Nervös faltete ich meine Hände in dem Kleid, welches ich für den heutigen Anlass trug. Der Ball würde heute stattfinden und Loki wollte mich trotzdem bei sich haben, auch wenn er von der Gefahr wusste. Bei so einem Menschengetümmel konnte es schwierig sein den Überblick zu behalten und doch fühlte ich mich dort sicherer, als alleine in meinem Zimmer. Zudem würde ich die ganze Zeit an der Seite von Loki bleiben. Gerade befand er sich ebenfalls bei mir und knöpfte sich die letzten Knöpfe seines Hemdes zu. Ich drehte mich zu ihm und betrachtete sein Erscheinen. Er sah einfach unfassbar aus, auch wenn er wieder seine immer gleiche Tracht trug, verschlug er mir den Atem. Passend zu ihm war ich ich ebenfalls in grün gekleidet und trug ein kleines, goldenes Band an meinem Kopf.
„Ich möchte, dass du die ganze Zeit an meiner Seite bleibst", sagte er bestimmt und zog dabei seine Ärmel etwas nach unten, „egal, was passiert. Verstanden?" Nachdenklich biss ich mir auf die Lippe, nickte aber: „Verstanden." Er sah mich mit zusammengepressten Lippen an: „Viele wichtige Leute werden da sein. Judes Vater auch." Überrascht weiteten sich meine Augen.
„Ich weiß, was er zu tun versucht. Er ist ein Mann, dessen Mund nie geschlossen ist und deswegen Sachen erzählt, die höchst interessant sind", sprach er weiter. Ich ging einen Schritt auf ihn zu: „Das wird niemals passieren." Er gab mir einen kurzen Augenaufschlag, bevor er mir ruckartig an die Hüfte griff und mich zu sich zog: „Das hoffe ich, denn du bist allein für mich bestimmt." Kurz trafen seine Lippen die meinen, bevor er sich von mir löste und rüber zur Tür ging. Dort blieb er stehen und hielt mir seinen Arm hin, welchen ich lächelnd ergriff.
Der Abend konnte beginnen.Lächelnd sah ich von oben herab in die Menge. Es waren bereits einige Stunden zwischen dem Gespräch mit Loki und meiner jetzigen Position vergangen. Die Leute tanzten auf der großen Fläche und die Luft war gefüllt von der Freude, die jeder zu verspüren schien. Loki stand ein wenig weiter hinter mir und unterhielt sich mit zwei älteren Männern. Deswegen war ich gerade ein wenig außen vor, was sich überraschend schnell änderte.
„Lia", kam es freudig und Jude kam zusammen mit seinem Vater die Treppen nach oben. Ich schenkte den beiden ein aufgesetztes Lächeln und nickte zur Begrüßung. Sein Vater grinste mich an und griff nach einer meiner Hände, welche er kurz zu seinem Mund führte.
„Sehr erfreut", erwiderte ich gespielt freundlich, denn eigentlich wollte ich meine Zeit nicht mit diesem Mann verschwenden und doch war ich zu höflich, um mich irgendwie herauszureden.
„Es ist schön, Sie endlich einmal kennenlernen zu können", erklärte er und betrachtete mich eingängig, „Jude hat schon vieles von Ihnen erzählt."
„Ich hoffe nicht zu viel", scherzte ich, doch spürte ich, dass mein Gesicht dabei etwas zu starr aussah. Lachend schüttelte er seinen Kopf: „Natürlich nur das Beste."
„Lia", rief plötzlich jemand von hinten und wir alle sahen zu Loki. Innerlich seufzte ich dankend auf, bevor ich kurz sagte: „Tut mir leid. Vielleicht können wir dieses Gespräch irgendwann fortführen." Schnell wandte ich mich von den beiden ab und trat zu Loki, welcher Jude und seinen Vater finster ansah.
„Wäre dieser Mann nicht so wichtig für das königliche Geschäft, dann hätte ich ihm schon lange den Hals umgedreht", knurrte er. Ich legte beruhigend meine Hand auf seine und lächelte ihn sanft an.
