NINE

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„Ich... kann... doch... so... nicht... vor... die... Leute... treten", gab ich von mir.
Sein Blick lag nun wieder auf mir.
Er führte seinen Weg zu mir fort.
Ich war mittlerweile vom Bett gerutscht und hatte mir meine Tränen aus dem Gesicht gewischt.
Vor mir bleib er stehen und musterte mich erneut: „Du musst nicht-."
„Doch", unterbrach ich ihn mit fester Stimme: „Ich... will... Numitor... nicht... das... geben... was... er... erreichen... wollte."
Er trat einen Schritt zurück und nickte.
Er machte eine ausschweifende Bewegung mit dem Arm in Richtung Bad: „Ich warte hier auf dich. Mach dich frisch."
„Und... du?" Fragte ich vorsichtig.
„Willst du, dass ich dich alleine lasse? Oder, planst du die Zeit ein mich noch ebenfalls in mein Zimmer zu begleiten?" Als er sah, wie rot ich bei seinen Worten wurde begann er zu Grinsen.
Peinlich berührt schaute ich zur Seite, ich wollte so schnell wie möglich weg, doch er hielt mich leicht am Arm fest.
„Ich meine es ernst. Es ist sicherer, wenn ich bei dir bleibe aber ich würde es respektieren, wenn du mich abweisen würdest", erklärte er sich genauer.
Ich begann den Kopf zuschütteln: „Bitte...bleibe."
Er nickte und ließ mich los.

So schnell ich konnte verschwand ich im Bad.
Aus dem Spiegel schaute mir jemand unbekanntes entgegen.
Meine Augen waren geschwollen und gerötet.
Meine hellen Haare hingen mir strähnig vom Kopf, ich hatte dunkle Augenringe unter meinen Augen, die meine blasse Haut nur noch mehr zum Vorschein brachte.
Meine Wange war angeschwollen und grün und als ich meine Fingerspitzen leicht auf diese sinken ließ, durchzog mich sofort ein Schmerz.
Schnell löste ich meinen Blick wieder vom Spiegel und richtete mich her.
Fertig trat ich zurück in das Zimmer und ging zum Schrank hinüber, ohne Lokis Blick zu erwidern.
Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass er mit verschränkten Händen im Schoß auf meinem Bett saß.
Er schien in Gedanken, denn sein Blick ruhte starr auf mir.

Ich suchte mir ein Kleid aus dem Schrank und verschwand zurück in den Waschraum.
Dort zog ich mich schnell um, bevor ich wieder zurück zu Loki trat.
Als er meine Schritte hörte, schaute er auf.
Seine Augen weiteten sich sichtbar, was mich verunsicherte.
„Sehe... ich... so... schlimm... aus?" Probierte ich spöttisch zu fragen, doch mir war meine Unsicherheit anzuhören.
Ein Grinsen bildete sich auf seinen Lippen: „Jedenfalls nicht so, wie du dich anhörst."
Gespielt empört zog ich die Luft ein.
Mit einem Satz sprang ich zum Bett und schnappte mir ein Kissen.
Dieses warf ich auf ihn, doch er reagierte schnell und fing es vor seinem Gesicht ab.
„Na na na", wies er mich zurecht.
Ich legte meinen Kopf nach hinten und fasste mir an die Hüfte: „Können... wir?"
Er stand auf und begann zu lachen, was mich verwirrte.
„Was?" Fragte ich vorsichtig.
Ohne mir zu antworten trat er aus dem Raum.
So schnell ich konnte lief ich ihm nach, was gar nicht so einfach war, berücksichtigte man, dass ich hohe Schuhe trug.

Vor seiner Tür kam er zum stehen.
Langsam öffnete er sie und ich begann zu staunen.
Ich war ein einziges Mal in diesem Raum und das war, als ich ihn mit einer Frau erwischt hatte.
Da blieb mir nicht viel Zeit sein Zimmer zu betrachten, doch jetzt bereute ich es.
Der Raum war wunderschön.
Die Wände waren mit goldenen Ranken und grünen Elementen am Rand verziert.
Er schlief in einem großen Bett, das auf hellen Holzdielen stand.
Zwei große Fenster zierten die hintere Wand und erhellten den Raum.
Ein Schreibtisch stand an der Wand und rechts daneben befand sich ein Bücherregal.
Fasziniert blickte ich mich um, mein Zimmer war nicht wirklich anders, doch dieses hatte so viel Persönlichkeit und strahlte eine wunderbare Ruhe aus.

Mich immer noch umblickend ging ich auf das Bett zu.
Loki war währenddessen zu seinem Schrank gegangen, der gegenüber vom Bett stand.
Mit Schwung riss er die Türen auf und kramte sich etwas heraus.
Als er hatte was er wollte stürmte er in seinen Waschraum.
Nach kurzer Zeit kam er wieder heraus, umgezogen.
Als ich mich nicht in Bewegung setzte, schaute er mich abwartend an: „Bereit?"
Ich atmete tief durch: „Ja."
Zusammen traten wir wieder zurück auf den Flur und gingen zum Saal.
Vor diesem hielten wir erneut und erst als ich Lokis fragenden Blick mit einem Nicken beantwortete, öffneten sich die Flügeltüren.
Viele Stimmen kamen uns entgegen und ein letztes Mal atmete ich tief durch, bevor wir uns gemeinsam in die Menge begaben.
———————
Mittlerweile waren mehrere Tage vergangen.
Meine Stimme war zurück gekehrt, weswegen ich zu einem Treffen mit Odin unterwegs war.
Er wollte mir heute erklären wie wir weiter vorgehen würden.
In den vergangenen Tagen gab es keine Vorfälle.
Sie bestanden daraus, dass ich in meinem Zimmer saß, mit zwei Wachen bei mir, und gelesen hatte.
Nur selten ließ ich mich beim Essen blicken oder bei sonst jemanden.
Auch Sif kam nicht zu mir durch, genauso wie die anderen, nur Loki gab sich ein einziges Mal selbst die Erlaubnis mich zu stören.
Er erkundigte sich eigentlich nur nach meinem Befinden, was mich misstrauisch machte, da es vermutlich die Eisriesen mehr interessieren würde, wie es mir geht, als Loki.

