Resigniert schleppte ich mich zum Speisesaal, wo ich niemanden wie Loki, Thor oder Jude mehr erwartete. Es waren weitere sechs Tage vergangen und nach wie vor war niemand von ihnen aufzufinden. Aus irgendeinem Grund stimmte mich genau das traurig. Es war einfach schrecklich all die Fragen mit sich herumzuschleppen und keine Antworten zu bekommen, weil derjenige, der diese geben könnte, nicht da war. Dazu kamen dann auch noch all diese Gefühle, die mich verrückt werden ließen. Ständig wechselten sich die guten mit den schlechten ab und ließen mich nicht wer wissen, was nun richtig war und was nicht. Genau das schienen Sif, Fandral, Hugon und Volstagg zu merken, denn jeder von ihnen probierte mich auf andere Gedanken zu bringen. Genau aus diesem Grund befand sich auch ein nicht den Mund haltender Fandral neben mir. Dieser befand sich schon den ganzen Tag bei mir und schien mir diesen versüßen zu wollen, weswegen er mit mir ausgeritten, am See und im Garten gewesen war. Ich war ihm dafür auch sehr dankbar, doch half es alles nichts. Gerade machte ich mir allerdings mehr sorgen um ihn, da er kaum Luft zu holen schien. Seine Worte prasselten unaufhörlich auf mich ein und schon lange folgte ich ihnen nicht mehr. Das schien mir allerdings zum Verhängnis zu werden, da er mit einem Mal fragte: "Lia? Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?" Dazu kam dann auch noch seine Hand, welche mir vor meinem Gesicht herumwedelte, um so meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Leicht stöhnte ich auf und drückte sie wieder nach unten, um ihm ins Gesicht schauen zu können: "Tut mir Leid, aber ich war gerade woanders mit meinen Gedanken."
Fandral verzog leicht seinen Mund, doch nickte er schließlich: "Ich weiß zwar nicht, warum du so melancholisch bist und irgendwie scheint das keiner, außer Sif und dennoch möchte ich dir helfen. Du hast es nicht verdient traurig zu sein und wer auch immer dafür verantwortlich ist, sollte bestraft werden."
Ein leichtes Lachen entfloh mir und ich schüttelte den Kopf: "Es ist schon gut."
Vorsichtig griff er nach meiner Hand und drückte diese: "Wir sind für dich da."
"Danke. Das weiß ich zu schätzen."Mit Schwung wurden die Flügeltüren aufgestoßen und wir konnten eintreten. Eigentlich wollte ich zu meinem Stammplatz treten, doch ließen mich drei gewisse Personen stoppen. Wie angewurzelt blieb ich stehen und konnte gerade so verhindern, dass mir mein Mund aufklappte. Ich wusste nicht, was ich denken oder sagen sollte oder ob ich überhaupt etwas sagen sollte. Da ich meiner Stimme zu diesem Zeitpunkt eh nicht traute, blickte ich einfach nur zu den dreien. Bei Loki blieb mein Blick liegen. Ich suchte nach etwas in seinem Ausdruck. Freude, Reue, sonstiges, doch fand ich nichts. Er hatte die Maske aufgesetzt, die er so oft zeigte und die nichts aussagte. Ich wusste nicht, was ich fühle oder denken sollte. Tränen stiegen mir in die Augen, doch wollten sie nicht fließen. Etwas war in meinem Hals, was mich schwer schlucken ließ und dennoch nicht wegging. Zudem schien mit einem Mal das Gewicht von tausenden Steinen auf meinen Schultern zu ruhen. Dieses wollte mich zusammenbrechen lassen, doch biss ich die Zähne zusammen und gab dem Verlangen nicht nach. Dennoch wollten sich meine Füße nicht mehr von der Stelle bewegen.
"Aurelia?" Sprach mich Fandral verwundert von der Seite an. Sofort begann ich zu blinzeln, als hätte ich soeben geträumt.
"Ich-", wollte ich beginnen, doch versagte meine Stimme, weswegen ich mich schnell räusperte: "Es geht wieder."
Nickend griff Fandral leicht nach meinem Arm und zog mich zum Tisch. Dort ließ ich mich mehr oder weniger immer noch sprachlos plumpsen. Als ich saß, blickte ich nicht mehr auf, sondern sah allein auf mein Essen. Ich fühlte mich mit einem Mal so unwohl. In mir loderte Wut auf und zugleich Freude, was mich verrückt werden ließ.
"Ist alles gut?" Sprach mich Sif leise von der Seite an. Da ich nichts sagen konnte, schüttelte ich wahrheitsgemäß meinen Kopf. Da ich wusste, dass Sie nachfragen würde, zeigte ich ihr mit einem Blick, dass wir später reden würden. Zum Glück verstand sie meinen Blick und gab Ruhe.
So schnell ich konnte aß ich, bevor ich ohne etwas gesagt zu haben wieder verschwand. Die anderen hatten sich prächtig unterhalten und Thor hatte nur so vor Worten gesprudelt. Allein Loki schwieg ebenso wie ich, doch spürte ich deutlich seinen Blick auf mir. Sie schienen mich förmlich zu zerdrücken und aus diesem Grund war ich umso glücklicher, als ich dem entfliehen konnte.Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und vergrub mein Gesicht in den Kissen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Nicht nur, dass der Seelenstein mein Leben schon kompliziert machte, nein, dazu kam jetzt auch noch ein Gott, der hier in Asgard als der Trickster bekannt war. Warum hatte ich mich nur auf diesen Kuss eingelassen? Ich wusste, dass er mir wehtun würde, denn jeder tat er weh. Ich wollte gar nicht wissen, wie viele Frauen er schon hatte und wie vielen er davon Hoffnung gemacht hat, bevor er sie hat fallen lassen. Er hatte mich heute angeblickt, als wäre ich ein niemand, als würde er mich nicht kennen und sich fragen, was ich hier wollte.
