•Unwetter•

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Das war doch nicht gerade wirklich passiert oder?
Paul hatte mich nicht gerade geweckt, während ich etwas äußerst unanständiges von ihm und mir geträumt hatte oder???
,,Was ist passiert?", fragte ich und rieb mir über das Gesicht.
,,Du bist eingeschlafen Kleine!", nuschelte er an die Fensterscheibe, während er in die Dunkelheit blickte.
,,W .. wieso sitzen wir in einem Auto?"
Ich richtete mich auf und schaute mich um, bei genauerem Hinsehen, fiel mir auf, dass es Jasons Truck war.
Total verwirrt schaute ich Paul abwartend an.
,,Du bist vorhin eingeschlafen und dann haben wir Pause gemacht und irgendwann kamen dann Jason und Tessa zu uns!"
,,Häh! Wie bin ich dann bitte zum Auto gekommen? Und wo ist Felix?", rief ich etwas aufgebracht.
,,Paul hat dich getragen!", erklärte mir eine am Beifahrersitz sitzende Tessa.
Mein Blick fiel zu Paul.
Er hob abwartend eine Augenbraue, als wäre das nicht das unvorstellbarste auf dieser Welt gewesen.
,,Du!", ich zeigte auf Paul.
,,Hast mich getragen?"
Ich deutete mit dem Zeigefinger von Paul zu Tessa und fuhr dann fort.
,,U ... Und ihr habt Felix nicht gefunden?"
Tessa seufzte.
,,Nein, haben wir nicht, aber er hat uns gefunden!", erklärte mir der Fahrer Jason.
Total verwirrt wechselte ich meinen Blick zu ihm.
,,Wirklich? Und wo ist er dann?"
In mir stieg Erleichterung auf.
,,Er sitzt in einer Raststätte fest!"
,,Und wie ...", wollte ich schon fragen, doch Paul unterbrach mich.
,,Er hat uns als wir bereits im Auto saßen angerufen und gesagt, er hätte sich verlaufen gehabt und wäre dann per Anhalter zu einer Raststätte irgendwo im Nirgendwo gelandet, weil dieser Trottel sich hier nicht auskennt!"
Ich atmete erst einmal beruhigt aus.
,,Was hab ich denn bitte alles verpasst?"
Paul klärte mich auf.
,,Hey Kleine! Sei Stolz auf dich, du bist fast 20 Kilometer gewandert, kein Wunder also, dass du irgendwann zusammenbrechen musst, als Knochengerüst!"
Ich starrte ihn perplex an.
,,Als was???"
Ich beugte mich zu Paul vor und hielt ihm mein Ohr vor den Mund um die Worte noch einmal deutlich zu wiederholen, da ich glaubte, mich verhört zu haben.
,,Du bist ein Knochengerüst! Ich hab das gemerkt, als ich dich getragen habe!", sagte er lässig und fuhr sich grinsend durchs Haar.
,,Halt einfach die Klappe Paul!"

,,Wo fahren wir eigentlich hin?", fragte ich nach einer Weile.
,,Na wir holen Felix ab!", rief Tessa von vorne. ,,Wie wir holen Felix ab? Ich dachte er sitzt irgendwo an einer Raststätte fest!" ,,Gott sei Dank hat der Typ es aber noch geschafft jedmanden zu fragen, wo er denn genau sei, also fahren wir jetzt da hin und holen ihn ab, aber wenn du nicht willst, dass wir ihn abholen, dann ...", erklärte mir Paul und zum Ende hin grinste er breit, doch ich unterbrach ihn: ,,Nein! Passt schon!", dann drehte ich mich von ihm weg und blickte in auf die freien Felder hinter dem Fenster.

Die restliche halbe Stunde blieb es still im Auto, nur das rauschende Radio aus dem irgendein schrecklicher Countrysong kam, war zu hören. Irgendwann aber konnte man in der Ferne, wenn man aus dem Fenster sah, Blitze am Himmel zucken sehen und keine zwei Minuten später fing es dann auch schon zu donnern und zu schütten an.

