•Aurelia•
Unsicher faltete ich meine Hände ineinander, bevor ich sie wieder löste, nur um sie gleich wieder zu falten. Ich wusste überhaupt nicht, was mich jetzt erwarten würde. Zwar probierte ich mir alle möglichen Szenarien vorzustellen, doch war das gar nicht so einfach. Immerhin hatte ich selbst gar keine Vorstellungen, also was sollte ich mir da groß vorstellen. Ich hoffe nur inständig, dass alles gut gehen würde.Als Kenan das Auto vor dem großen Tower zum stoppen brauchte, atmete ich noch einmal tief durch. Er führte mich schließlich in die Eingangshalle, bevor wir weiter zum Fahrstuhl liefen. In diesem betrachtete ich erst einmal die unfassbar vielen Knöpfe, wovon Kenan einen bestimmten drückte. Dieser leuchtete nun auf, bevor wir uns merklich in Bewegung setzten.
„Wem werde ich gleich gegenüberstehen?" Fragte ich leise und sah starr auf die Fahrstuhltür.
„Mister Stark", erklärte er und ich spürte seinen Blick auf mir, „Du musst nicht nervös sein." Nun sah ich auch zu ihm und erblickte das hoffnungsvolle Lächeln, welches mich sofort wieder entspannte. Als sich allerdings die beiden Türen auseinander schoben, kam sofort die Nervosität wieder zurück.Er führte mich in einen Raum, wo mich ein unfassbarer Ausblick erwartete. Staunend trat ich auf die Fensterfront zu und blickte hinaus. Wieder einmal fiel mir auf, wie sehr sich Midgard doch von Asgard unterschied. Die Gebäude sahen den Unseren so gar nicht ähnlich und doch waren sie nicht weniger schön.
„Woher wusstest du eigentlich, dass ich hier bin?" Fragte ich und drehte mich zu Kenan um, welcher an der Tür wartete.
„Ich bekomme alle Einsätze der Spezialeinheit zugetragen und als ich mir die Beschreibung durchgelesen hatte, musste ich direkt an dich denken", erklärte er lächelnd.
Verstehend nickte ich, bevor ich meinen Blick wieder nach vorne gleiten ließ.
„Du kannst dich dort hinsetzten. Mister Stark sollte gleich kommen", kam es wieder von Kenan. Kurz lächelte ich ihm zu, um ihm zu zeigen, dass ich ihn verstanden hatte, bevor er aus dem Raum trat.
Ich ließ meinen Blick ein wenig weiter durch den Raum schweifen und blickte zu der Sitzecke, welche Kenan angesprochen hatte. Diese bestand aus einem Ledersofa und zwei Sesseln, welche um einen Tisch herumstanden, der aus Glas bestand. Der Boden war bedeckt mit dunklen Fliesen und an den Wänden befanden sich ein paar Regale, welche ebenfalls aus Glas waren. Vorsichtig trat ich an diese heran, wo ich ein paar Skulpturen erblickte, die etwas futuristisches hatte, doch hauptsächlich entdeckte ich Bücher. Eines fiel mir direkt ins Auge und ich griff danach. Der Frontdeckel war nicht wirklich spektakulär und einfach blau, doch erweckte eher der Titel meine Aufmerksamkeit: „Künstliche Intelligenz." Ich drehte es in meinen Händen und suchte nach weiteren Anhaltspunkten, doch war dort nichts mehr, weswegen ich das Buch aufschlug und ein paar der Worte ließ.„Wie ich sehe, hast du meine Eigenkreation entdeckt", ertönte mit einem Mal, weswegen ich mich so sehr erschreckte, sodass ich das Buch fallen ließ. Dieses war auch bereits auf dem Weg zum Boden, doch hatte der Anwesende es im richtigen Moment aufgefangen. Mein Blick ging zu seinem Gesicht, wo ich doch tatsächlich in das von Tony Stark blickte. Dieser stellte sich nun wieder gerade hin und legte das Buch zurück in das Regal. Ich trat einen kleinen Schritt zurück und betrachtete ihn. Tony Stark trug ganz normale Alltagskleidung, doch wirkte sein Gesicht ein wenig erschöpft. Ich fragte mich, ob er die Ereignisse und den Angriff auf New York noch nicht richtig verarbeitet hatte, doch stand es mir nicht zu das zu beurteilen.