Eine aufgehende Tür ließ mich aufblicken. Hoffnung keimte in mir auf, doch wurde diese im Keim erstickt, als ich Sif entdeckte.
„Ich will gar nicht fragen, was los ist, denn ich denke ich kenne den Grund für dein Verhalten", begann sie und ließ sich neben mir fallen. Mein Gesicht lag weiterhin in den Kissen und ich nickte einfach mit meinem Kopf.
„Warum nicht Jude? Warum Loki?" Fragte sie mich, weswegen ich meinen Kopf nach oben riss und sie verständnislos ansah.
„Was ist das für eine Frage?" Empörte ich mich.
„Ich meine ja nur", kam es lieblich zurück: „Jude ist so eine netter, toller Mann und du entscheidest dich für den, der bereits so viele Herzen gebrochen hat?"
Genervt verdrehte ich meine Augen: „Es ist zu spät. Ich bin ihm bereits verfallen."
„Bitte sag das nicht", kam es stöhnend zurück: „Nicht ihm! Er wird dir nur Ärger und Herzschmerz bringen."
Schulterzuckend ließ ich mich wieder in die Kissen fallen und schloss meine Augen. Sie hatte recht und doch war es bereits zu spät.
„Ich bin so dumm", stöhnte ich und raufte mir die Haare.
„Ich möchte dir nicht unbedingt Hoffnung machen, denn sonst tut es nachher umso mehr weh und doch sage ich, dass du erst einmal abwarten sollst. Vielleicht kommt er nachher noch zu dir und möchte mit dir reden", probierte Sif mich zu beruhigen und griff dazu noch nach meiner Hand.
„Vielleicht", murmelte ich und drehte mich auf den Rücken, um an die Decke zu blicken.
Nachdem Sif gegangen war, wartete ich. Ich wartete und wartete und natürlich kam niemand. Bis spät in die Nacht saß ich auf meinem Bett und zuckte bei jedem Geräusch, welches ertönte, zusammen. Manchmal sprang ich sogar auf und richtete mein Kleid, doch öffnete sich meine Tür einfach nicht. Er schien auch nicht bei sich im Zimmer zu sein, denn dort herrschte absolute Stille. Irgendwann trat ich zu meinem Fenster, um dieses zu öffnen. Sofort kam die kühle Luft der Nacht hinein und ließ mich frei durchatmen. Traurig biss ich mir auf die Lippe und probierte die Tränen zu unterdrücken. Es tat einfach so weh und die Ungewissheit ließ mein Körper von so einem komischen Gefühl erfüllt sein. Es fühlte sich an, als wäre mein Körper betäubt und doch spürte ich alles. Plötzlich knickten mir meine Beine weg und ich fiel zu Boden. Verwundert griff ich nach dem Fensterbrett, um mich wieder nach oben zu ziehen, doch packte mich da jemand am Hals und drückte mich zurück auf den Boden. Panisch riss ich meine Augen auf und ließ diese hin und her wandern. Ich wollte schreien und um mich schlagen, doch schien mein Körper verkrampft.
„Herzschmerz?" Ertönte eine nur allzu gut bekannte Stimme. Allein ein Wimmern entkam mir und nun flossen mir doch die Tränen die Wangen hinunter. Zum ersten Mal verspürte ich pure Angst und zeigte diese auch. Ich konnte Numitor einfach nicht Vorspielen, dass ich ihm trotzen würde. Meine Nerven waren einfach am Ende.
„So viel Zeit ist nun vergangen, in der wir uns nicht mehr gesehen haben", sagte er lieblich und strich mir über die Wange: „Wie geht es dem Stein?"
Weinend verkrampfte sich mein Gesicht und ließ mich die Augen zusammenkneifen. Seine Berührung ließ mir eine unangenehme Gänsehaut entstehen.
„Bitte", hauchte ich.
„Nicht mehr lange", hauchte er einfach zurück und gab mir einen leichten Kuss auf meine Wange: „Ich freue mich schon, meine Schöne."
Der Druck verließ mit einem Mal meinen Körper und ich konnte wieder besser atmen. Nach wie vor liefen die Tränen in Strömen meine Wange hinab und leise Schluchzer erfüllten den Raum. Panisch sprang ich auf, denn mein einziger Gedanke war es zu fliehen. Ich wollte einfach nur noch weg und jemanden finden. Mein Körper verkrampfte sich immer wieder unter meinen schweren Atemzügen. Ein Rauschen stellte sich ein und der Rand meines Sichtfeldes wurde schwarz. Selbst mein Kreislauf schien genug von alldem zu haben, dachte ich sarkastisch. Im letzten Moment gelang es mir die Tür zu Lokis Zimmer zu öffnen, bevor ich auf den Boden fiel und alles um mich herum schwarz wurde.
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Love > Hate
RandomEine einzige Berührung verändert ihr ganzes Leben. Mit einem Mal ist sie nicht mehr nur ein Niemand. Von außen betrachtet, scheint ihr Leben perfekt: Sie lebt im Schloss, wohnt jeder Feier der Königsfamilie bei und verbringt Zeit mit den engsten Ver...