Die Wachen brachten mich zu einem kleinen Raum.
Odin saß bereits an einem Tisch und unterhielt sich mit Loki, der an der Wand stand.
Vorsichtig trat ich in den Raum und räusperte mich.
Erst da bekam ich die Aufmerksamkeit der Beiden.
Loki betrachtete mich von oben bis unten, was mich unsicher auf den Boden schauen ließ.
Ruckartig stieß er sich von der Wand ab und floh förmlich aus dem Raum.
Ich wurde nicht schlau aus ihm.
Doch eins wusste ich.
Das Verhältnis zwischen uns beiden hatte sich verändert.
Aus ‚ich hasse ihn' wurde ‚ich mag ihn', wenn nicht sogar ,wir sind Freunde'.
Doch wie er das Ganze sah wusste ich nicht, sein Verhalten ließ mich nicht schlau werden.

Vorsichtig setzte ich mich gegenüber von Odin hin.
„Du möchtest Antworten", stellte er fest.
Langsam begann ich zu nicken, antwortete allerdings nicht.
„Gut, stelle deine Fragen", fuhr er fort
Ich atmete tief durch, bevor ich begann: „Wer oder was ist diese ‚schwarz-weiße-Garde'?"
„Sie dienen jemand mächtigen. Vielleicht sagt dir Thanos etwas?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Er stammt von dem Planeten Titan, der mittlerweile ausgestorben ist. Der Grund dafür ist etwas, wo er dachte er könne es verhindern, doch es wurde ihm untersagt und letztendlich trat das ein, was er am meisten fürchtete. Der Planet und seine Bewohner starben. Darauf schwor er sich, dass so etwas nie wieder geschehen würde. Er sieht das Universum zerfallen. Schuld daran, glaubt er, ist das Leben, welches sich unkontrolliert im Kosmos ausbreitet. Darin sieht er den Untergang. Er will mit der Hilfe von Infinty-Steinen, die Hälfte aller Lebewesen im Universum vernichtet. Es gibt sechs von ihnen: den Raumstein, den Realitätsstein, den Machtstein, den Zeitstein, den Gedankenstein und den Seelenstein. Aurelia, du trägst den Seelenstein in dir. Wir wissen nicht wie das möglich ist aber das ist der Grund, warum die Garde hinter dir her ist. Thanos muss sie beauftragt haben, den Stein zu holen, was nur möglich ist, wenn sie dich holen."
Abwartend schaute er mich an und als ich nickte, fuhr er fort: „Deine Punkte auf der Stirn müssen entstanden sein, als du den Seelenstein bekamst, weswegen wir vermuten, dass du ihn nicht seit deiner Geburt bei dir trägst. Numitor verband diese Punkte, um es für die eingeweihten der Garde sichtbar zu machen. Seine Aufgabe ist es dich durch deine Gedanken zu schwächen, doch zu mehr ist er nicht fähig. Er kann dich zwar verletzten aber nicht entführen oder töten. Er verübte mehrere Angriffe auf dich aus, doch wir sind misstrauisch. Bei seinem Versuch dich zu entführen ging er unprofessionell vor, was nicht üblich ist. Loki kennt ihn und seine Tricks."
Als er aufhörte zu reden, atmete ich kaum noch.
Das ganze war zu viel für mich.
Ich trage den Seelenstein in mir?
Sie wollen ihn, um die Hälfte der Lebewesen zu vernichten.
Doch wie kriegen sie ihn aus mir heraus und wann bekam ich ihn überhaupt?
„Werde ich sterben?" War das einzige, was ich heraus bekam.
Er zögerte: „Sie werden dich nicht töten. Sie brauchen den Stein und werden es nicht wagen. Die Gefahr ist zu groß, dass sie ihn dann verlieren aber wir müssen trotzdem mit dem Schlimmsten rechnen."

Plötzlich wusste ich es.
Schon so lange wusste ich mehr als alle andere, doch nie verstand ich was.
Doch nun, hatte sich etwas verändert.
Vermutlich sollte ich es ihm sagen, doch aus irgendeinem Grund zögerte ich.
Nicht jetzt.
„Was wird nun passieren?"
„Du wirst im Schloss bleiben, trainiert werden und für die Außenwelt glänzen", beantwortete mir Odin meine Frage.
„Wer darf davon wissen?"
„Loki und Thor wissen es bereits, sowie Sif, Fandral, Hugon und Vollstag. Frigga wird es bald erfahren. Für den Rest der Welt werden wir es verschweigen."
Mit leerem Blick starrte ich an die Wand: „Wie viel wisst ihr über diese Garde noch?"
„Nicht sehr viel, nur das, was ich bereits berichtete. Sie dienen Thanos und das Ziel ist der Seelenstein. Die Mitglieder sind eher unbekannt. Ausnahme Numitor. Wir wissen nicht viel über ihn."
Ich richtete meinen Blick wieder auf Odin: „Ich brauche ein wenig Zeit für mich...."
„Natürlich."
Mit einem Nicken entließ er mich.

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