„Ich war neugierig. Tut mir leid", entschuldigte ich mich, doch winkte er sofort beruhigend ab.
„Halb so wild", erklärte er und zeigte dann auf die Sitzecke, „wollen wir uns setzen?" Schnell nickte ich und ging mit ihm zusammen zu den Sesseln. Dort ließ ich mich in einen fallen und sah dann zu Tony, welcher vorerst stehenblieb: „Willst du etwas trinken?" Schnell schüttelte ich meinen Kopf, sodass er sich schließlich zu mir setzte.
„Was führt dich zu mir?" Begann er auch sofort das Gespräch und stützte seine Ellenbogen auf den Knien ab. Meine Zähne begannen wieder meine Unterlippe zu malträtieren und ich dachte nach, was ich am besten antworten würde. Dabei fiel mir allerdings auf, dass egal, was ich sagen würde, es würde lächerlich klingen.
„Ich bin in Asgard nicht mehr willkommen, weswegen ich mir auf Midgard ein neues Leben erhoffe", erklärte ich schließlich, was nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber ich glaubte, dass es so plausibler war.
Tony lehnte sich nun zurück in die Lehne: „Mid-? Stimmt, so nennt ihr unsere Erde."
Verwundert zogen sich meine Augenbrauen zusammen, doch ging er nicht darauf ein und sprach stattdessen weiter: „Ich hoffe du hast nicht ein Verbrechen begannen, denn sonst wäre hier auf der Er-, hier auf Midgard, meine ich, auch nicht der richtige Ort für dich." Schnell schüttelte ich meinen Kopf: „Ich habe nichts und niemandem geschadet! Nur habe ich für mich alleine gemerkt, dass mich in Asgard keine Zukunft erwartet."
Ein kleines Seufzen erklang: „Ich weiß Bescheid, Aurelia. Ich weiß von der Sache mit Loki und dir und das reicht mir, um mir nun mein eigenes Bild machen zu können."
Resigniert stöhnte ich auf: „Ich möchte nicht unbedingt darüber reden."
„Das musst du auch nicht, aber erzähle mir nur eine Sache: Loki ist der Grund, weswegen du dich hier befindets?"
Vorsichtig nickte ich und blickte unsicher auf meine Hände: „Ich dachte daran, dass du mir vielleicht helfen könntest."
Ich hörte das Rascheln von Kleidung, was mir zeigte, dass er sich erhob: „Wissen Thor und die anderen davon, dass du hier bist?" Schwer zog ich die Luft in meine Lungen, bevor ich ängstlich zu ihm aufsah: „Nein."
Tony stemmte sich seine Hände in die Hüfte und wippte mit dem Fuß: „Thor wäre sicher böse, wenn ich dir bei dem Verrat helfen würde." Fassungslos sprang ich nun ebenfalls auf: „Das ist doch kein Verrat!"
„Wie auch immer", antwortete er und schnalzte kurz mit der Zunge, „Ich möchte nicht mit hineingezogen werden."
„Bitte", flehte ich nun, „Könntest du mir wenigstens sagen, wo ich ein neues zu Hause finden würde?" Skeptisch betrachtete er mich, bevor er tatsächlich nickte. Freudig klatschte ich mir in die Hände, bevor ich mich schnell wieder zusammenriss.
„Ich hätte da eine Idee, aber immer mit der Ruhe. Erst einmal solltest du passende Kleidung bekommen", erklärte Tony und machte sich auf dem Weg zur Tür.Recht schnell fanden wir eine passende Gaderobe und tatsächlich hatte sich Tony an der Suche beteiligt. Anfangs hatte ich gedacht, dass er jemanden beauftragen würde, doch tat er dies nicht. Am Ende erklärte er mir mit einem Grinsen im Gesicht, dass es am besten sei, wenn nicht so viele Menschen von meinem Aufenthalt wüssten. Sofort bedankte ich mich dafür und würdigte diese Überlegung wirklich.
Als wir dann fertig waren, brachte mich Tony zurück in die Eingangshalle, wo mich Kenan erwartete.
