Ruckartig nahm er meinen anderen Arm und zog plötzlich eine Ampulle. Ich wollte mich wehren und ihn von mir stoßen, doch hielt er mich fest gegen die Wand gedrückt.
"Hilfe!" Gelang es mir zu schreien, doch bereute ich es sofort, als seine flache Hand auf meiner Wange landete. Sofort fühlte ich meine Gesichtshälfte puckern und mein Ohr rauschte auf dieser Seite. Er hatte es geschafft mich kurzzeitig in eine Schockstarre zu versetzen, doch hielt diese nicht lange genug an. So gut es ging probierte ich auszuholen, bevor ich zutrat, doch gelang es mir nicht dort hin zu treffen, wo eigentlich mein Ziel gewesen war. Dennoch taumelte er verwundert zurück und das gab mir die Chance zu laufen. Mit hektischen Schritten hechtete ich den Flur entlang. Mein Herz schlug viel zu schnell und all meine Sinne waren nur darauf aus zu entkommen. Plötzlich verhedderte sich mein Fuß in dem Stoff meines Kleides und schreiend ging ich zu Boden. Als Schritte vor mir ertönten, sah ich überglücklich lächelnd auf. Es waren zwei Wachen der königlichen Garde.
"Hier", schrie ich, „Helft mir! Bitte!"
„Ma'am", sprach der eine und hockte sich zu mir.
„Numitor, er ist dort entlang", erklärte ich und zeigte nach hinten.
„Nicht ganz", erklang plötzlich seine Stimme und die zwei Soldaten griffen nach meinen Armen. Grob drückten sie mich auf den Boden und ich verstand, was hier gerade passierte. Panisch weiteten sich meine Augen und ich begann heftig zu zappeln, doch brachte es mir nicht viel. Kraftvoll hielten sie mich am Boden und einer drückte mir seine Hand auf den Mund, sodass kein Laut diesen verlassen konnte. Panisch sah ich den blondhaarigem entgegen, der grinsend über mir stand. Langsam hockte er sich zu mir und nahm den Korken von der Ampulle, bevor er die Flüssigkeit, welche sich in dieser befand, auf die Schnitte kippte. Sofort kam der brennende Schmerz zurück und quälende Laute, die von der Hand des einen Mannes gedämpft wurden, verließen meinen Mund. Es fühlte sich an, als hätten sie meine Arme angezündet und würden immer wieder Alkohol dazuschütten. Der Schmerz betäubte meine Sinne und mein Körper schien den Kampf aufzugeben. Meine Augen wurden schwer und meine Atmung langsamer. Ich wusste nicht, was er mir gegeben hatte, doch funktionierte es. Sie hatten mich wehrlos gemacht.-Lokis Sicht-
Hektisch flog mein Blick über die Menge und langsam erfasste mich die panische Sorge, dass etwas passiert sein könnte. Ich hatte sie aus den Augen verloren, als Cassian zu uns gekommen war, welcher nach wie vor mit mir sprach und gar nicht zu verstehen schien, weswegen ich so unaufmerksam war. Als ich Sif in der Menge entdeckte, ließ ich ihn kurzerhand stehen und lief zu der Göttin, welche ein breites Lächeln auf ihren Lippen trug.
„Hast du Lia gesehen?" Fragte ich drängelnd und blickte weiterhin durch die Menge. Ihr Blick wurde mit einem Mal besorgt: „Nein. Ist etwas passiert?"
„Ich kann sie nicht finden", erklärte ich ehrlicherweise. Ihr Blick zeigte nun die Panik, die ich innerlich fühlte. Plötzlich kam Jude zu uns gelaufen, welcher sehr abgehetzt wirkte.
„Etwas stimmt hier nicht", sagte er hektisch und atmete kurz durch, „Die Wachen auf der Südseite fehlen."
„Lia ist verschwunden", sagte ich und mit einem Mal wurden seine Augen groß.
„Was?!"
Wütend schlug ich mit dem Zepter auf den Boden und griff mir in die Haare: „Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren. Hole Soldaten und lasse sie das ganze Schloss durchkämmen!" Sif sah mich mit großen Augen an: „Was machen wir jetzt?!"
Zitternd verließ die Luft meine Lungen: „Hol die tapferen Drei und sucht sie. Weit können sie noch nicht sein!"
Ich zog einen meiner Dolche und wollte aus dem Saal stürmen, da erklang plötzlich eine Stimme: „Wo wollen Sie denn hin, mein König?" Ein Mann stand auf den Stufen, die zum Thron führten und sofort lagen alle Blicke auf mir. Er trug einen langen schwarzen Mantel aus Leder und seine Haare waren genauso schwarz. Zwei Männer standen neben ihm, die ebenso schwarze Mäntel trugen und ihre Hände verschränkt hatten. Sie sahen nicht aus, als würden sie von hier kommen und da fiel es mir ein. Die Garde. Mein Blick flog zu den Ausgängen, wo ebenfalls Männer hintraten, die nicht zu uns gehörten.
