F I F T Y ONE

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Ein leichtes Kitzeln ließ mich meine Augen öffnen. Das Licht des Mondes schien durch mein Fenster. Mein Blick ging zu Loki, welcher friedlich die Augen geschlossen hatte und zu schlafen schien. Seine Haare wirkten noch viel dunkler und seine Haut noch viel blasser. Sie erinnerte mich an makelloses Porzellan und ich konnte es einfach nicht lassen meine Hand nach seinem Gesicht auszustrecken und es leicht zu berühren. Ich konnte nicht fassen, dass er neben mir lag und diese drei Worte ausgesprochen hatte.
Ich liebe dich, erklang es wieder in meinem Kopf. Er hatte es tatsächlich gesagt und mir damit ein unbeschreibliches Gefühl beschert. Ich hatte wirklich Hoffnung, dass er es ernst meinen konnte und mich nicht wieder enttäuschen würde. Zudem wirkte er so friedlich in seinem Schlaf und ich konnte einfach nicht meine Augen von ihm lassen. Sein Antlitz schien wie gemeißelt und war der Inbegriff von Perfektion.
Leise seufzend legte ich mich auf meinen Rücken und schloss kurz meine Augen. Wie sollte nur jemand wie er mich lieben können? Er war ein Prinz und ich nur ein einfaches Mädchen, welches nur Probleme mit sich brachte. Wie lange würde er es wohl aushalten, bis er mich aufgeben würde? Dieser Gedanke ließ mich traurig meine Augen öffnen.