„Dein Gastgeber weiß bereits von deiner Anwesenheit", erklärte er und schob mich weiter zu Kenan, „Natürlich weiß ich von nichts, sollte jemand nach dir fragen, aber ich werde diese Begegnung auch ganz schnell vergessen, da ich mich nicht mit einmischen werde."
„Ich danke dir sehr, aber wer wird mich erwarten?" Fragte ich neugierig.
Tony grinste kurz zu Kenan, bevor er wieder mich ansah: „Jemand spezielles." Mit diesen Worten zog mich Kenan zu einem Auto und verfrachtete mich in dieses. Dabei nahm ich meinen Blick nicht von Tony, welcher zum Abschied noch einmal winkte, bevor er aus meinem Umfeld verschwand.Danach konzentrierte ich mich wieder auf die Straße und spürte die Erleichterung, welche mich nun umgab. Ich hätte nicht gedacht, dass es doch noch so gut funktionieren würde, doch machte ich mir nun ein wenig Sorgen, da ich nicht wusste, wo Kenan mich jetzt hinbringen würde. So kam es auch, dass ich ihn noch einmal fragte, doch schüttelte er nur grinsend seinen Kopf und meinte, ich solle nicht so ungeduldig sein. Daraufhin gab ich die Versuche dann auf.
Zum Glück fuhren wir nicht allzu lange und stoppten wieder an einem Gebäude, welches wirkte, als wäre es aus einem anderen Jahrhundert. Dadurch war es nicht weniger schön, aber ein wenig unpassend, wenn ich mir überlegte, wie die anderen Gebäude in New York aussahen. Das machte es allerdings nur noch spannender und ich konnte es kaum erwarten zu erfahren, wem ich gleich gegenüber stehen würde.Vorsichtig stieg ich aus dem Wagen und wartete an der Seite meiner Tür auf Kenan, doch dieser machte sich vorerst noch am Kofferraum zu schaffen. Schließlich kam er dann mit einem Beutel zu mir, welcher nicht meiner war.
„Das soll ich dir noch von Tony geben", erklärte er und hielt ihn mir hin, „dort befindet sich Kleidung darin und ein wenig Geld."
„Geld?" Fragte ich verwundert, da mir das Wort nicht allzu viel sagte.
Kenan nickte belustigt: „Ja, Geld. Das benötigst du, um bei uns Sachen zu erwerben."
Verstehend begann ich nun ebenfalls zu nicken, obwohl ich dennoch nach wie vor verwundert war: „Oh, achso."
Vorsichtig griff ich nach dem Beutel, bevor Kenan mir eine Hand auf den Rücken legte und mich vorsichtig in Richtung des Einganges schob. Dieser wurde von einer großen Holztür dargestellt, welche ebenfalls sehr schön aussah und mich ein wenig an Asgard erinnerte. Es fehlte zwar das Gold, aber der Stile war nicht sehr anders.An diese ließ Kenan seine Hand dreimal gegen prallen, bevor sie sich ruckartig öffnete. Ich machte mich bereits auf eine Konfrontation bereit, doch hatte die Tür niemand geöffnet, da sich niemand an dieser befand. Verwirrt zogen sich meine Augenbrauen zusammen, was Kenan wieder schmunzeln ließ, denn dieser schien genau zu wissen, was hier los war.
„Ich habe jemanden mitgebracht", rief Kenan nun etwas lauter und lauschte dann in die Stille, ob jemand antworten würde.
„Das sehe ich", erschrocken schrie ich auf und sprang ruckartig nach vorne, als mit einem Mal eine Stimme hinter mir erklungen war. Schnell drehte ich mich um und erblickte einen Mann, bei dem ich mir sicher war, dass er vor kurzem noch nicht hinter mir gestanden hatte.
Fassungslos sah ich zu Kenan und hoffte, dass er mir das erklären könnte, doch grinste dieser nur: „Darf ich dir vorstellen? Doctor Stephen Strange."(Habt ihr damit gerechnet xD?)
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Love > Hate
RandomEine einzige Berührung verändert ihr ganzes Leben. Mit einem Mal ist sie nicht mehr nur ein Niemand. Von außen betrachtet, scheint ihr Leben perfekt: Sie lebt im Schloss, wohnt jeder Feier der Königsfamilie bei und verbringt Zeit mit den engsten Ver...