F O U R T Y FOUR

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Staunend trat ich in die große Halle, welche eigentlich gar keine war, denn sie war nicht geschlossen. Es erinnerte mich eher an einen riesigen Balkon, denn allein Säulen waren an den Seiten zu sehen, welche eine Decke hielt. Zudem war alles aus Gold und glänzte so wunderschön in der Sonne. Mein Blick fiel auf die Stufen, welche den Boden in die Höhe hoben und zu einem kleinen Podest führten, wo ich bereits das Königspaar erblickte. Außerdem standen Wachen an den Rändern des Saales und dazu kamen die Leute, die sich bereits vor der Erhöhung tummelten.
Langsam trat ich durch die Menge hindurch, auf die Treppe zu, wobei ich jeden einzelnen Blick auf mir spürte. Ihre Köpfe verfolgten mich und leises Gemurmel ertönte. Auch die Augenpaare des Königspaares spürte ich auf mir, wobei der König mir seine Hand hinhielt, als ich zu den beiden trat. Kurz verbeugte ich mich, bevor ich an den Rand trat und darauf wartete, dass die anderen kommen würden. Ich ließ dabei meinen Blick über die Menge fliegen und erblickte so viele lächelnde Gesichter. Alle schienen gespannt darauf endlich den neuen König sehen zu können. Zuerst bekamen sie allerdings Loki zu sehen, welcher mit all seiner Imposanz zu uns trat. Sein grüner Umgang flog hinter ihm her und verlieh seinem Auftritt nur noch mehr Stärke. An vielen der weiblichen Gesichter konnte ich erkennen, wie sehr sie für ihn schwärmten. Allerdings waren auch skeptische dabei, die ich besonders aufmerksam betrachtete. Loki schien seinem Ruf vorauszueilen und doch bekam ich den Gedanken nicht weg, dass genau deswegen manche der Damen ihn anhimmelten. Allein sein Anblick versprach einem ein Abenteuer und genau darauf schien es manchen anzukommen. Vermutlich würde ich jeden für verrückt halten, der so dachte, doch blieb einfach der Fakt, dass es mir nicht anders mit diesem Gott erging. Allein der Gedanke daran, wie sich seine Lippen auf meinen angefühlt hatten, ließ mir ganz heiß werden. Dennoch war ich stolz auf mich, dass ich ihm eben so siegreich widerstanden hatte, was ihn allerdings nicht allzu sehr zu stören schien, denn ein riesiges Grinsen zierte seine Lippen. Er verbeugte sich ebenfalls vor dem Königspaar, als er zu uns trat, bevor er sich zu mir stellte und mich betrachtete. Dabei hatte er seine Augenbraunen hochgezogen und fuhr sich manchmal mit seiner Zunge über die Lippen. Erneut wurde mir unfassbar heiß und ich hatte das Gefühl gleich an der Hitze zu zergehen. Natürlich wusste ich, dass er es mit Absicht tat und es ärgerte mich, dass er dabei Erfolg hatte. Schwerschluckend probierte ich mich selbst abzulenken, um nicht Rot anzulaufen oder die Kontrolle zu verlieren, denn sollte er weiterhin so blicken, würde er bald meine Meinung zu hören bekommen. Als ich dann die tapferen Drei und Sif entdeckte, konnte ich beruhigt aufatmen. Sie stellten sich gegenüber von uns hin und Sif lächelte mir freundlich zu, bevor sie sich auf das vor uns konzentrierte, denn mit einem Mal begann die Menge zu jubeln und Thor trat durch diese hindurch. Dabei lag ihm ein großes Grinsen auf den Lippen und er schwang immer wieder prunkvoll seinen Hammer. Meiner Meinung nach war sein Auftreten etwas zu Stolz und pompös, doch gönnte ich es ihm. Immerhin hatte er vieles für Asgard geleistet, um nun König zu werden, auch wenn Loki dasselbe getan hatte. Doch spielte der Fakt, dass Thor der Erstgeborene war eine größere Rolle in dem Ganzen und hatte es wahrscheinlich auch im Endeffekt entschieden.
Odin betrachtete den Auftritt seines Sohnes skeptisch. Dabei saß er auf seinem Thron und hielt seinen Zepter in der Hand. Als Thor bei uns angelangt war, kniete er sich vor den Stufen nieder und nahm seinen Helm ab, welchen er zuvor getragen hatte. Er war eine Art Markenzeichen von ihm, genauso wie die Farbe rot oder sein Hammer. In dieser Sache unterschieden sich die beiden Königssöhne auch sehr, wie mir auffiel. Man konnte kaum glauben, dass sie verwandt waren, wenn man sich die beiden ansah. Thor, blond und blauäugig. Loki, schwarzhaarig und blauäugig. Zudem trug Loki auch oft die Farbe grün und trug einen Helm, welcher zwei große, markante Hörner besaß. Die beiden unterschieden sich dennoch nicht nur vom Aussehen her, sondern auch vom Charakterlichen. Thor war schon immer der, welcher eher körperlich war und Loki handelte eher mit seinem Kopf. All diese Unterschiede waren mir nie so aufgefallen, doch wenn ich so darüber nachdachte, war es so offensichtlich. Automatisch ging mein Blick zu Loki, welcher neben mir stand und seinen Bruder mit erhobenem Kinn betrachtete. Natürlich trug er wieder diese kühle, nichts sagende Maske, doch wusste ich, dass er dennoch gekränkt war. Sein Leben lang war er darauf vorbereitet worden später König zu sein und nun saß Thor am Ende der Stufen und sollte gekrönt werden. Wäre die Situation zwischen Loki und mir besser gewesen, hätte ich vermutlich mit dem Gedanken gespielt, dass ich ihn in den Arm nehme, auch wenn er es nicht wollen würde, doch tat er mir in diesem Moment einfach leid. Ich spürte förmlich sein Leiden und konnte es voll und ganz nachvollziehen. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich mich fühlen würde, wenn ich in dieser Situation wäre.

Mein Blick ging zurück zu Thor, welcher gerade seinen Kopf hob und ein sichereres Grinsen auf den Lippen trug. Als er mir plötzlich zu zwinkerte, schüttelte ich nur leicht lachend den Kopf. Das alles schien ihm tatsächlich über den Kopf zu wachsen, dachte ich lachend bei mir. Er wandte den Kopf zur anderen Seite und lächelte seine Freunde an, bevor Odin sich erhob und mit seinem Zepter auf den Boden schlug, sodass Stille einkehrte.
„Thor Odinson", begann der König mit seiner Ansprache und betrachtete seinen Sohn genau.
„Mein Erbe", erklangen die nächsten Worten aus seinem Mund: „Und unser Erstgeborener." Bei seinen Worten ging mein Blick zu Loki, welcher kurz, aber sichtbar, den Mund verzog. Odin sprach weiter, doch konnte ich mich nicht mehr auf seine Worte konzentriere , denn mit einem Mal lag ein komisches Gefühl in meinem Magen. Es war drückend und ziehend und ließ mich kaum noch atmen. Ich probierte ruhig zu bleiben und mich auf Thor zu konzentrieren, doch kam es mir mit einem Mal so vor, als hätte ich eine Art Vorahnung. Etwas ließ mich denken, dass irgendwas passierte. Ich wusste nicht, woher dieser Gedanke kam, doch war es nichts unbekanntes. Vermutlich kannte jeder das Gefühl, wenn man zu meinen schien, dass etwas nicht stimmte und genau dieses hatte ich gerade. Nicht immer bewahrheiten sich diese Gedanken, doch als Odin plötzlich mitten in seinen Worten stoppte, wusste ich; irgendetwas war.

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