Geschockt riss ich diese auf, als ich den bronzefarbenen  Schleier über uns entdeckte. Er hüllte uns ein und ließ mich darüber nachdenken, ob ich vielleicht träumte. Vorsichtig hob ich meine Hand und berührte diesen. Ruckartig kroch er mir auf meine Haut und erfüllte mich mit Hitze. Diese wurde immer unerträglicher und ich griff automatisch zu Loki. Meine Hand umklammerte hektisch seinen Arm und das Atmen fiel mir immer schwerer. Meine Augen verdrehten sich von ganz alleine und dann war es plötzlich vorbei.
„Lia?" Fragte Loki mit Schlaf getrunkener Stimme und sah mich verwirrt an. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sich meine andere Hand im Bett verkrallt hatte und ich aufrecht im Bett saß. Meine Atmung ging nach wie vor schnell und hektisch und ich konnte nicht mehr unterscheiden, ob ich mir das gerade nur eingebildet hatte oder es real gewesen war. Allerdings ging ich von der zweiten Variante aus, da ich für die erste einfach keine Erklärung hatte. Zudem befand sich kein Schleier mehr über uns, alles war ganz normal.
„Leg dich wieder hin", murmelte der Gott und zog mich zu sich. Er legte seine Arme, um meine Körpermitte und kuschelte sein Gesicht an meinen Rücken. Seine Wärme erfasste mich und ließ mich wohlig aufseufzen. Ich vergaß, was so eben passiert war und konzentrierte mich ganz und allein auf seine Anwesenheit. Unsere Atmung vereinigte sich im gleichen Takt, was mich beruhigte. Entspannt konnte ich wieder meine Augen schließen und einschlafen. Ich war mir sicher, dass ich schon seit langer Zeit nicht mehr einen so ruhigen Schlaf gehabt hatte. Keine alte Erinnerung gepaart mit meinen Ängsten suchte mich in dieser Nacht heim.
Am nächsten Morgen ließen mich liebevolle Berührungen die Augen öffnen und ich sah Loki, welcher seinen Mund auf meiner Schulter platzierte und ihr leichte Küsse gab.
„Warum?" Fragte ich müde und drehte mich von ihm weg.
„Es ist bereits spät", erklärte er sein Handeln, doch erhob er sich nicht, sondern legte nur seine Arme um mich.
„Wirst du nicht erwartet?" Fragte ich und drehte mich in seinen Armen zu ihm um. Loki betrachtete mein Gesicht, bevor er schließlich antwortete: „Bestimmt. Doch würde ich nichts in der Welt für das hier eintauschen." Seine Worte brachten mir ein Lächeln auf die Lippen, doch wurde ich plötzlich ernst: „Loki. Ich möchte, dass du Thor zurückholst." Er verdrehte auf meine Worte hin seine Augen, was mich empört aufatmen ließ. Ich schlug ihm leicht sauer gegen den Arm und befreite mich aus seinem Griff: „Er ist dein Bruder! Mir scheint es so, als würdest du gar nicht wollen, dass er zu uns zurückkehrt!" Mit verschränkten Armen sah ich ihn an und er schien zu überlegen, was er antworten sollte. Schließlich zog er mich zurück in seine Arme und sagte: „Ich werde in den nächsten Tagen zu ihm gehen. Nach Midgard und mit ihm reden. Ich verspreche es dir."
„Reden?" Fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen, „Und dann? Ich möchte, dass seine Verbannung aufgehoben wird."
Nun war es Loki, der mich leicht erzürnt ansah und ich bemerkt, dass ich zu weit gegangen war.
„Ich werde mich nicht über Vaters Entscheidung hinwegsetzen. Ich vermisse Thor, genauso wie du es tust, doch sind mir ebenso meine Hände gebunden", zischte er. Verstehend nickte ich und doch blieb dieses mulmige Gefühl: „Ich vertraue dir. Verrate mein Vertrauen nicht!"
Er schüttelte den Kopf und griff nach meinen Händen: „Niemals."
Ein Klopfen ließ mich erschrocken hochfahren.
„Warte!" Sagte ich schnell und sah zu Loki, „Zieh dir schnell etwas an!" Er grinste kurz stand dann aber auf und suchte sich das zusammen, was er am Abend zuvor getragen hatte. Wieder konnte ich meinen Blick nicht von ihm lassen. Er schien das zu bemerken, denn er grinste mich noch stärker an, als zuvor und legte seine Kleidung nur ganz langsam an. Beschämt sah ich zur Seite, als mir einfiel, dass ich mich ebenso anziehen musste. Also sprang ich schnell auf und griff nach einem Morgenmantel, was sehr viel schneller ging, als alles andere. Plötzlich ging dann die Tür auf und ehe ich mich versah, stand Sif in meinem Zimmer. Sie wollte gerade zum Reden ansetzen, da stoppte sie abrupt und sah zwischen Loki und mir hin und her. Wir wussten nicht genau, wie wir reagieren sollten, doch trug Loki wieder seine nichts-sagende Maske.
Sif verbeugte sich kurz vor ihm, bevor sie mich ansah: „Jude möchte dich sehen." Lokis Blick ging zu mir, doch erwiderte ich diesen nicht.
„Ich werde ihn sofort aufsuchen, sobald ich mir etwas passendes angezogen habe", erklärte ich und lächelte sie freundlich an. Sie nickte nur und nahm ihren misstrauischen Blick nicht von Loki. Das zeigte mir, dass wir heute auf jeden Fall noch miteinander reden würden. Doch beließ sie es jetzt dabei und verschwand einfach wieder.
„Und du wirst dir jetzt etwas anziehen gehen", wies ich Loki an. Dieser blickte mich allerdings nur grinsend an und kam langsam auf mich zu. Allerdings wartete ich nicht darauf, dass er bei mir ankam, sondern schnappte mir nur schnell ein Kleid und verschwand schließlich im Badezimmer. Dort machte ich mich schnell frisch und zog mich an. Dabei flog mir noch einmal all das Geschehene durch den Kopf. Von alleine begann ich zu lächeln und schloss kurz meine Augen. Ich konnte es immer noch nicht begreifen, dass ich es getan hatte. Eigentlich wollte ich ihn doch hassen und verabscheuen, doch nun war alles zu spät. Ich hatte diesen einen Schritt getan, der mich nicht mehr zurückgehen ließ.

Love > Hate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt