ONE HUNDRED O N E

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„Mein Name ist-."
„Aurelia, ich weiß", unterbrach er mich. Verwundert sah ich zu Kenan, welcher sofort wieder schmunzelte, doch ließ Doctor Strange sich davon gar nicht beirren: „Man könnte jetzt meinen, dass Tony es mir gesagt hat, aber dem ist nicht so."
„Nein?" Fragte ich verwirrt, „Wie ist dem dann?"
Er verschränkte seine Hände vor dem Körper: „Ich konnte es vorhersehen."
„Vorhersehen? Wie ist das möglich?"
„Ich verabschiede mich dann mal", mischte sich schnell Kenan mit ein, welcher zum Abschied die Hand hob, bevor er verschwand. Wir hatten ihm währenddessen nicht wirklich Beachtung geschenkt, sondern musterten uns nur weiterhin gegenseitig. Irgendwas war merkwürdig an diesem Strange und er schien die gleichen Gedanken über mich zu hegen.
„Setzen wir uns", sagte Doctor Strange und plötzlich befand ich mich in einem Sessel. Ich spürte den Schwindel, welcher mich erfasste und krallte mich in die Armlehne. Dazu kam noch, dass ich mich keinen Meter bewegt hatte und doch saß ich plötzlich in einem Sessel, welcher sich in einem ganz anderen Raum befand.
„Wie?" Fragte ich atemlos und spürte, wie sich die Fragen immer mehr häuften.
„Es befindet sich auch Magie unter den Menschen", erklärte er und betrachtete mich.
„Was sind sie?" Fragte ich weiterhin verwirrt und probierte nun auch durch Blicken aus ihm schlau zu werden. Unter seinen Blicken fühlte ich mich wie bei einer Prüfung. Eine ungeheure Last lag auf meinen Schultern und eine gewisse Unruhe ummantelte mich. Ich konnte mich nicht darauf vorbereiten und spürte daher große Selbstzweifel. Außerdem wusste ich nicht, wie ich und ob ich, diese Prüfung bestehen würde. Ich wusste ja nicht einmal, worauf es ankam und das verunsicherte mich.

„Ein Mensch", begann er sich zu erklären, wobei er mit dem Kopf hin und her schwenkte, „mit mehr oder weniger verstärkten Fähigkeiten."
Erstaunt über diese Formulierung wanderten meine Augenbrauen zu meinem Haaransatz: „Welche Fähigkeiten?"
„Schutz Zauber, Eldritch Magie Manipulation, Transmutation und noch genau 17 weitere", sagte er, „aber das würde jetzt den Rahmen sprengen, weswegen wir nun zu dir kommen sollten." Ruckartig stand er auf, was ich ihm sofort gleichtat. Momentan war ich viel zu sehr geschockt, um etwas zu sagen, denn dieser man verwirrte mich und das war noch eine Untertreibung der Dinge.

Plötzlich befand ich mich wieder an einem anderen Ort und suchte schnell nach Halt, da es viel zu unerwartet gekommen war.
„Keine Ahnung, was Sie da tun, aber könnten Sie das bitte lassen?" Fragte ich und griff mir an den Kopf, um so den Schwindel ein wenig loszuwerden.
Er schien meine Worte allerdings gar nicht zu beachten und tigerte stattdessen aufmerksam um mich herum: „Wie ich sehe, haben wir hier ebenfalls einen der Steine. Aber nur die eine Hälfte?" Seine Stimme klang nachdenklich. Ich bewegte meinen Kopf mit seinen Bewegungen, sodass auch dieser immer hin und her ging, bis ich es sein ließ, da es meinen Zustand nicht gerade verbesserte. Stattdessen konzentrierte ich mich nun sehr genau auf meinen Gegenüber und fragte mich, warum mir jetzt erst sein spezieller Kleidungsstile auffiel. Besonders stach mir dabei dieser rote Umhang ins Auge und die Kette mit dem großen Anhänger, welche sich an seinem Hals befand.

Abrupt blieb er wieder stehen: „Wo ist die zweite Hälfte?"
„Warum ist das von Bedeutung?" Zischte ich, da ich mich sofort wieder an Loki zurückerinnert fühlte.
„Weil ich alles über dich wissen muss, um dir vertrauen zu können", erklärte er und sah mich abwartend an.
Trotzig verschränkte ich meine Arme vor der Brust: „Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, was ich hier mache. Was hat Tony sich dabei gedacht?"
Plötzlich hob er seine Hände und vollführte ein paar Bewegungen, welche anfangs harmlos schienen, doch dann sah ich mit einem Mal mein ganzes Leben noch einmal an mir vorbeiziehen. Geschockt sah ich zu ihm, dessen Kette nun grün leuchtete und eine Art Energie abzugeben schien. So schnell wie es gekommen war, war es auch wieder verschwunden. Mit offenem Mund sah ich ihn an: „Was war das?!"
„Das Auge von Agamotto oder auch Zeitstein genannt", erklärte er wieder, „Und dieser ermöglicht mir weitere meiner Fähigkeiten, mit welchen ich mir nun alle Informationen über dich geholt habe, welche ich benötige."
Aus Fassungslosigkeit wurde Wut: „Und wer hat dir das erlaubt?"
Doctor Strange zuckte mit den Schultern und drehte sich dann von mir weg: „Niemand, aber das hat uns einiges an Zeit erspart."
„Das ist trotzdem-."
„Ich werde dich lehren mit dem Stein umzugehen", unterbrach er mich und lief einfach los. Wütend stampfte ich ihm nach: „Das will ich doch gar nicht! Ich will nur ein einfaches Leben!"
Mit einem Mal blieb er wieder stehen, sodass ich fast in ihn hineingelaufen wäre: „Manchen ist es einfach nicht vorherbestimmt so etwas zu führen, also solltest du aufhören dich dagegen zu wehren und stattdessen diese Möglichkeiten nutzen!"
„Was bringt es mir schon", schmollte ich nun und sah auf meine Füße.
„Eine Menge und ich werde es dir zeigen!"
Genervt verdrehte ich meine Augen, denn so war das ganz und gar nicht geplant. Dann musste ich allerdings an das mit Heimdall zurückdenken und fragte mich, was ich wohl noch so könnte. Ich wollte dem auch auf den Grund gehen, also würde ich diese Möglichkeit wirklich nutzen und dann würde ich immer noch das Leben führen können, welches ich wollte. Zudem dann auch noch sicherer, denn so wäre es mir möglich mich besser zu schützen, wenn ich die Kraft des Steines nehmen könnte.
Dennoch sträubte sich etwas in mir, da ich dieser Idee viel zu schnell zugestimmt hatte, obwohl ich doch einen ganz anderen Weg für mich vorgesehen hatte. Deswegen war ich doch nicht zur Erde gekommen! Vielleicht müsste ich diese Zeit aber auch opfern, um mich dann voll und ganz auf mein eigentliches Ziel konzentrieren zu können. Vielleicht könnte ich dann auch die Schmerzen besser kontrollieren, welche mir die Trennung von Loki bescheren würde. Diese würden ganz sicher bald kommen und da wäre es ganz gut, wenn ich sie irgendwie unterdrücken könnte.

Dennoch kam mir ein weiterer Gedanke: „Besteht eine Möglichkeit diesen Stein loszuwerden?"
Er begann plötzlich zu lachen und fasste sich übertrieben an den Bauch, bevor er ganz plötzlich wieder verstummte und nur sagte: „Sicher, aber nein!"
„Bitte was?" Fragte ich verwirrt, da seine Worte wohl kaum Sinn ergaben.
„Du sollst nicht davor fliehen, sondern es annehmen", erklärte er und klang dabei, als würde er mit einem Kind sprechen.
Genervt stemmte ich meine Hände in die Hüfte: „Aber deswegen bin ich nicht hier!"
„Jetzt schon", erwiderte er nur schulterzuckend, was mich genervt aufstöhnen ließ. Mit diesem Mann konnte ich wirklich nicht diskutieren und doch konnte ich nicht verleugnen, dass mich seine Art erheiterte.

„Dann geben wir dem eine Chance", erklärte ich schließlich ergeben und lächelte leicht versöhnlich. Sofort erwiderte er dieses, bevor er sich wieder in Bewegung setzte: „Wo willst du schlafen?" Überrascht über diese plötzliche Frage sah ich ihn verdattert an, was er einfach ignorierte und mich dann begann herumzuführen.

Er zeigte mir viele Zimmer und auch weitere Räume, welche sichtlich nicht als Schlafkammer gedacht waren, aber dafür umso interessanter waren. Besonders erweckten die alten Relikte meine Aufmerksamkeit und die Bibliothek, welche voller alter Bücher war. Das Haus war genauso schön, wie es alt war und das hatte ich beim ersten Anblick nicht gedacht. Schließlich entschied ich mich für einen Raum, welcher mit Ausblick zur Straße war. Es befand sich ein Bett aus dunklem Holz in diesem und ein ebenso dunkler Schrank. Die Fenster waren mit roten Vorhängen geschmückt und der Boden bestand aus alten, knatschenden Dielen. Dennoch war es sehr schön und sofort fühlte ich mich wohl.
„Sollte etwas sein, kannst du mich ruhig darüber informieren", erklärte er nach einer Weile des Betrachtens, „Du bist nun meine Schülerin."
„Schülerin", wiederholte ich und konnte mir kein Lachen verkneifen. Er betrachtete mich darauf hin verwirrt, doch winkte ich nur schnell ab und drehte mich wieder von ihm weg, bevor ich erneut meinen Blick durch das Zimmer schweifen ließ.

Irgendwann drehte ich mich wieder zu ihm und zeigte auf das Bett: „Wäre es in Ordnung, wenn ich mich ein wenig hinlegen würde? Ich bin erschöpft."
Langsam schüttelte er seinen Kopf: „Mach das. Wenn du wieder wach bist, sag einfach Bescheid." Mit diesen Worten trat er dann auch aus dem Raum und ließ mich alleine. Vorsichtig legte ich mich schließlich auf das Bett und spürte die Ruhe, sowie die Vorfreude, welche sich nun in mir ausbreitete. Ich hatte mit einem Mal ein gutes Gefühl mit dem, was mich erwarten würde.

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