ONE HUNDRED T H R E E

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•Aurelia•
Erschöpft öffnete ich meine Augen, welche sich anfangs an das helle Licht gewöhnen mussten. Sie schmerzten ein wenig und fühlten sich angeschwollen , sowie schwer an. Ebenso dauerte es eine Weile, bis ich begriff, was überhaupt passiert war, doch ließ mich dieses Wissen dann ruckartig aufspringen. Dabei durchzog mich ein leichter Schmerz, welcher mich zurück in die Kissen sinken ließ. Aus diesem Grund probierte ich es auch nicht ein zweites Mal, sondern drehte stattdessen meinen Kopf in alle Richtungen. Dabei erkannte ich, dass ich mich noch in dem Zimmer befand, in welchem ich zu Boden gestürzt war. Ich fragte mich sofort, wer mich ins Bett gelegt hatte, doch wurde mir diese Frage von einer aufgehenden Tür beantwortet.

Verwundert blieb Stephen auf der Türschwelle stehen und sah mich kurz überrascht an, bevor er sich schnell wieder in Bewegung setzte und zu mir kam. Dabei trug er eine kleine Schüssel in der Hand und einen Löffel. Vor meinem Bett stoppte er erneut und betrachtete mich: „Du siehst besser aus." Ich musste leise über seine Worte lachen und schüttelte meinen Kopf. Er reichte mir die Schüssel mit dem Löffel, welche ich dankbar annahm, aber vorerst auf das kleine Nachtschränkchen neben mich stellte. Ich setzte mich ein Stück auf, bevor ich wieder zu ihm sah und zu sprechen begann: „Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber es tut mir sehr leid. Ich wollte keine Unannehmlichkeiten verursachen."
Nachdenklich betrachtete er mich: „Ich muss dir etwas gestehen." Er ging überhaupt nicht auf meine Worte ein und das machte mich skeptisch. Nun war ich es, die ihn aufmerksam betrachtete, doch konnte ich mir nicht denken, was er getan haben soll.
„Du lagst bewusstlos auf dem Boden. Alles von dir war in goldenes Licht getaucht. Deine Augen strahlten, aber nicht im positiven Sinne, sondern im kranken, fast schon gruseligen", erklärte er und sah mich skeptisch an, „Ich wusste sofort, was das alles auslöste, aber ich wusste nicht, wie ich es stoppen konnte. Als sich dann plötzlich goldene Linien auf deiner Haut gebildet hatten, welche stark an Risse erinnerten, wusste ich mir nicht mehr anders zu helfen und setzte Tony darüber in Kenntnis." Misstrauisch lauschte ich seinen Worten, bevor ich leise meine Stimme erhob: „Was genau möchtest du mir sagen?"
Nervös strich er sich nun durch die Haare: „Tatsächlich war er genauso überfordert und auch Kenan stieß dazu, welcher ebenso wenig wusste", wieder stoppte er. Mittlerweile blickte er nur noch an die gegenüberliegende Wand, was mich misstrauisch machte, da er zuvor noch nie meinem Blick ausgewichen war.
„Sprich weiter", forderte ich ihn auf. Er holte tief Luft, bevor er diese wieder hörbar aus seinen Lungen presste: „Tony verständigte Thor." Die Worte verließen viel zu schnell seinen Mund, sodass ich fast meinte, mich verhört zu haben. Mein Mund klappte vor Schock auf. Mit einem Mal wusste ich nicht mehr, was ich fühlen sollte. Mein Kopf schien noch gar nicht verstanden zu haben, was seine Worte für mich bedeuteten, doch mein Körper umso mehr. Automatisch ging mein Blick zur Tür und ich hatte wieder das Gefühl weglaufen zu müssen. Nicht, weil ich nicht wollte, dass sie hier waren, denn genau das wollte ich, doch wollte ich diese Konfrontation nicht. Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, wie diese ablaufen würde und wie sie reagieren würden. Sofort fragte ich mich, wie ich reagieren würde, wenn Loki jetzt an meiner Stelle wäre und ich an seiner. Vermutlich wäre ich unfassbar wütend.

Hektisch zog ich die Luft in meine Lungen und strampelte die Decke an das Bettende, bevor ich schnell aufsprang und zum Fenster rannte. Ich benötigte einfach frische Luft, da ich das Gefühl hatte gleich zu ersticken. Das Blut stieg mir ungehindert in den Kopf, da ich mir diesen förmlich darüber zerbrach, was ich denn jetzt tun sollte. Ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet gewesen!
„Ich kann das nicht", hauchte ich und drehte mich zu Stephen um, welcher nach wie vor, vor dem Bett stand.
„Ich würde ja sagen, dass ich sie wieder wegschicken würde, doch wird das nicht funktionieren", er hob bei seinen Worten beruhigend seine Hände, "Und du solltest ihm danken. Er half dir." Stephen musste nicht einmal seinen Namen aussprechen und doch wusste ich von wem er sprach.
„Eine einzige Berührung reichte, um diesen Zustand zu beenden", erklärte er weiter und kam nun langsam auf mich zu, „Er war durchgedreht, als er dich so gesehen hatte. Eigentlich habe ich für diesen Gott nichts übrig, was man mir nicht verübeln kann, aber ihn so zu sehen, mit dieser Sorge dir gegenüber und dieser Liebe... es war... es war einfach-." Er stockte und strich sich erneut durch die Haare, um die Strähnen zu bändigen, welche ihm auf die Stirn fielen: „Es ist nicht in Worte zu fassen." Unentschlossen schüttelte ich meinen Kopf, bevor ich an ihm vorbei stürmen wollte, doch stoppte er mich auf seiner Höhe: „Du solltest nicht davor weglaufen und mit ihnen sprechen." Augenrollend sah ich ihn an: „Ich denke, ich komme nicht drumherum."
Er erwiderte diese Geste mit einem Lächeln: „Ich denke auch."

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