Erschöpft ließ ich mich auf den Stufen sinken und blickte zu dem Tor, welches am Ende des Ganges war. Meine Gedanken flogen zurück zu Thor und zu dem eigentlich Grund, weswegen ich Loki aufgesucht hatte. Ich hatte es tatsächlich vergessen ihn zu fragen, ob er nicht doch nochmal mit Odin reden konnte, doch war das jetzt vorbei. Odin ging es schlecht; sehr schlecht. Zwar wusste ich nicht, was es war, doch musste sich dieser Zustand schnell ändern. Wir brauchten den Allvater. Meine Gedanken flogen immer wieder von den wichtigen Tatsachen zu dem Kuss mit Loki. Meine Gefühlswelt war im Chaos. Sollte ich nun das Glück fühlen, welches der Kuss mir beschert hatte oder die Angst um Thor und wie es ihm ging. Irgendwie fühlte ich mich dennoch schlecht, denn ich hatte nichts besseres zu tun, als Loki zu küssen. Lieber sollte ich mich darum kümmern, dass wir Thor zurückbekamen und es Odin wieder besser ging, als diese Zweisamkeit mit dem Gott zu genießen. Es fühlte sich an, als hätte ich die beiden betrogen. Dazu kam, dass ich Angst hatte wieder enttäuscht zu werden. Loki war und blieb einfach unberechenbar. Auf meine Frage hin hatte er nicht einmal richtig geantwortet, sondern nur sein ständiges Handeln erklärt. Dennoch wollte ich nicht darüber nachdenken, sondern einfach nur meinen Kopf freibekommen.
Schließlich stand ich wieder auf und trat aus der Schatzkammer. Dabei nickten mir zwei Wachen zu, die auf diese Kammer aufpassen sollten. Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und verschwand dann schließlich hinter einer der vielen Ecken. Als ich in jemanden hineinlief, verließ ein erschrockener Laut meinen Mund.
„Hier bist du ja", kam es froh von Jude, welcher mich mit großen Augen ansah. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ihn komplett vergessen hatte.
„Wo warst du?" Fragte ich verwirrt.
„Aufgaben über Aufgaben, aber ich habe davon gehört, was passiert ist. Deswegen bin ich hier", erklärte er, „Ich wollte wissen, ob du vielleicht etwas brauchst? Oder jemanden, der dir jetzt zur Seite steht." Freundlich lächelte ich ihn an: „Ich brauche erst einmal Zeit für mich, aber danke Jude. Weißt du wie es Odin geht?"
Jude schüttelte seinen Kopf: „Es gibt in einer Stunde eine Besprechung, in der ich alles wichtige erfahre."
„Bitte", sagte ich und griff nach seiner Hand, mit meinen Händen, „komm danach sofort zu mir und erzähle mir alles."
„Das was ich kann", sagte er grinsend, nickte dann aber. Jude nahm mich plötzlich in den Arm, was ich verwundert erwiderte.
„Es wird alles wieder gut. Loki wird sich besinnen, Odin wieder gesund und Thor schnell wieder bei uns sein. Glaub mir." Er dachte wohl immer noch, dass es zwischen mir und dem schwarzhaarigen Gott komisch lief. Ich war mir sicher, dass er sogar wusste weswegen. Damit waren Sif und er die einzigen, die es wussten, denn Jude hatte gesehen, wie Loki mich damals geküsst hatte und nach der Zeit kam dann meine schlechte Stimmung dazu. Wenn er nur wüsste, dass sich das wieder erledigt hatte, dachte ich bei mir.
„Hoffentlich", antwortete ich leise. Ich löste mich von ihm und er lächelte mir ein letztes Mal zu, bevor er ging. Ich machte mich ebenfalls wieder auf den Weg und ging dahin zurück, wo ich Sif und die tapferen Drei das letzte Mal gesehen hatte. Tatsächlich saßen sie nach wie vor in diesem Raum und unterhielten sich aufgeregt. Als Sif mich entdeckte, sprang sie sofort auf und kam auf mich zu gestürmt: „Und? Was hat er gesagt?"
