E I G H T Y

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„Sif!" Schrie ich quietschend und stürmte aufgeregt auf die junge Frau zu. Wir hatten uns nicht mehr lange auf Midgard aufgehalten und waren nach einem sehr kühlen Abschied sofort  verschwunden. Deswegen war ich umso glücklicher, als ich endlich wieder meine Freunde erblickte, welche ich wirklich vermisst hatte.
Fest schloss sie mich in ihre Arme und auch Hogun, Fandral und Volstagg kamen dazu. Ich lachte freudig auf und konnte nicht aufhören herum zu tippeln. Kurz waren alle meine Sorgen vergessen und ich konnte mich einfach nur noch freuen.
„Wie geht es dir?" Fragte Sif strahlend und betrachtete mich abschätzend.
Ich zuckte mit meinen Schultern: „Ganz gut. Es war dort unten auf Midgard sehr nervenaufreibend." Sofort sah sie mich wissend an und zog mich von den anderen weg, was diese zwar nur protestierend entgegennahmen, doch konnte Sif niemand stoppen. Sie nahm mich ein ganzes Stück von den anderen weg, bevor sie wieder stoppte und sich zu mir beugte: „Wie ist das aufeinandertreffen gelaufen? Glaube mir, wir können immer noch nicht fassen, dass er wieder da ist, aber für dich muss es umso schlimmer gewesen sein."
„Anfangs war es wirklich schlimm, aber ich kann ihm einfach nicht widerstehen", erklärte und guckte dabei vorsichtig in ihre Augen. Sie sah kurz nach unten auf unsere Füße, bevor sie lächelnd wieder aufsah: „Ich hoffe einfach, dass er dich nicht wieder unglücklich macht."
„Ich hoffe das auch", hauchte ich und mehr zu mir selbst, als zu Sif und doch schien sie es zu hören.
„Bei diesem Gott kann man sich nie sicher sein, aber lass uns jetzt diese trüben Gedanken vertreiben und feiern, dass ihr wieder gut nach Hause gekommen seid", erklärte sie und griff nach meiner Hand, bevor sie mich wieder zu den anderen zog.
Lokis Anhörung war erst Morgen und ich wusste auch nicht so genau, wo er diese Zeit über war. Ich hoffte inständig, dass es nicht die Zelle war und doch konnte ich mir keine andere Erklärung liefern. Deswegen fühlte ich mich umso schlechter, dass ich es mir jetzt so gut gehen ließ. Wir tranken und aßen viel, lachte zudem und ließen es uns einfach gut gehen. Ich war so glücklich, dass ich wieder zurück war und würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich das nicht zeigte. Vielleicht übertrieb ich es ein wenig mit dem Wein und doch stoppte mich keiner, also hörte ich auch nicht auf. Die anderen waren ebenfalls keine Unschuldslämmer, was das betraf. Irgendwann wurde es einfach immer lauter und lauter und jeder redegewandter.
„Isch komme gleisch widder", lallte ich und erhob mich taumelnd, bevor ich mich an der Wand entlang hangelte und den Raum verließ. Die ganze Flüssigkeit in meinem Körper begann langsam zu drücken, weswegen ich das Bad aufsuchen wollte. Dabei wollte ich eigentlich in meinen Raum und dann von dort aus in den Baderaum, doch irgendwie ließ mein Orientierungssinn zu wünschen übrig. Deswegen irrte ich durch das Schloss und nahm dabei meine Umgebung nur noch verschwommen und unruhig war. Meine Augen zeigten mir die Bilder nur verzögert und nahmen mir die Kontrolle über meine Beine. An der nächsten Ecke stoppte ich und musste mich kurz festhalten, um wieder an Kraft zu kommen. Mein Blick lag am Boden und meine Atmung war laut, doch probierte ich diese wieder zu beruhigen.
„Lia", plötzlich erklang eine Stimme vor mir und ich blickte verwirrt auf. Ich blinzelte mehrmals und kniff meine Augen zusammen, um das Gesicht scharf machen zu können. Das gelang mir erst nach einiger Zeit und wen ich dann vor mir erblickte, stempelte ich sofort als Schauspielerei meines Körpers ab. Ich begann zu kichern: „Wasch maschst du denn hier?"
„Du hast zu viel getrunken. Viel zu viel", erklang wieder seine Stimme und ich taumelte jetzt auf ihn zu. Mein Kopf spielte mir etwas vor und sofort dachte ich wieder an diese Verbindung, die mich an ihm hielt. Scheinbar schien ich ihn zu vermissen, sodass mein betrunkener Kopf ihn mir jetzt zeigte.
„Isch habe nischt zu viel gedrunken", erklärte ich, obwohl auch ich jegliche Zweifel daran verloren hatte. Kurz vor ihm blieb ich stehen, bevor ich nach ihm greifen wollte, doch nur die Luft erfühlte meine Hand, bevor sie auf den Boden traf, denn ich hatte dabei den Halt verloren und war nach vorne gestürzt. Mit einem dumpfen Geräusch landete ich auf dem Boden. Ich sah wieder auf und erblickte niemanden mehr. Kenan war verschwunden und ich war alleine im Flur. Es begann sich alles wieder zu drehen, weswegen ich erschöpft wieder meinen Kopf zu Boden fallen ließ und einfach die Augen schloss. Vielleicht hätte ich wirklich nicht so viel Wein trinken sollen.
„Du musst aufstehen", erklang es plötzlich wieder und doch öffnete ich nicht meine Augen. Ich reagierte erst gar nicht auf die Worte, sondern blieb einfach liegen. Alles fühlte sich plötzlich so schwer an und wollte sich nicht mehr bewegen lassen.
„Du kannst nicht die Kontrolle über deinen Körper verlieren, denn so verlierst du die Kontrolle über den Stein", sprach die Stimme von Kenan einfach weiter.
„Warum bist du nicht wirklich hier?" Fragte ich leise und konnte kaum noch meine Lippen bewegen.
„Ich bin ein Mensch. Ich existiere nur auf der Erde und gerade in deinem Kopf."
Ich probierte wieder aufzusehen, doch gelang es mir nicht, denn mein Kopf war viel zu schwer. Ungewollt wurde meine Atmung immer flacher und doch war es so angenehm, weswegen ich nicht dagegen ankämpfte.

