S E V E N T Y FOUR

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Stöhnend öffnete ich meine Augen und sofort war mir wieder bewusst, was passiert war. Bevor überhaupt mein Kopf wusste, was geschah, rutschte ich hektisch zur Seite und verlor mit einem Mal den Halt unter mir, sodass ich schreiend zu Boden ging. Verwundert blickte ich mich um und entdeckte, dass ich mich in einem Raum befand, welcher ein Bett beherbergte. Aus diesem war ich kurz zuvor gefallen, weswegen ich nun auf dem Boden lag. Ich wusste nicht, was Loki mit mir gemacht hatte und doch fühlte ich mich schrecklich, wie einmal durchgekaut und wieder ausgespuckt. Es war schlimm.
„Wie geht es dir?" Erschrocken schrie ich auf und krabbelte noch weiter nach hinten. Das alles überforderte mich einfach und ich hatte den Gott gar nicht gesehen. Er hatte mich überrascht und war mir wieder voraus.
„Wo bin ich?" Fragte ich verunsichert und probierte mich an der Wand hochzuziehen, doch gaben meine Beine nach.
Loki erhob sich von seinem Stuhl und kam auf mich zu, was mich hektisch den Kopf schütteln ließ: „Bleib wo du bist!"
„Ich möchte dir nicht wehtun", erklärte er und sah mich versichernd an. Wieder konnte ich nur meinen Kopf schütteln: „Glaube mir, das hast du schon viel zu oft!"
„Aurelia", probierte er mich wieder zu beschwichtigen.
„Nein!" Kreischte ich und sofort stoppte er, „Du bringst so viel Leid über mich! Warum lässt du mich nicht einfach glücklich werden?!"
Nun kam er förmlich auf mich zu gesprungen und sah mir tief in die Augen: „Weil... weil ich selbstsüchtig bin und nicht ohne dich leben kann." Zum Ende hin war er immer leiser geworden und hatte mir leicht über meine Wange gestreichelt. Traurig schloss ich meine Augen und genoss dennoch das Gefühl von seiner Haut auf meiner. In diesem Moment hatte ich wieder das Gefühl zu Hause zu sein, in Asgard, bei einem sonnigen Tag.
Entschlossen öffnete ich wieder meine Augen und nahm seine Hand von meiner Wange: „Ich möchte Antworten! Ehrliche Antworten!"Loki zog seine Hände zurück und hielt sie ergeben über seinen Kopf: „Nicht mehr als die Wahrheit!"
„Warum hast du damals losgelassen? Hat dir niemand etwas bedeutet?"
Loki schüttelte resigniert seinen Kopf: „Die einzigen, die mir jemals etwas bedeutet haben und bedeuten, sind Frigga und du." Er stoppte kurz und sah mich an, doch erwiderte ich nichts, weswegen er weitersprach: „Es gibt für mich keine Zukunft in Asgard. Ich werde immer nur im Schatten des großen Thors stehen."
„Du bist dir also wieder selbst wichtiger, als die um dich herum", sagte ich traurig und schüttelte meinen Kopf. Egal was der Gott sagte, es lief immer wieder auf dasselbe hinaus.
Loki kam wieder auf mich zu: „Hör auf mir so eine Abneigung vorzuspielen. Wir wissen beide, dass du mich immer lieben wirst, egal was ich tue." Da war wieder diese arrogante Seite, die ich zum einen hasste, aber auch liebte. Leider sprach sie immer die Wahrheit aus, was mich wirklich an ihr störte, denn auch jetzt war es die Wahrheit. Ich würde ihn immer lieben und das wusste ich. Gefühle konnte man nicht unterdrücken, besonders nicht, wenn man so miteinander verbunden war, wie es Loki und ich waren.