Beschämt griff ich mir an den Kopf und überlegte, ob ich es ihr sagen sollte. Sie war mittlerweile zu meiner besten Freundin geworden, doch wäre sie nicht wütend, wenn sie erfahren würde, dass ich lieber Loki geküsst hatte, als mich um Thor zu kümmern? Vermutlich. Genau aus diesem Grund sagte ich nur: „Ich bin nicht dazu gekommen. Odin ist in eine Art Ohnmacht gefallen." Ruckartig schlug sie ihre Hände auf ihren Mund: „Was?!"
„Ist etwas passiert?" Kam es jetzt verwirrt von Volstagg, welcher sich in eine sitzende Position begab.
„Odin", stammelte Sif nur und blickte mit leeren Augen an die Wand.
„Was ist mit ihm?" Fragte nun auch Hogun und sah mich mit zusammengezogen Augenbrauen an.
„Er ist in eine Art Ohnmacht gefallen", sagte ich genau das, was ich auch bereits Sif erklärt hatte.
„Wir müssen sofort zu ihm", sagte Fandral und sprang auf. Ich hob beruhigend meine Hände: „In einer Stunde gibt es eine Besprechung."
„Ich werde vorher noch mit Jude reden", erwiderte Fandral und sprang auf.
„Wir werden dich begleiten", stimmten Volstagg, Sif und Hogun ihm zu. Ich wusste, dass es an dieser Stelle für mich hieß in mein Zimmer zu gehen und das tat ich. Diese Art von Besprechungen würde mich nichts angehen und zudem würde Jude bald zu mir kommen und alles wichtige erzählen. Genau aus diesem Grund ging ich und suchte mein Zimmer auf, wo ich wartete. Dabei flogen mir wieder all diese Gedanken durch den Kopf, die mich nie schlafen lassen wollten. Dazu kam nun auch noch das mit Thor, Odin und Loki. Die Probleme mit Numitor und dem anderen Mann schienen mit einem Mal so unbedeutend und weit weg zu sein, dabei wusste ich, dass sich jemand unter uns befand, der nur darauf wartete mich zu schnappen.
Die Tür flog ruckartig auf und Sif kam zu mir gelaufen.
„Komm schnell mit! Du wirst es nicht glauben!" Verwundert blinzelte ich mehrmals, um wirklich zu schauen, ob ich mich gerade täuschte. Sif schien das alles zu lange zu dauern, weswegen sie mich schnell packte und mich mit sich zog. Wir liefen zum Thronsaal und was ich dort erblickte, ließ mich stoppen. Die tapferen Drei standen vor Loki, welcher auf dem Thron Odins saß und seinen Zepter in der Hand hielt.
„Loki?" Fragte ich verwundert, was mir einen kurzen Blick seinerseits einbrachte, doch kam nicht mehr. Stattdessen sah er zu den drei Männern: „Vater ist in den Odin-Schlaf gefallen." Kurz stoppte er und alle schienen die Luft anzuhalten: „Mutter fürchtet er wird nicht wieder erwachen."
„Dann sprechen wir mit ihr", sagte Sif ernst und trat mit mir dichter an den Thron.
„Was wird das?" Fragte ich sie leise. Sie schenkte mir einen kurzen Blick: „Es geht um Thor." Verstehend nickte ich, doch verstand ich nicht, warum sie so drängelnd handelten.
„Nun ja", begann Loki wieder, „Sie weicht nicht von der Seite meines Vaters." Ich sah ihn verwirrt an, doch erwiderte er nicht meinen Blick. Loki legte sich seine Hand an die Brust und meinte: „Tragt euer Anliegen mir vor." Er erhob sich und schlug hörbar den Zepter auf den Boden: „Eurem König." Ich glaubte in diesem Moment nicht richtig zu hören und sah ihn geschockt an. Warum nahm er sich einfach so heraus, dass er nun der König sei? Was war passiert, dass so etwas in kurzer Zeit geschehen konnte? Auch die anderen schienen fassungslos und blickten zwischen sich hin und her. Niemand konnte so wirklich begreifen, was hier gerade geschah und am wenigsten ich. Das vor mir war nicht der Gott, den ich kurz zuvor geküsst hatte. Nein. Vor mir stand ein habgieriger, machtbesessener Mann, der nur den Platz des Königs wollte.
Überrascht sah ich zu Volstagg, welcher sich mit seiner Hand auf die Brust schlug und ein Knie beugte. Auch die anderen begannen zu knien, nur ich stand dort und machte ruckartig einen Schritt nach vorne. Doch packte Sif mich und zog mich ebenfalls zu Boden. Das ganze hier konnte nicht ernst gemeint sein. Das musste einfach alles ein Scherz sein, anders konnte ich es mir nicht vorstellen.
„Mein König", begann Sif untergeben, „Wir bitten dich darum die Verbannung von Thor aufzuheben." Loki warf ihr einen undefinierbaren Blick zu, bevor er leicht lachte und näher zur Treppe ging und diese langsam nach unten kam.
„Mein erster Befehl darf nicht sein den letzten des Allvaters umzukehren", erklärte er und am liebsten wäre ich zu ihm gestürmt.
„Wir stehen kurz vor einem Krieg mit Jotunheim", sprach er weiter, „Unser Volk benötigt das Gefühl von Stetigkeit, um sich in diesen gefährlichen Zeiten sicher zu fühlen. Wir alle müssen zusammenstehen. Zum Wohle Asgards." Ich sprang wütend auf, doch wurde ich von Fandral und Sif gepackt. Ich hörte nur, wie der blonde Mann sprach: „So soll es sein."
Loki musterte mich mit einem Ausdruck in den Augen, den ich zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte. Seine Miene war so hart und doch strahlten seine Augen Sanftheit aus, die nur ich zu sehen schien.
„Mit Verlaub", kam es von Volstagg und lenkte so den Blick des Gottes von mir, „Ich bitte um Nachsicht meine Majestät, doch wollt ihr vielleicht noch einmal-."
„Wir sind fertig", unterbrach Loki ihn und Volstagg stoppte in seinem Wort. Jeder erhob sich nun und Volstagg war der erste, der sich umdrehte und ging. Seine Schritte waren laut und deutlich zu vernehmen und immer mehr gesellten sich dazu. Nur ich blieb vor ihm stehen und durchbohrte ihn mit meinen Augen. Diese Unterwürfigkeit, die ihm die anderen boten, gab ich ihm nicht. Er war für mich kein König, besonders nicht auf diese Art und Weise und dazu hatte ich schon viel zu oft seine Hände auf meinem Körper gespürt, um nun so zu tun, als wäre er eine Führungsperson. Ich stand einfach nur da und sah auf zu ihm. Er hielt meinem Blick stand, so wie ich seinem stand hielt und es kam mir so vor, als wären bereits Jahre zwischen dem Kuss und der jetzigen Situation vergangen. Ich lächelte ihn herausfordernd an, bevor ich näher auf ihn zu ging.
„Ich weiß nicht, was das hier soll, doch solltest du schnell wieder zu Sinnen kommen", hauchte ich und wollte mich ruckartig auf dem Absatz umdrehen, doch packte er mich dabei an meinem Arm und drehte mich so wieder zu sich.
Ich wartete darauf, dass er etwas sagen würde, doch tat er es nicht. Er sah mich einfach nur an, bevor er mich schließlich losließ und ich somit den anderen folgen konnte. Ich wusste nicht, was ich von dem Ganzen halten sollte, doch wusste ich nur, dass es mir nicht gefiel. Loki hatte nun genau das, was er wollte und es ängstigte mich, denn ich hatte das Gefühl, dass es ihm über den Kopf wachsen würde. Er würde sich verändern und Dinge tun, die allen schaden würden. Dann würde aus einem Trickster etwas schlimmeres, gefährlicheres werden und das musste ich verhindern, denn das war der Mann, den ich liebte und nicht mehr gehen lassen wollte.
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Love > Hate
AcakEine einzige Berührung verändert ihr ganzes Leben. Mit einem Mal ist sie nicht mehr nur ein Niemand. Von außen betrachtet, scheint ihr Leben perfekt: Sie lebt im Schloss, wohnt jeder Feier der Königsfamilie bei und verbringt Zeit mit den engsten Ver...