S E V E N T Y

1.6K 100 7
                                    

Nun waren es bereits fünf Tage, die ich hier auf diesem was auch immer verbrachte. Die Tage waren eintönig und ich begann Sif und die anderen zu vermissen. Zwar probierte Steve Rogers eine gute Abwechslung zu sein und doch genoss ich seine Anwesenheit nicht so sehr, wie ich es vielleicht tun sollte. Er war wirklich ein netter Mann und bestimmt auch ein guter Freund, aber ich stand einfach nicht so auf nett.
Gerade lag ich in meinem Bett und blickte gedankenverloren an die Decke. So gut es ging hatte ich mich in den letzten Tagen probiert abzulenken, um nicht an ihn denken zu müssen. Zwar hasste ich jeden Augenblick, welchen ich nicht bei ihm verbringen konnte und doch ging es nicht anders. Dabei spürte ich allerdings, wie es mir immer schlechter zu gehen schien, denn irgendwas passierte in meinem Inneren. Ich wusste nicht, ob es der Stein war, welcher langsam durchzudrehen schien oder etwas anderes. Doch wachte ich manchmal mitten in der Nacht auf, war schweißgebadet und besaß krampfende Muskeln. Es kam von keinem Traum, denn ich spürte etwas tief in mir, was diese Sachen verursachte.

Ein lautes Klopfen ließ mich ruckartig hochfahren. Es dauerte kurz, bis ich mich gesammelt hatte, doch dann ging ich schnell zu meiner Tür und öffnete diese. Es befand sich ein Mann vor dieser, welcher mir nicht bekannt vorkam. Er besaß braunes Haar und unfassbar hellbraune Augen, sodass ich mir diese sofort in der Sonne vorstellte. Dazu trug er Sommersprossen im Gesicht, doch ließen diese ihn nicht netter wirken, denn er hatte eine Härte als Ausdruck, die einen einfach einschüchterte.
„Sie werden auf der Brücke erwartet", seine Stimme war so tief und ging einem durch den ganzen Körper, doch verursachte sie kein unangenehmes Gefühl, sondern ein berauschendes. Sein Anblick, seine Stimme, all das machte etwas mit mir und doch konnte ich es nicht einordnen. Es verunsicherte mich ebenso, doch probierte ich es mir einfach nicht anmerken zu lassen und folgte dem Mann. Er trug diese typische Uniform, die hier jeder auf diesem Schiff trug; eine schwarze Hose, ein schwarzes Oberteil und dazu Riemen, welche etwas auf seiner Brust und auf seinem Rücken hielten. Er ging vor mir, weswegen ich nur seinen Rücken sah. In der Schulterpartie war er breit gebaut und in der Taille ein wenig schmaler, weswegen er mich an ein Dreieck erinnerte. Außerdem schien er sehr sehnig und athletisch gebaut zu sein, was mich stark an Loki erinnerte. Schnell strich ich diesen Gedanken aus meinem Kopf, denn so konnte und wollte ich nicht mehr denken.