Normalerweise liebte ich Gewitter und so ziemlich jede Art von Sturm und Unwetter, aber wenn ich mir vorstellte, dass der arme Felix gerade ganz alleine an einer Raststätte mit fremden Menschen saß und nicht einmal genau wusste, wo er war, dann jagte mir dies einen Schauer über den Rücken.

Keiner sagte etwas.

Ich beobachtete jeden Tropfen der an der Scheibe hängen blieb und in schnellem Tempo wieder herab floss.

Jason begann langsamer zu fahren und ich drehte mich fragend zu ihm: ,,Sind wir schon da?"

Jason betrachtete gerade mit einem etwas panischen Ausdruck seine Benzinanzeige: ,,Ähm ... Also ich glaube, wir haben kein Benzin mehr!"

Jetzt drehte sich auch Tessa zu ihm um: ,,Wie? Wie meinst du das ,,Wir haben kein Benzin mehr" ?"

Jason schluckte. ,,Wir sind die letzte Stunde mit dem Rest des Tanks gefahren ..."

Paul neben mir streckte ebenfalls seinen Kopf nach vorne und stöhnte: ,,Super gemacht Jason!"

,,Hey! Was kann ich dafür, dass Felix einfach abgehauen ist und sich 200 Kilometer von unserem Ausflugsort nieder gelassen hat?" In seiner Stimme lag ein klein Wenig Aufgebrachtheit, aber in seinem Fall verstand ich das sogar.

,,Na du hättest ja schon früher auf die Anzeigetafel schauen können, dann hätten wir irgendwo Tanken gehen können!", nuschelte Paul.

Das Auto rollte nun nur noch.

,,Beruhigt euch Mal Jungs!", rief Tessa dazwischen.

,,Wo sind wir denn grad?", fragte ich in die Runde.

,,Wir befinden uns auf irgendwo zwischen dem Kaff in dem Felix hockt und unserem Zuhause!", antwortete Jason und legte sich schnaufend zurück in seinen Sitz.

,,Super genau!", stöhnte Paul.

,,Okay ... wartet Mal!", ich holte mein Handy raus.

,,Sind wir nicht umgeben von lauter Feldern? Vielleicht sitzen wir ja gerade auf einer Art Landstraße von irgendwelchen Bauerndörfern!", brachte Tessa die Idee hervor und versuchte durch die nasse Scheibe irgendwas zu erkennen.

,,Ja eben, das hab ich mir nämlich auch gedacht!", sagte ich und schaltete mein Handy an um auf Google Maps zu kommen.

Paul beugte sich zu mir.

,,Was soll und das denn bringen?", fragte er flüsternd an mein Ohr.

Ich tippte unsere Koordinaten von den Wasserfällen ein.

,,Wie lange fahren wir jetzt schon Jason?"

,,Ca 2 Stunden."

Ich nickte.

Mit den Fingern betrachtete ich die Umgebung mit Hilfe des Satellitenbildes.

Es befanden sich tatsächlich mehrere Felder ein Paar Kilometer weiter weg der Wasserfälle Felder und sogar ein Motel.

,,Und? Sind wir in der Nähe einer Tankstelle?", fragte Jason.

,,Nein, leider nicht und wenn es überhaupt die richtigen Felder sind und es der richtige Standort ist, dann befindet sich einen Kilometer weiter zurück unseres Weges ein Motel!"

,,Und was bedeutet das?", fragte Paul stöhnend und fuhr sich durchs Haar.

,,Das bedeutet, dass deine Prachtmähne wohl etwas nass werden könnte Pauli!", lachte Tessa.

,,Wieso? Wir gehen doch jetzt nicht da draußen im Unwetter auf einem Feld spazieren und suchen im Dunkeln nach einem Motel, das dort eventuell gar nicht steht!"

,,Tja, wir haben wohl keine Wahl, denn bis jemand kommt um uns zu holen, oder wir jemanden anrufen, können Stunden vergehen und ich hab Hunger und zum Trinken hab ich auch kaum mehr was!", rief Jason.

Wir starrten alle noch eine Weile raus, biss sich Jason die Kapuze überwarf und aus dem Auto sprang.

Ich schaute einmal kurz zu Tessa, diese nickte mir zu und dann folgten wir Jason.

Paul rief uns noch etwas hinterher, doch wir hörten ihn kaum mehr.


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