ONE HUNDRED TWENTY T W O

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Loki
Panisch schüttelte ich sie und legte mein Ohr an ihr Herz, um zu hören, ob dieses noch schlug, doch war es ganz still. Brüllend drückte ich sie an mich und schrie all die Trauer heraus, die ich verspürte. Ihr erschlaffter Körper lag in meinen Armen und sie rührte sich nicht mehr. Immer noch verfärbte ihr Blut das Kleid und den Boden. Ich war mittlerweile ebenso Blut verschmiert und doch war es mir egal. Der Schmerz war mit keinem vorherigem zu vergleichen. Ich hatte sie verloren! Sie und das Kind. Zuvor hatte sie mir noch diese wunderbare Offenbarung gemacht, welche mich so glücklich gestimmt hatte und nun war alles zu spät.

Mein Körper war wie betäubt und doch verspürte ich gleichzeitig diesen körperlichen Schmerz. Ich wartete sehnsüchtig darauf, dass der Stein sich bemerkbar machen würde und sie zurückholte. Ich wollte diese Erleichterung verspüren. Ich wollte sehen, dass sie wieder atmete und wir es gerade so geschafft hatten.
Es passierte jedoch nichts. Stattdessen hüllte uns einfach die Stille ein und alle starrten zu uns. Ich nahm meinen Kopf von ihrer Brust und blickte wieder auf. Sie alle blickten mich voller Mitleid und Trauer an, doch am liebsten hätte ich mich übergeben. Diese Nichtsnutze!
Wut erfasste mich, welche ich am liebsten an ihnen ausgelassen hätte, doch gehorchte mir mein Körper einfach nicht.
„WO SIND DIE HEILER?" Schrie ich zornig und brachte somit alle dazu, dass sie zusammenzuckten. Ich hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben! Sie war nicht tot! Sie würde leben! Ohne sie hätte ich keinen Sinn mehr zu leben. Werde glücklich. Wieder hörte ich die Worte, die sie gesagt hatte, doch konnte ich nur den Kopf darüber schütteln. Niemals könnte ich ohne sie glücklich werden.
„Sie sind auf dem Weg", hörte ich jemanden atemlos sagen und sah nach oben. Sif stand hinter mir und weinte ebenso. Thor hielt sie im Arm und strich ihr beruhigend über den Rücken.

Wütend sah ich die zwei an. Warum waren sie nur so untätig?! Niemand hatte wirklich etwas getan, um zu helfen. Erneut brüllte ich und presste sie an meine Brust. Das konnte nicht sein. Niemand würde mir meine Liebe nehmen!
„Du kannst mich nicht verlassen!" Flehte ich und umgriff ihr Gesicht. Hektisch legte ich meine Lippen auf ihre, welche immer noch warm und sanft waren. Meine Luft verließ stockend meinen Körper und ich konnte es nicht verhindern leicht zu schluchzen. Mir war es egal, dass sie mich alle so sahen! Mir war alles egal! Ich liebte diese Göttin! Sie hatte so vieles verändert!

Vorsichtig griffen Hände nach mir und lösten die Göttin aus meinen Armen. Ich war zu schwach, um mich dagegen zu wehren. Aus diesem Grund zogen mich weitere Hände nach oben und ich ließ sie einfach gewähren. Betäubte blickte ich ihnen dabei zu, wie sie Lia auf eine Liege legten und dann aus dem Saal trugen. Tumult entstand, welcher mich allerdings nicht berührte. Ich löste mich stattdessen von Thor, welcher mir hoch geholfen hatte und blickte dann zu ihm.
„Wo ist Jude?" Meine Stimme war schneidend und eiskalt. Thor zuckte deswegen zusammen und doch sammelte er sich schnell wieder: „Im Kerker." Augenblicklich wollte ich mich auf dem Weg machen, doch packte Thor mich grob und schliff mich stattdessen aus dem Saal. Wütend brachte ich ihn dann irgendwann zum Stoppen. Mich durstete es nach Rache und Thor hielt mich davon ab.

Grob drückte er mich in einen verlassenen Raum und schloss schnell die Tür.
„Verdammt! Was soll das hier?" Fragte ich zornig und sah wieder Lia vor mir, was mir einen Stich versetzte.
„Da ist etwas, was du nicht weißt", erklang es vorsichtig und eine üble Vorahnung erfasste mich.
„Was?" Fragte ich missmutig und sah ihn böse an.
Thor biss sich auf die Unterlippe: „Sie ist nicht tot." Geschockt weiteten sich meine Augen. Ich musste träumen. Diese Worte hatte ich mir so sehr erhofft und ich verfluchte ihn, wenn er sie nur so dahin gesagt hatte.
„Wie meinst du das?" Meine Stimme war brüchig und schien mir einfach nicht zu gehören. Thor griff sich nachdenklich in die Haare: „Sie ist nicht tot, Loki! Es war ein Plan!"
„Jude hat sie nicht verletzt!" Sagte ich erstaunt und blickte hektisch hin und her. Thor zog hörbar die Luft ein, was mich stoppen ließ: „Nicht ganz. Er hat sie nicht tödlich verletzt, aber ganz ohne wäre es nicht glaubhaft genug gewesen."
Ungläubig sah ich ihn an. Unbändige Wut erfasste mich und ein animalischer Ausdruck legte sich auf mein Gesicht. Ich sprang förmlich auf ihn zu und packte ihn am Hals. Thor ließ es einfach so über sich ergehen und hob ruhig die Arme.
„Ich kann deine Wut verstehen, aber so war es glaubwürdiger. Du hast alle das denken lassen, was sie denken sollten", erklärte er krächzend und mein Griff wurde enger.
„Warum?" Fauchte ich, „Warum habt ihr das getan?"
„Wenn alle denken, dass sie tot ist, wird keiner mehr nach ihr suchen!" Erklärte er. Staunend betrachtete ich ihn: „So viel Intelligenz habe ich dir gar nicht zugetraut!"
Thor schnaubte und löste sich aus meinem Griff. Ich ließ es zu und trat nach hinten. Erleichterung erfasste mich und ich drehte mich von Thor weg, damit er nicht sehen konnte, was ich alles durchlebte.

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