ONE HUNDRED N I N E T E E N

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Verzweifelt blickte ich zu Thor, welcher versuchte Loki mit seinen Augen zu erdolchen.
Dieser würdigte ihm keines Blickes, sondern blickte nur kalt zu mir. Seine Hände waren hinter seinem Rücken verschränkt und er wippte leicht hin und her. Ihn schien das ganze zu amüsieren.

„Genug jetzt!" Unterbrach Thanos diese erdolchende Stille und zeigte stattdessen auf die beiden Gäste, „Das Adelsgeschlecht Fios erwies sich als große Hilfe. Sie riefen wieder das wach, was uns den entscheidenen Vorteil verschafft hat. Man brauch nur seine richtigen Verbündeten am richtigen Ort."
„Was hast du damit zu tun?" Fragte ich heiser und nickte zu Loki. Natürlich antwortete dieser nicht, sondern ließ Sigyn für sich sprechen: „Die Liebe, Aurelia. Die Liebe."
„Numitor", erklang da bereits Nolan und schien mit einsteigen zu wollen, „Loki kannte ihn. Ebenso kannte er da bereits den Hass, den er gegen Odin und Thor hegt."
„Du warst nur Mittel zum Zweck", mischte sich nun Keldan mit ein. Ich wusste, dass Loki Numitor kannte, doch wusste ich nie woher oder warum. Genau das schien sich nun beantwortet zu haben, doch glaubte ich ihnen nicht. Er liebte mich! Er hatte es mir mehrmals gezeigt! So etwas konnte man nicht vorspielen!

„Ich will es von ihm hören!" Sagte ich mit brüchiger Stimme und sah ruckartig zu ihm. Sein Blick war immer noch so kalt und ich suchte nach einem Zeichen, welches mir zeigen würde, dass ich mich nicht sorgen brauchte, da alles nur Plan war, doch war da einfach nichts.
„Es ist genauso, wie sie es gesagt haben", kam es laut und ohne jegliche Emotion zurück.
„Nein", erwiderte ich atemlos und schüttelte den Kopf. Das brachte wiederum Sigyn zum Grinsen, welche sich demonstrativ umdrehte und ihn küsste. Loki wehrte sich nicht, sondern griff stattdessen in ihr Haar und zog sie dichter zu sich. Ich konnte nicht fassen, was ich dort sah. Wieder sah ich dieses tiefe Loch, in welches ich gerissen wurde, doch war es das noch nicht. Als Sigyn sich wieder von ihm löste, lächelte er sie liebevoll an und sein Blick war plötzlich so warm und voller Zuneigung. Ein qualvoller Laut entkam mir und ungewollt gaben meine Beine nach.

Sie hatten es geschafft. Sie hatten mir alles genommen. Mein Leben hatte so plötzlich keinen Sinn mehr.
Blinzelnd blickte ich erneut zu Thor, welcher mich das erste Mal seit diesen Offenbarungen ansah. Sein Blick war voller Schuld und Mitleid, sodass es mir die Kehle zuschnürte. Die Tränen kamen zurück, doch noch viel stärker und ließen mich nicht mehr atmen.
Augenblicklich begann ich zu weinen, doch war da noch etwas anderes. Zu meinen Tränen gesellte sich lautes Lachen, welches immer hysterischer wurde. Mein Bauch begann zu schmerzen, weswegen ich mir diesen mit den Armen hielt. Ich fühlte mich, als würde mein Herz einfach gleich aufhören zu schlagen. All die Dinge, die sie gesagt hatten, schwebten durch meinen Kopf und machten mich verrückt. Vermutlich wirkte es gerade so, als würde ich durchdrehen, doch schien auch genau das der Fall zu sein.
„Es war alles eine Lüge", lachte ich ungläubig und streckte meine Arme nach oben. Ebenso legte ich meinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen.

„Nicht alles", kam es von Nolan, welcher ein paar Schritte zu mir trat, „Der Stein ist es nicht! Und das du ihn besitzt, ist ebenso wenig eine Lüge!"
Ich schnaubte und sah genervt zu ihm.
„Sollten wir jetzt nicht feiern?" Fragte ich ironisch und ignorierte diese Kälte, die in mir entstand, „Ich würde gerne auf diesen verlogenen Mistkerl trinken. Ich würde gerne auf all diese scheiß Typen trinken, die ich in meinem Leben kennengelernt habe. Ich würde gerne darauf trinken, was ich alles verloren habe. Ich würde gerne auf diesen Moment trinken."
„Ich glaube sie hat vollkommen den Verstand verloren", hörte ich Sigyn sagen. Spöttisch lachte ich auf und doch schwieg ich. Die Kälte nahm mich komplett ein. Ich fühlte plötzlich nichts mehr. Ich wollte sie nur noch das fühlen lassen, was ich in dem Moment fühlte. Ich wollte, dass sie alles verlieren würden. Ich wollte ihm weh tun. Ich wollte, dass er so litt, wie ich es tat. Ich wollte ihm nicht das geben, was er wollte. Er sollte nicht damit durchkommen, was er mir angetan hatte. Ich wollte ihnen zeigen, dass sie mich nicht klein bekamen.

Somit erhob ich mich wieder und sah ihnen kalt entgegen. Ich leckte mir über die Lippen, bevor ich meine untere zwischen die Zähne nahm und sich ein Grinsen auf meinen Lippen bildete.
„Worauf warten wir noch?" Plötzlich erklang wieder der laute Protest von Thor, doch ignorierte ich ihn. Stattdessen genoss ich diese verwirrten Gesichter. Sie alle schienen sich zu fragen, was plötzlich in mich gefahren war.
„Erlaubt mir vorher noch einmal mit Thor zu sprechen", sagte ich fordern und wartete gar nicht darauf, was sie antworten würden, sondern trat ich einfach auf ihn zu.
Verwundert sah mir der Gott entgegen, welcher alles versuchte mit seinen Augen zu sagen, da er es nicht mit seinem Mund tun konnte.
„Ich danke dir", flüsterte ich leise und nun sah er mich noch verwirrter an. Schnell schloss ich meine Arme um ihn, wobei sein Bewacher ein Stück nach hinten ging und doch nicht weit genug.

Mit einem Mal ging alles ganz schnell. Ruckartig griff ich nach dem Griff der Waffe, welche sich an seinem Gürtel befand. Ich riss sie heraus und sprang gleichzeitig ein Stück nach hinten. Überraschung erfasste die umherstehenden. Ein wenig missmutig betrachtete ich den Dolch, welcher nun in meiner Hand lag. Ich hatte mit etwas wirkungsvollerem gerechnet und doch war es besser als nichts.
Sie wollten auf mich zustürmen, doch legte ich schnell die Klinge an meinen Hals und alle stoppten.
„Glaubt nicht, ich würde zögern!"
„Lia", erklang da plötzlich diese Stimme, die mich erstarren ließ. Ich sah zu ihm und spürte sofort wieder diese unfassbar Enttäuschung.
„Mach keinen Unsinn", sprach nun ebenso Kenan.
„Ich würde nur zu gerne herausfinden, was passieren würde", säuselte ich und löste meinen Blick wieder von ihm. Dabei konnte ich nicht verhindern, dass erneut diese Trauer sichtbar wurde. Dennoch riss ich mich schnell wieder zusammen.

„Pack das Messer weg", kam es nun mit Nachdruck von Loki. Sein Blick schien mich förmlich zu durchbohren, was mich noch wütender machte: „Ich habe dir vertraut! Ich habe dir vergeben! Sooft! Wie kannst du nur? Wie?! Ich hasse dich so sehr!"
Tatsächlich schloss er kurz die Augen, bevor er mich wieder ansah. Plötzlich lag ein Flehen in seinen Augen, welches mich stoppen ließ.
„Stell dich nicht so an", Sigyn brach unseren Blickkontakt, indem sie vor ihn trat.

„Eine wunderbare Vorstellung, die du uns hier bietest", ich sah zu Thanos, welcher sehr amüsiert schien, „Es reicht jetzt aber." Wie konnte es nur sein, dass sich all die, die ich so sehr verabscheute, an einem Ort befanden?
„Ihr habt recht", erwiderte ich und hob die Klinge. Plötzlich wollten sich alle auf mich stürzen, da erstarrte ich. Wie in Zeitlupe ging mein Blick zu Loki, welcher qualvoll aufschrie und ebenfalls seine Dolche gezogen hatte. Bevor ich überhaupt wusste, was hier geschah, war er bereits bei Kenan und rammte ihm das Metall in den Hals. Dieser schien genauso verwirrt. Hektisch griff er sich an den Hals, wo goldenes Blut herausströmte. Immer wieder öffnete er seinen Mund, wobei er wie ein Fisch wirkte, der auf dem Trockenen gelandet war. Er schien bei jedem Atemzug nur noch sein eigenes Blut zu atmen, weswegen er bald zusammenbrach und mit leeren Augen auf dem Boden landete. Der zweite Dolch fand seinen Weg zu Keldan. Er warf ihm diesen hinterher, da er dabei war sich auf mich zu stürzen. Plötzlich ging ein Ruck durch ihn und er fiel ebenso zu Boden. Ein Schrei erklang von Sigyn, die plötzlich von mir abließ und zu ihrem Bruder stürmte.

Trubel brach plötzlich auch zwischen den Wachen aus und ich konnte Thor, sowie Bruce sehen, welcher plötzlich grün und riesig wurde. Die Aufmerksamkeit war von mir gewichen, doch nicht von allen. Thanos sah zu mir, bevor er sich wieder in Bewegung setzte. Plötzlich lag ein bissiger Ausdruck auf seinem Gesicht, welcher mich ängstlich nach hinten weichen ließ. Mit einem Mal flog er allerdings zur Seite, was Hulk zu verantworten hatte. Erleichtert atmete ich auf und sah zu Loki, welcher meinen Namen brüllte. Er wedelte mit seinen Händen umher, doch rührte ich mich nicht.
Mein Kopf verstand einfach nicht, was hier vor sich ging. Was passierte hier?!

Ein Griff an meinem Arm ließ mich herumfahren. Es war Thor, welcher wohl zu mir gestürmt war. Er war immer noch gefesselt und doch zog er mich schnell zu dem anderen Gott. Alles flog nur noch wie in Zeitlupe an mir vorbei. Ich hörte das altbekannte Brummen und sah diese schwarzen Partikel, die sich in mein Blickfeld schlichen. Das letzte, was ich hörte war: „Jetzt Heimdall!"

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