Als wir auf der Brücke ankamen, musste ich mir erst einmal einen Überblick verschaffen, denn hier waren jedes Mal wirklich sehr viele Leute. Unter ihnen waren auch Thor, Steve Rogers, Natasha Ronmanoff und so weiter und sofort. Als ich dann allerdings die Person erkannte, welche sich neben Thor befand, stürmte ich sofort los und riss ihn beinahe zu Boden. Ich glaube, ich war noch nie so erfreut gewesen ihn zu sehen und auch er schien glücklich. Mein Hände krallten sich freudig in seine Kleidung. Endlich wieder eine vertraute Seele bei sich zu haben, war wirklich schön.
„Was machst du hier, Jude?" Fragte ich breit lächelnd. Dieser erwiderte ebenso mein breites Lächeln und erklärte: „Odin sah es als gut an, dass euch jemand hilft und gleichzeitig auf dich aufpasst."
„Eine sehr gute Entscheidung", lachte ich und ließ mich von ihm hochheben, sodass er mich drehen konnte.
„Ok, wow", kam jemand dazwischen, „jetzt wird es kitschig." Es war die Frau, Natasha. Sofort ließ Jude mich wieder runter und doch ließ es mein breites Lächeln nicht verschwinden. Stattdessen griff ich wieder nach seiner Hand und zog ihn mit mir: „Ich werde dir alles zeigen." Zwar würde ich nicht sagen, dass ich mich hier mittlerweile auskannte und doch wusste ich ein wenig Bescheid. Deswegen brachte ich ihn erst zu meinem Raum, bevor ich die Reise durch die Gänge weiterführte.
„Wie geht es dir?" Fragte er mich währenddessen und ich zuckte mit meinen Schulter.
„Mir ging es schon besser, aber auch schlechter", antwortete ich. Ein wenig besorgt sah er mich an, doch ließ ich ihn nicht nachfragen, sondern sprach: „Wie ist die Situation in Asgard?"
„Sif macht sich große Sorgen und Odin ist ein wenig aufgewühlt, was wohl an Thor und deiner Abwesenheit liegt."
Verstehend nickte ich. Wir redeten noch eine Weile über alles mögliche, als Jude mit einem Mal stoppte. Genau vor der Tür, hinter welcher sich Loki befand. Ich packte Jude am Arm und wollte ihn weiterziehen, doch löste er meinen Griff und ging auf diese zu: „Was befindet sich hinter dieser?" Nervös biss ich mir auf meiner Unterlippe herum: „Loki." Als ich sah, was er vorhatte, wollte ich ihn stoppen, doch hatte er bereits den Schalter betätigt und zischend öffnete sich die Tür. Danach erstarrte ich sofort in meinen Bewegungen, denn es lagen wieder diese Augen auf mir. Ich hatte das Gefühl, dass er uns bereits erahnt hatte, als wir nicht einmal auf dem Weg zu ihm gewesen waren. Jude schien dagegen entschlossen, denn er trat auf den Glaskäfig zu und schimpfte: „Du willst ein König sein?! Du besitzt doch nicht einmal Anstand!"
„Hol deinen Hund zurück, Aurelia", antwortete er allerdings nur gelangweilt und drehte uns beiden den Rücken zu. Jude knurrte daraufhin böse: „Es gibt für alles Gründe. Einen Grund dafür, dass du nicht den Thron bekommen hast. Einen Grund dafür, dass du dich in einem Käfig befindest. Und... besonders einen Grund dafür, dass du sie niemals haben wirst!" Nun war es Loki, welcher knurrte und den Mann gefährlich ansah: „Sollte ich hier jemals herauskommen, dann-."
„Stopp!" Ging ich jetzt dazwischen und packte Jude wieder am Arm, bevor ich ihn zurückzog. Dieser ließ das nur widerwillig zu und doch konnte ich ihn aus diesem Raum bringen.
„Und so jemanden hättest du mir vorgezogen?" Kurz vor der Schwelle stoppte ich und sah zu Loki zurück. Dabei probierte ich ihm so trotzig es ging in die Augen zu blicken und giftete: „Mittlerweile würde ich dir jedem vorziehen." Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, was mich verunsicherte und doch drehte ich mich nur schnell wieder um und trat endlich aus dem Raum.
„Ich kann das, was ich fühle, wenn ich ihn sehe, nicht einmal in Worte fassen", hörte ich Jude schweratmend sagen.
„Es ist schon gut", probierte ich ihn zu beruhigen. Ruckartig drehte er sich zu mir um: „Er hat dir so sehr wehgetan! Nichts ist gut."
„Ich bin darüber hinweg", log ich und zwang mir ein Lächeln auf die Lippen. Jude erinnerte mich wieder an die Zeit zurück und irgendwie war ich mir jetzt nicht mehr so sicher, ob ich wirklich erfreut war, dass er hier war. In den letzten Tagen hatte ich es geschafft diese Gedanken zu verschließen und nun holte er sie wieder an die Oberfläche.
„Ich werde mich ausruhen gehen", erklärte ich nur schnell, bevor ich verschwand. So schnell änderte sich alles und ich brauchte Abstand von ihm. Ich hasste es. Ich hasste es so sehr und konnte nichts dagegen tun.

Love > Hate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt