Bad Boy's Hoodie

•Sag, was ich gestern getan habe, oder eben auch nicht getan habe!•

,,Pass den Ball her!", schrie ich übers ganze Feld.
Leider wusste ich noch nicht ganz so genau, wie hier alle hießen ...
Der Typ rechts am Rand des Feldes passte mir den Ball zu und ich warf ihn in einem eleganten Sprung rüber auf die andere Seite.
Ein paar der Jungs von unserem Feld klatschten und pfiffen leicht.
Ich merkte leicht, wie ich rot wurde.
Der Ball wurde wieder zu uns rüber gepasst und Paul warf ihn in einem hohen Bogen wieder zurück.
Eines musste man ihm lassen: Er war definitiv ein verdammt guter Spieler.
,,Hier her!"
Einer der Typen aus unserem Team passte ihn zu Luke, so glaub ich hieß er.
Der jedoch passte den Ball wieder zurück, aber aus dem Aus, deshalb pfiff Felix am Rande kurz und rief uns zu, den Ball der anderen Seite zurück zu geben.
,,Tessa!", rief Jason und passte ihn zu ihr.
Diese jedoch warf ihn in einer eher peinlichen Drehung in den Baum neben ihr.
Ich lächelte leicht.
Jetzt wusste ich, warum sie den ersten Ball vorher schon verloren hatten ...
,,Oh man!", stöhnten einige der Jungs und ließen sich in den Sand plumpse.
Ich ging unter dem Band durch und betrachtete den Ball hoch oben in der Baumkrone.
Tessa saß neben mir im Sand und schaute total belemmert drein.
Ich klopfte ihr leicht auf die Schulter.
,,Ach mach dir nichts draus. Wir holen einfach wieder einen neuen!"
,,Weißt du wie viel die Dinger kosten?", stöhnte Tessa.
Ich setzte mich neben sie.
Jason und seine Freunde versuchte erst den Ball aus dem Baum zu holen, aber vergeblich.
Paul näherte sich uns von hinten und ließ sich dann neben mir in den Sand plumpsen.
Jason tat es ihm gleich.
,,Also: Wer holt einen neuen? Oder besser gesagt, kauft einen neuen?", fragte Jason und starrte in die Runde.
Ich zuckte nur mit den Schultern.
,,Wir müssen ja nicht unbedingt weiter machen!", schlug Tessa vor.
Wir schauten sie alle an.
,,Ach komm schon Tess! Jetzt wo wir uns alle so gut eingespielt haben ...", grinste Jason, dann fügte er hinzu, währen er sich an Paul richtete: ,,Hast du nicht noch einen dabei?"
Paul zuckte nur mit der Schulter.
,,Hol ihn Mal, Mann!"
Paul hob seinen Kopf und schaute Jason an, dann stand er mürrisch auf und drehte sich um um zu gehen.
,,Lay! Geh doch mit!", rief Tessa auf einmal.
Ich schaute sie erschrocken an.
Oh Neiiin!
Paul blieb mit einem Mal stehen, aber drehte sich nicht um, sodass uns sein perfekter Rücken entgegenstarrte.
Jason hob eine Augenbraue.
,,Ja, geh mit! Du wolltest dich doch ablenken!"
Am liebsten würde ich ihr gerade den Kopf abhacken.
Nicht so ablenken!!!
,,Ich weiß nicht so Recht ... Schafft Paul das nicht auch allein?"
Jason lächelte schief.
Tessa grinste und Paul drehte seinen Kopf überrascht.
,,Ja! Genau! Komm doch mit Lay!"
Ich schaute Paul komplett überfordert an.
Hatte er das gerade ernsthaft gesagt???
,,Geh schon!", Tessa stubste mich an.
Ich hatte leider keine Wahl.
Ich richtete mich auf und strich den Sand von meiner Short.
Die ganze Zeit herrschte Stille und keiner sagte etwas.
Ich knetete meine Hände nervös.