„Ich hoffe doch, dass Sie nicht vorhaben zu verschwinden, denn jetzt ist der Zeitpunkt dafür sehr ungünstig", das eben entstandene Tuscheln verstummte wieder und die Anwesenden sahen sich verwundert an. Ich zeigte ihm nicht, was ich dachte oder fühlte, sondern blickte den Mann nur kalt an. Mein Blick flog zur Seie, wo ich sehen konnte, dass Sif nicht mehr da war und mir deswegen die Hoffnung gab, dass sie es hinaus geschafft hatte.
„Wir haben nur etwas kleines zu erledigen und wenn das geschafft ist, darf sich jeder von euch wieder frei bewegen, doch bis dahin muss ich Sie bitten hier zu bleiben", er trug ein Grinsen auf den Lippen. Ich sah ihm die Kälte und Skrupellosigkeit an und fragte mich sofort, ob auch ich manchmal so angesehen wurde. Es gab zwar einen Teil von mir, der genau das widerspiegelte, was der Mann zeigte und doch machte mich diese Seite nicht aus. Lia kannte, was mich ausmachte und schätzte es, es als eine von so wenigen zu wissen. Mein Kopf probierte mittlerweile panisch eine Lösung für all das hier zu suchen. Das Problem war nicht nur, dass ich nicht hinaus kam, wie sollte ich sie danach finden? Sie könnten mit ihr schon sonst wo sein. Ich merkte, wie ich langsam anfing an mir selbst zu zweifeln, da kam mir der Einfall. Wofür hatte man mir Fähigkeiten gegeben, wenn ich diese nun nicht einsetzen würde. Ich sah es tatsächlich als eine Chance von hier zu verschwinden, weswegen ich nicht zögerte. Schnell erfand ich eine Illusion meines Selbst, bevor ich mich selbst verbarg und so unentdeckt zum Ausgang kam. Ich zog erneut meinen Dolch und packte die beiden Männer, die dort standen, wo ich hinauswollte. Zu ihrem Unglück bekamen sie nun all die Wut zu spüren, die sich in mir aufgebaut hatte. Zwar hielt ich mich nicht lange mit ihnen auf und doch gab ich ihnen erst nach einiger Zeit den einen erlösenden Schnitt. Sie fielen zu Boden und Blut quoll aus ihren Hälsen, welches sich um sie herum auf dem Boden sammelte. Danach hielt ich mich nicht mehr lange mit ihnen auf, sondern lief einfach nur noch los. Natürlich dauerte es nicht lange, da schienen die Anwesenden zu bemerken, was passiert war, denn lautes Gebelle verließ den Saal und kam mir nach. Ich hörte, wie immer wieder Befehle gerufen wurden und doch waren diese nicht fest. Es klang eher, als wäre er am überlegen es nicht hier und jetzt zu lassen und schnell zu fliehen, bevor es zu spät war. Sie könnten jetzt auch den Anwesenden Gästen etwas antun, doch machte ich mir dort weniger Sorgen. Niemand war für mich jetzt so wichtig, wie Lia.
Im Gang kam mir ein Trupp unserer Soldaten entgegen, die Waffen in ihren Händen hielten und an mir vorbei zur Halle liefen. Mein Umhang flog hinter mir her und meine Krone nahm ich von meinem Kopf, genauso wie den Zepter aus meiner Hand. Die Sorge wurde immer größer, genauso wie die Wut auf mich selbst. Ich hatte nur eine Aufgabe, und zwar die sie nicht aus den Augen zu lassen und doch war genau das passiert. Ich hatte es tatsächlich geschafft sie zu verlieren und nun musste sie meine Fehler wieder begradigen.
Ein ruckartiger Impuls durchfuhr meinen Körper mit einem Mal und ließ mich nach vorne fallen. Schwer atmend stützte ich mich an der Wand ab und probierte zu begreifen, was gerade passiert war. Es hatte sich angefühlt, als hätte mich etwas kurzzeitig verschluckt, bevor ich ruckartig wieder ausgespuckt worden war. Mir fehlte der Atem und meine Ohren rauschten. Mein Blick ging in den Gang, welcher mit einem Mal einen bronzefarbenen Ton besaß. Die ganze Luft schien diese Farbe zu besitzen und besonders zog eine Art Nebelschwaden meine Aufmerksamkeit auf sich. Diese erschien mir ebenfalls in einem bronze und zog sich durch die Flure. Er roch nach Blumen und Kräutern, was mich sofort an ihren Geruch erinnerte. Ich wusste nicht was es war, doch begann ich sofort wieder zu laufen und folgte der Schwade. Sie brachte mich durch die Gänge des Palastes, als ich mit einem Mal auf Sif traf, welche mich ängstlich ansah.
„Hast du sie?!" Fragte sie fast schreiend, doch antwortete ich nicht. Stattdessen packte ich sie am Arm und ließ sie mir folgen. Mit einem Mal schien alles von ganz allein zu gehen und ich tat alles nur noch instinktiv.
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Love > Hate
AcakEine einzige Berührung verändert ihr ganzes Leben. Mit einem Mal ist sie nicht mehr nur ein Niemand. Von außen betrachtet, scheint ihr Leben perfekt: Sie lebt im Schloss, wohnt jeder Feier der Königsfamilie bei und verbringt Zeit mit den engsten Ver...