Stock, in mein Zimmer, ohne dass ich versuchte irgendwie die Aufmerksamkeit der beiden zu erregen.
Dort zog ich mit meine Jogginghose und ein gemütliches Shirt an.
Gott, wie ich es liebte, wieder in trockenen Klamotten herumlaufen zu können.
Mein Handy steckte ich an und ließ mich dann rückwärts auf mein Bett nieder.
Ich fühlte mich wieder frei, ohne Sorgen, ohne Probleme ... Naja, bis auf das kleine Problemchen mit Felix und Paul, aber ich wusste, wenn ich erst wieder anfangen würde, darüber nach zu denken, dann könnte ich da nicht so schnell wieder heraus kommen, also beließ ich es besser gleich so, nicht daran zu denken.

Mit der Zeit wurden meine Augenlieder schwer und ich begann langsam ins Land der Träume einzutauchen, doch da klingelte auch schon mein Handy.
,,Herr Gott nochmal!", fluchte ich und stöhnte.
Ich hatte jetzt weder Nachrichten noch Anrufe erwartete.
Ich richtete mich mürrisch wieder auf und stapfte zu meinem Handy und als ich genauer sah, welcher Name dort groß auf meinem Bildschirm prankte, biss ich mir auf die Zunge.
Es war meine Oma! Meine Oma!
Ganz ehrlich, sie war der letzte Mensch, den ich jetzt erwartet hätte.
Ich kniete mich hin und drückte auf den grünen Hörer.
,,Jaaa!", tat ich auf höflich und setzte ein gute-Laune-Gesicht auf und das obwohl ich wusste, dass sie mich ja nicht sehen konnte, aber bei Oma Sylvia war das immer besser.
,,Hallöchen mein Schatz! Na, wie geht's dir?", trellerte eine gut gelaunte weibliche Stimme mir in mein Ohr.
Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür und lächelte gespielt.
,,Oh, hallo Oma! Gut und dir? Wieso rufst du so spontan an?"
Ich krallte meine Nägel in meine Handinnenseiten.
,,Ich rufe eigentlich nur an, um euch zu sagen, dass ich vor euer Haustür stehe!", ich hörte ein Lachen.
Mir fiel die Kinnlade runter und ich stotterte: ,,Wie? Wie meinst du das Oma?"
,,Na das heißt ... Warte kurz!"
Ich hörte ein Rascheln in der Leitung und dann erklang im Hintergrund ein Klingel, unsere Haustürklingel.
Ich ließ vor Schreck das Handy fallen.
,,D ... Du stehst vor unserer Haustür?"
,,Ja genau! Es wäre übrigens nett, wenn mir einer von euch Mal aufmachen könnte!", sagte sie spitz.
Sofort richtete ich mich auf und taumelte die Treppe runter.

Vorbei am Zimmer meiner Mum aus dem noch immer das Gekicher dran, die letzte Treppe runter, durchs Wohnzimmer und dann zur Tür.

,,Hallo Oma!", rief ich und setzte ein Lächeln auf.

Sofort musterte sie mich von oben bis unten und runzelte darauf die Stirn: ,,Wieso bist du denn in Jogginghose? Gehst du etwa schon ins Bett?", fragte sie mich und ging an mir vorbei uns Haus.

Ich stöhnte kurz, presste die Lippen zusammen und holte einmal tief Luft: ,,Was willst du denn hier?"

Sie hatte sich ein paar Mal in unserem Eingang gedreht und stellte jetzt ihre Tasche auf den Boden.

,,Gar kein "Wie schön, dass du da bist Omi" oder was"

Ich knallte die Tür zu.

,,Das letzte Mal als du hier warst, habe ich dich ja auch noch so begrüßt!", ich verschränkte die Arme vor der Brust.

,,Ja eben, das mein ich! Wieso machst du das jetzt nicht mehr?"

,,Ich war damals 9!"

Sie lächelte leicht: ,,Wie dem auch sei ... Ist deine Mutter Zuhause?"

Ach du heilige ...

Ich suchte in meinem Gehirn nach einer Erklärung, weshalb meine Mutter jetzt nicht Zuhause sein könnte, fand aber auf die Schnelle nichts.

,,Lay? Wo ist deine Mutter? Ist sie nicht da?"

Gerade wollte ich ihr zustimmen und sagen, dass meine Mum nicht da war, wurde aber dann unterbrochen von einer Frau, ebenfalls in Jogginghose, die gerade hinter meiner Oma aufgetaucht war.

,,Oh ... Hallo Mutter!", rief diese Frau.

Es war meine Mum, ihre Haare waren verstrubbelt und überall hatte sie Holzspähne auf ihrer Hose.

Geschockt öffnete ich den Mund um etwas zu sagen, es kam aber leider nichts heraus.

Meine Oma drehte sich um.

,,Da  bist du ja ...", rief diese und umarmte meine Mum erst einmal. Jene war so überrumpelt, dass ihr sogleich die Röte ins Gesicht sprang, als dann auch noch Rupert im Türrahmen auftauchte ...

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