TEN

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Wie benebelt wanderte ich durch die Gänge.
Ich suchte zwanghaft nach dem Ausgang.
Als ich ihn endlich fand atmete ich erleichtert auf.
Gierig zog ich die Luft in meine Lungen und schloss meine Augen.
Das alles war zu viel für mich.
Schon lange wusste ich, dass etwas bei unserem letzten zusammen Treffen nicht stimmte.
Jetzt verstand ich.
Ich verdankte ihr, dass ich den Seelenstein in mir trug.
"Aurelia", eine Stimme brachte mich dazu mich umzudrehen.
„Ich kann jetzt nicht", wies ich Sif ab und drehte mich von ihr weg.
Ohne auf ihre warnenden Rufe zu höre , lief ich los.
Meine Beine führten mich von ganz alleine in den Wald.
Ich folgte einem kleinen Pfad und ließ mich auf einer Lichtung nieder.
Hier war ich oft mit meinen Eltern gewesen.
Wir waren hier immer picknicken.

Traurig rollte ich mich auf dem Boden zusammen und schloss die Augen.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
Meine Gedanken schwirrten mir im Kopf umher.
Ich probierte es zu unterdrücken, indem ich mich auf meine Atmung konzentrierte.
Mit jeder Sekunde wurde diese gleichmäßiger und ruhiger.

Zitternd erwachte ich und drückte mich vom Boden hoch.
Müde streckte ich mich und gähnte.
Ich war doch tatsächlich hier auf der Lichtung eingeschlafen.
Es war bereits dunkel.
Ich konnte die Sterne am Himmel glitzern sehen.
Vorsichtig ließ ich mich wieder auf den Boden sinken.
Ich verschränkte meine Hände hinter meinem Kopf und blickte nach oben in den Himmel.
Vermutlich sollte ich Angst haben, immerhin war ich alleine im Wald und es war, dem Stand des Mondes nach zu urteilen, mitten in der Nacht.
Jederzeit könnte jemand von der Garde auftauchen und dann wäre es um mich geschehen.
Der Gedanke ließ mich erzittern und war vermutlich der Grund, warum ich mich erhob.
Vorsichtig, darauf bedacht nicht zu fallen, suchte ich den kleinen Pfad und ging diesen entlang.
Ich musste ziemlich weit in den Wald gelaufen sein, ohne es wirklich bemerkt zu haben.
Die Bäume verdunkelten den Pfad und nicht einmal der Mond erhellte die Atmosphäre.
Als Kind hatte ich Angst im Dunkeln, doch irgendwann kam die Zeit, da genoss ich die Nacht, doch gerade jetzt fühlte ich mich ziemlich unwohl.
Als ich dann auch noch Hufgetrappel vernahm, baute sich eine gewisse Angst und Anspannung in mir auf.
Von ganz alleine blieb ich stehen und blickte mich um.
Hektisch sprang ich hinter einen Baum und drückte mich an diesen.
Mit einem Mal kam mir meine Atmung viel zu laut vor und ich hielt die Luft an.
Das Hufgetrappel kam immer näher und ich hörte das Pferd schnauben.
Zögerlich wagte ich einen Blick auf den Pfad und sah, dass sich eine schwarz gekleidete Person auf einem schwarzen Pferd befand.
Sie trug einen Umhang, mit einer langen Kapuze und ich konnte erkennen, wie das Pferd mit der Hufe scharrte und erneut schnaubte.
Es war ein prachtvolles Tier, so geheimnisvoll und mystisch.
Der Fakt, dass der Reiter bei mir angehalten hatte, ließ mich panisch werden.

Mir musste so schnell wie möglich etwas einfallen, denn ich ich konnte erkennen, wie der Reiter dabei war abzusteigen.
Panisch griff ich nach einen Stein und warf ihn schräg in den Wald.
Ein leises Geräusch war zu vernehmen, weswegen der Reiter in seiner Bewegung innehielt und sich zurück auf sein Pferd schwang.
Er trieb seinem Rappen die Sporen in die Seiten, woraufhin dieser los galoppierte.
Ich atmete erleichtert auf, wartete noch einen kurzen Moment, bevor ich aus meinem Versteck kam und los lief.
Meinem „laufen" ähnelte mehr einem Stolpern, daher war ich auch nicht überrascht, als ich hinfiel.
Trotz der Schmerzen hievte ich mich hoch und lief weiter.

Als ich plötzlich wieder das Hufgetrappel vernahm wurde ich wieder panisch.
Als ich mich umdrehte, sah ich, dass der Reiter direkt auf mich zu kam und verstecken somit unmöglich war.
Auch wenn ich wusste, dass es nichts bringen würde lief ich noch schneller.

Plötzlich packte mich jemand am Haar und brachte mich so zum stehen.
Ich verzog vor Schmerzen mein Gesicht und wollte aufschreien, doch mir fehlte einfach die Luft dazu.
Das Pferd tippelte nervös neben mir und schnaubte immer wieder.
Meine Hand krallte sich in den Arm von meinem Verfolger.
Dieser war definitiv männlich, wie ich feststellen konnte.
Eine zweite Hand legte sich um meinen Arm und wollte mich auf das Pferd ziehen, doch ich wehrte mich dagegen.

Plötzlich waren Stimmen zu hören und ich merkte, wie der Reiter hektischer in seinen Bewegungen wurde.
Jählings ließ er von mir ab und ich hörte ihn sagen: „Zurück Sleipnir."
Sofort drehte sich der Rappe um und ritt zurück in den Wald.
Wie versteinert lag ich im Gras und wiederholte seine Worte wieder und wieder.
Zurück Sleipnir.
Diese Stimme.
Es war nicht Numitor, auf gar keinen Fall.
Seine Stimme war tiefer, ein wenig rau und doch sehr angenehm.
Vermutlich sollte ich Angst verspüren, mich fürchten oder glücklich darüber sein, dass er mich nicht entführt hat, doch nichts dergleichen verspürte ich.
Ich hörte nur wieder und wieder diese Stimme.

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