Paul ging extra langsam, warscheinlich dachte er, ich könnte nicht schneller gehen, also beschleunigte ich mein Tempo und als ich ihn dann überholt hatte, bemerkte ich seinen Blick auf mir.
,,Gut gespielt!", rief er von hinten und ich drehte mich kurz um und ging rückwärts weiter.
,,Ähm ja ... Danke!", das war glaube ich das erste Kompliment, das er in diesem Jahr losgelassen hat.
Wir kamen zu einer kleinen Decke, die am Boden lag und da daneben ein schwarzer Rucksack lag, war es nicht schwer zu erraten, dass er Paul gehörte.
Ich blieb neben seinem Platz stehen, während Paul den Rucksack öffnete und seinen Ball raus holte.
Die ganze Zeit beobachtete ich ihn dabei und musterte jede seiner Bewegungen.
Sogar wenn er sich runter beugte, sah er scharf aus ...
Hast du das gerade wirklich gedacht Lay??
Als er sich wieder aufrichtete, bemühte ich mich sehr nicht auf seine Brust zu starren, deshalb drehte ich mich sofort weg und wollte gehen, doch er zog einen Strich durch meinen Plan und hielt mich fest.
Danach stellte er sich vor mich und hielt mich am Handgelenk fest.
Ich schaute von meinem Handgelenk hoch zu ihm.
,,Können wir darüber reden, was gestern passiert ist?", fragte er und starrte mir ganz intensiv in die Augen.
Mein Atem ging schneller.
,,W ... Wie meinst du das??? Was ist denn passiert?"
Mein Blick wurde panisch.
,,Na du weißt schon ...", er machte eine Geste, mit der er offenbar andeuten wollte, mich wieder zu erinnern, doch leider ein Fehlschlag, stattdessen kroch in mir immer mehr die Panik hoch.
Hatte ich gestern ... Hatte ich wirklich mit Paul ...
Ich wollte gar nicht erst dran denken.
,,Nein!", sagte ich nur.
Paul ließ mein Handgelenk los und runzelte überrascht die Stirn.
,,Du weißt es nicht mehr?"
,,Nein! Ich weiß es nicht mehr!", flüsterte ich.
,,Oh!"
Auf sein Gesicht schob sich mit einem Mahl ein dickes und fettes Grinsen.
,,Was soll das blöde Gegrinse?", fragte ich wütend und verschrenkte die Arme vor der Brust.
,,Sag schon Paul!", rief ich.
,,Du musst echt ganz schön zugedröhnt gewesen sein Kleine!"
Er grinste mich weiterhin an.
,,Jetzt sag schon! Was - ist - gestern passiert!",  ich ging langsam auf ihn zu.
Er wich jedoch nicht zurück, sondern blieb so lange stehen, biss ich ihn fast mit meinem Arm berühren konnte.
,,Weißt du ... Mir gefällt es besser, wenn du dich nicht ganz an alles erinnerst, was gestern so passiert ist und ich, also wir alles gesagt haben!"
Ich machte noch einen Schritt auf ihn zu und starrte ihn einfach nur an.
,,Was soll das jetzt schon wieder heißen? Sag mir ... Sag mir einfach was ich gestern getan habe, oder eben auch nicht getan hatte!", ich schluckte.
Wenn ich mit Paul geschlafen hätte ... Das wäre einfach nur Oh mein Gott!!!
,,Was? Denkst du etwa ...", er stockte und musste noch mehr grinsen.
Mein Blick verfinsterte sich.
,,Denkst du, dass wir miteinander geschlafen haben?"
Wenn er das so sagte, klang es irgendwie nicht mehr so schlimm ...
Da ich nichts mehr sagte, hob er nur grinsend eine Augenbraue und machte zu meiner Überraschung noch einen Schritt auf mich zu.
,,Also wenn wir miteinander geschlafen hätten, dann wärst du heute morgen ganz sicher nicht Zuhause aufgewacht Kleine!"