Mit dröhnendem Kopf öffnete ich meine Augen, welche ich sofort wieder schloss, da die Schmerzen nur schlimmer wurden.
"Du hättest vielleicht nicht so übertreiben sollen." Bei dem Klang seiner Stimme erschreckte ich mich und rutschte zur Seite. Dabei endete leider das Bett, sodass ich fast auf den Boden fiel, doch griffen zwei starke Arme nach mir und zogen mich wieder zurück.
"Was machst du hier?" Fragte ich verwirrt und öffnete erneut meine Augen, welche ich allerdings mit meinen Händen abschirmte.
„Wachen fanden dich im Flur, woraufhin sie dich in dein Zimmer brachten und dort allerdings merkten, wie kalt und blass du gewesen warst. Sie suchten daraufhin Heiler auf, welche sahen, dass der Stein kaum noch leuchtete und so kamen sie auf die Idee mich zu dir zu bringen, um dir neue Kraft zu spenden", als er fertig war mit seiner Erklärung konnte ich ihn endlich ganz anblicken.
„Sie haben dich einfach in meinen Raum gelassen?" Fragte ich verwirrt und ließ jetzt langsam meine Hände sinken.
Er ließ jetzt seine in meinen Rücken wandern und drückte mich zurück in die Kissen, wobei er sich mit mir nach unten beugte.
„Ja, aber es befinden sich Wachen vor den Türen", erklärte er flüsternd und verteilte Küsse auf meinem Hals, „Meine Nähe hat gereicht, um dir neue Kraft zu geben. Ich wusste gar nicht, dass ich so eine Wirkung auf dich habe." Automatisch beugte ich mich ihm entgegen und wollte diese Zärtlichkeiten erwidern, als er sich mir plötzlich entzog und sich erhob. Verwundert setzte ich mich auf und blickte ihm in sein grinsendes und doch gespielt verletztes Gesicht.
„Du hast mich am Abend vergessen. Einfach vergessen und verdrängt", sagte er und fasste sich dabei theatralisch an sein Herz.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen legte ich meinen Kopf schief: „Deswegen bist du doch wohl nicht beleidigt?"
Grinsend legte er nun seinen Kopf schief und kam wieder zu mir zurück: „Nein, aber wir haben noch eine andere Rechnung offen." Sofort wusste ich, was er meinte, was mich schwer schlucken ließ. Ich legte ihm eine Hand an die Brust und wollte ihn wieder von mir drücken, doch ließ er es nicht zu. Stattdessen legte er seine Lippen an mein Ohr und hauchte: „Gib mir diese eine Nacht, bevor sie mich einsperren."

(Was denkt ihr hat es mit Kenan auf sich?)

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