„Verzeihung", sprach plötzlich jemand und ich blickte in das Gesicht eines jungen Gottes, welcher braunes Haare besaß und grüne Augen. Ich kannte ihn nicht, doch schien Loki diesen Mann zu kennen, was mir sein Gesicht verriet.
„Cassian", sagte der schwarzhaarige Gott und nickte ihm zu, „er ist ein alter Freund der Königsfamilie." Der Angesprochene verbeugte sich kurz, bevor er mich freundlich anlächelte: „Wer ist diese wunderschöne Dame? Niemand hatte sie mir zuvor vorgestellt." Bei seinen Worten probierte ich weiterhin freundlich zu lächeln. Loki dagegen hatte wieder seine nichts-sagende Maske aufgesetzt.
„Ihr Name ist Aurelia", erklärte Loki und griff nach meiner Hand. Bei dieser Geste wanderten die Augen des Fremden zu unseren Händen und ein wissender Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.
„Thomas. Das ist der Name ihres Vaters. Richtig?"
Zögernd nickte ich.
„Sie sehen sich ähnlich", erklärte er und doch gab ich mich nicht ganz zufrieden, was er zu sehen schien, denn er erklärte sich weiter, „Ich kannte ihre Mutter. Eine ebenso wunderschöne Frau, wie Sie." Ein ernst gemeintes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen: „Das war sie, gewiss." Seine grünen Augen glitzerten leicht und er wollte erneut zum Reden ansetzten, da unterbrach Loki ihn: „Würdest Du uns kurz entschuldigen?" Er zog mich an meiner Hand mit sich hinaus aus dem Saal. In einer Ecke des Flures stoppte er und drückte mich verlangend an die Wand. Sofort benetzten seine Lippen die feine Haut an meinem Hals.
„Was- was wird das?" Fragte ich und konnte meine brüchige Stimme nicht verstecken. Loki sah nicht auf und nahm nicht seine Lippen von mir, als er antwortete: „Den ganzen Abend lang habe ich dich genug geteilt. Jetzt gehörst du mir!" Meine Hände wanderten in sein Haar und ich zog seine Lippen zu mir hoch an meinen Mund. Bei dem Gefühl schloss ich meine Augen und genoss diesen Moment der Zweisamkeit. Ich wusste nicht, in welchem Teil des Schlosses wir uns befanden, doch schien dieser nicht allzu sehr belebt, weswegen ich mich nicht weiter daran störte und einfach mitmachte. Das Gefühl seiner Lippen auf meinen war so herrlich und am liebsten würde ich es jede Sekunde meines Lebens fühlen. Vorsichtig griffen seine Hände nach einem meiner Arme, was ich leicht verwirrt geschehen ließ, doch störte ich mich nicht weiter daran. Plötzlich durchzog mich allerdings ein heftiger Schmerz und ich spürte, wie er seine Finger in die offene Wunde gedrückt hatte. Erschrocken wollte ich aufschreien, doch erstarb jegliches Geräusch in meiner Kehle. Nur ein leises Winseln verließ meinen Mund und ich probierte seine Finger von meinem Arm zu lösen.
„Gefällt dir das nicht?" Fragte er und ich schüttelte hektisch meinen Kopf. Meine Augenlider waren zusammengepresst und ich biss mir heftig auf meine Lippe. Ruckartig öffnete ich meine Augen, als seine Worte langsam zu mir hindurch gesickert waren.
„Das ist nicht möglich", zischte ich weiterhin vor Schmerzen und sah den Mann vor mir mit schmerzverzerrtem Gesicht an.
„Habe ich meine Rolle als Loki wirklich so gut gespielt, sodass du mir direkt um den Hals gefallen bist?" Fragte er schelmisch grinsend.
„Du bist nur in meinem Kopf", sagte ich mit ernster Stimme und probierte den Schmerz zu unterdrücken.
„Er war es vielleicht", antwortete Numitor schulterzuckend, „Ich bin es allerdings nicht."
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Love > Hate
RandomEine einzige Berührung verändert ihr ganzes Leben. Mit einem Mal ist sie nicht mehr nur ein Niemand. Von außen betrachtet, scheint ihr Leben perfekt: Sie lebt im Schloss, wohnt jeder Feier der Königsfamilie bei und verbringt Zeit mit den engsten Ver...