N I N E T Y EIGHT

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•wenige Stunden zuvor•
Weinend warf ich mich auf mein Bett und vergrub mein Kopf in den Kissen. Seine Worte hatten tiefe, klaffende Wunden hinterlassen, welche mich nun förmlich ausbluteten, doch war es kein Blut, sondern Tränenflüssigkeit, die mein Bett bedeckte. Die Tränen schienen gar nicht mehr aufhören zu wollen.
Ruckartig stoppte ich und spürte, wie sich alles in mir verkrampfte. Es war ein schreckliches Gefühl und dennoch zugleich so augenöffnend. Loki hatte mir eindeutig gesagt, was er von meiner Anwesenheit hielt und auch Thor hatte mich in letzter Zeit nicht wirklich willkommen gehießen. Ein wenig Trotz flammte in mir auf und ich stellte mir ihre Reaktionen vor, wenn sie mitbekommen würden, dass ich nicht mehr hier sein würde.
Ich dachte an Sif, Jude, Thor und Loki. Ein weiteres Mal durchzog mich der Schmerz des Verlustes und die Tränen kamen zurück. Diese verdammten Tränen! Fluchte ich innerlich und probierte sie wieder zurückzudrängen. Eigentlich dürfte mein Flüssigkeitshaushalt
längst aufgebraucht sein. Ich war es leid! Ich wollte einfach nicht mehr weinen, traurig sein oder diese Schmerzen fühlen. Ich wollte all das hinter mir lassen und einfach nur noch weg.

Ruckartig sprang ich auf und griff nach dem kleinen Beutel, welchen ich mir bereits zurecht gepackt hatte. Danach nach den Blüten und sofort stecke ich mir eine in den Mund, um wirklich sicher sein zu können, dass mich niemand mit Magie sehen könnte. Als das erledigt war, stoppte ich wieder in meinen Bewegungen und sah hinaus aus dem Fenster. Die Monde standen bereits am Himmel und die glitzernden Lichter Asgards schienen mir entgegen. Der Anblick nahm mich voll und ganz ein und doch riss ich schnell meinen Blick los, um nicht wieder zweifeln zu können.

Dann setzte ich mich schnell in Bewegung und verließ mein Zimmer, bevor ich stürmisch durch die Gänge rannte. Dabei probierte ich meine Aufregung ein wenig zu kontrollieren und lauschte immer wieder, um rechtzeitig Schritte ausmachen zu können. Sollte das der Fall sein, warf ich mich immer so schnell es ging hinter die nächste Ecke. Überraschenderweise schaffte ich es das Schloss zu durchqueren, ohne jemandem zu begegnen, was schon ein großer Erfolg war.

Mein nächstes Ziel war der Stall, wo leider immer noch recht viel los war, obwohl es mitten Nacht war. Ich konnte zwei der Burschen sehen, die zwischen den Ställen hin und her liefen. Nachdenklich biss ich mir auf meiner Unterlippe herum und entschied mich schließlich dafür, dass ich es probieren musste. So kam es, dass ich den Beutel noch fester umklammerte und mich schließlich hineinschlich, als die beiden gerade mit dem Rücken zu mir standen. Danach versteckte ich mich in einem leeren Stall und wartete, bis die beiden wieder hinausgingen. Allerdings stürmte ich dann nicht sofort zu einem der Pferde, denn mir wurde erst jetzt bewusst, dass ich niemals die Zeit dafür hätte, eines der Pferde zu satteln. Ich würde es höchstens schaffen eine Trense anzulegen und dann würde ich ohne Sattel reiten müssen, was eine heikle Angelegenheit war. Dennoch hatte ich keine Wahl, weswegen ich noch einmal hinausblickte, wo die beiden Burschen nicht mehr zu sehen waren. Danach lief ich zu den Sätteln und Trensen, bevor ich eine davon nahm und zu einem Rappen in den Stall schlich. Dieser betrachtete mich merkwürdig und schien nicht mehr mit Besuch gerechnet zu haben, doch als er das Lerckerli in meiner Hand bemerkte, welches ich mit der Trense zusammen genommen hatte, lockerte sich wieder seine Haltung. Freudig schnappte er danach, bevor ich ihm die Trense umlegte und die Stalltür öffnete. Der Rappe wartete, bis ich mit der Hilfe eines kleinen Treppchens aufgestiegen war, bevor ich ihn leicht antrieb und er mit mir aus dem Stall lief. In dem Moment kamen allerdings die beiden zurück, welche mich verwirrt ansahen. Sofort stoppte ich und lächelte ihnen freundlich zu: „Ich werde einen kleines Ausritt machen. Es ist alles genehmigt, also belästigt niemanden mit unnötigen Fragen." Die beiden schienen noch recht jung und waren deswegen umso eingeschüchterter. Da wunderte es mich nicht, dass sie einfach nickten und schwiegen. Ich trieb wieder das Pferd an und galoppierte dann auf der Stelle los. Sofort bereute ich es doch, ihn nicht gesattelt zu haben, da die Stallburschen bestimmt nichts dazu gesagt hätten. Auch jetzt hatten sie meine Erklärung einfach so geschluckt. Dennoch gab es jetzt kein zurück mehr, weswegen ich mich einfach festkrallte und probierte mit den Bewegungen des Pferdes zu gehen.

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