„Nein!" Sagte ich dennoch, auch wenn ich selbst wusste, dass es lächerlich war, „Ich habe jemanden kennengelernt." Jetzt herrschte Stille und wir sahen uns einfach nur an. Automatisch hielt ich die Luft an und spürte förmlich die Spannung, welche plötzlich zwischen uns war. Alles war mit einem Mal wie eine tickende Zeitbombe und ich wusste nicht, was als Nächstes passieren würde.
„Ich weiß", sagte er plötzlich. Mit geweiteten Augen sah ich ihn an und konnte wie immer nichts aus seinem Ausdruck entnehmen. Es war nur die Halbwahrheit, die ich ihm erzählt hatte, denn hatte ich Kenan zwar kennengelernt und doch wusste ich, dass ich niemals mehr für ihn empfinden würde.
„Woher?" Fragte ich atemlos und schluckte schwer. Loki zuckte mit den Schultern und wirkte, als würde es ihn nicht interessieren: „Der Stein überträgt Gefühlsregungen und zeigt einem manche Dinge. Ich habe damals auch gesehen, wie Jude dich geküsst hat."
Ich ignorierte den Fakt, dass der Stein Kenan aber dieses Mal nicht abgestoßen hatte. Bei Jude war das anders gewesen, doch Kenan schien der Stein zu akzeptieren. Vielleicht, weil er nicht von der selben Rasse abstammte. Da kam mir die Frage, wie es ihm ging. Sorge erfasste mich, denn ich wusste gar nichts über den Ausgang dieser Schlacht.
„Was ist mit dem Schiff passiert?" Fragte ich schweratmend und vergaß seine vorherigen Worte.
Loki rollre genervt seine Augen: „Lenk nicht vom Thema ab."
„Es gibt nichts mehr zu bereden", erwiderte ich kühl, „ich bin durch mit dir."
Plötzlich zierte ein raubtierhaftes Grinsen seine Lippen, was mich stark verunsicherte. Er kam wieder auf mich zu und stoppte dicht vor mir, bevor er zu mir nach unten kam und kurz vor meinem Gesicht stoppte. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und musste wieder schwer schlucken. Ihn so nah bei mir zu spüren, machte mich ungewollt verrückt und Bilder unserer Nächte kamen in meinen Kopf zurück. Ich wusste, dass ich schwach werden würde, weswegen ich schnell an ihm vorbei schlüpfte und Abstand zwischen uns brachte. Es gelang mir nun schon besser aufzustehen, sodass ich schnell zur anderen Wand gehen konnte. Loki erhob sich langsam und drehte sich zu mir, wobei er wieder grinste: „Auch weiß ich, dass du ihn niemals lieben wirst."
Er kam wieder langsam auf mich zu: „Ich muss zugeben, dass ich ein wenig enttäuscht bin, denn ich hatte dir niemals eine Frau vorgezogen." Er hatte es geschafft, dass ich mich schlecht fühlte und er mir leid tat. Loki hatte mir den Gedanken in den Kopf gepflanzt, dass ich ihn betrogen hatte und doch schien er so, als würde es ihn nicht stören. Dabei wusste ich, dass es nur eine Maske war, die er mir zeigte und innerlich zerging er. Nun legte ich mir ein Grinsen auf das Gesicht und wollte mein Wissen ausnutzen: „Du scheinst gar nicht sauer. Vielleicht sollte ich weiterhin mein Verlangen mit anderen Männern teilen." Ruckartig fiel ihm alles aus dem Gesicht und er knurrte leicht: „Du gehörst mir!"
„Ich gehöre dir nicht und verabscheue dich!" Plötzlich richtete er sich wieder auf und sah mich schmunzelnd an. Jetzt wusste ich, dass er etwas vor hatte und war leicht verunsichert. Schnell kam er auf mich zu und ließ mich nicht einmal ausweichen, da klemmte er mich zwischen Wand und seinem Körper ein. Da er so viel größer war, blickte er auf mich herab und ich hatte keine Chance aus diesem Käfig zu entkommen.

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