F O U R T Y NINE

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„Was war denn das gewesen?!" Fragte Sif aufgebracht und warf wütend einen Becher an die Wand. Ich hatte sie noch nie so sauer gesehen und ich verstand, was sie gerade fühlte, denn auch ich fühlte es. Das ganze erschien mir wie ein Spiel und wir hatten versagt. Man betrog uns und nahm uns jegliche Handlungsmöglichkeiten. Wir konnten nur zu sehen und darauf warten, was passieren würde.
„Dieser aufgeblasene-."
„Ruhig, Volstagg", unterbrach ihn Fandral, „er ist unser König und sollte das jemand zu Ohren bekommen, wirst du wegen Hochverrat hingerichtet."
„Was ist mit dieser Besprechung?" Fragte ich und sah zwischen ihnen hin und her.
„Nicht mehr von Bedeutung", seufzte Hogun und sah mich an.
„Wisst ihr was", mischte sich Sif wieder ein, „Ich brauche etwas zum Abreagieren."
„Ich komme mit, egal, was du tun möchtest", erklärte ich und sofort begann sie zu grinsen.
„Dann los."

Schwer atmend ließ ich mich auf den Boden fallen und begann zu lachen. Die schlechte, wütende Laune war aus meinem Körper gewichen und durch ein helles Lachen ersetzt worden. Sif war mit mir auf den Trainingsplatz gegangen, wo wir lange gekämpft hatte und nun kitzelte sie mich heftig, was mich so schallend lachen ließ. Tatsächlich hatte sie es geschafft mich auf andere Gedanken zu bringen und auch nach dem Ganzen schaffte es niemand meine Laune wieder auf den Tiefpunkt zu senken.
Ich suchte meinen Raum auf, wo ich vorerst duschen gehen wollte, doch machte mir ein auf meinem Bett sitzender Jude einen Strich durch die Rechnung.
„Da bist du ja endlich", sprach er und sprang auf. Ich zog meine Schuhe aus stellte sie neben meinen Stuhl, bevor ich ihn ansah und mir einfiel, weswegen er hier war.
„Tut mir leid. Ich habe total vergessen, dass du kommen wolltest", entschuldigte ich mich und setzte mich auf den Stuhl, währenddessen er sich wieder auf mein Bett setzte.
„Diese Art von Versammlung hat nicht lange gedauert. Vielleicht ein paar Minuten. Loki hatte jedem von uns klar gemacht, dass er alles übernehmen würde, so lange Odin dem Odin-Schlaf erlag", erklärte er kurz.
„Das habe ich bereits am eigenen Leib erfahren", sagte ich kopfschüttelnd.
„Wie meinst du das?" Fragte er verwirrt.
"Wir sind in den Thronsaal gekommen und wen sehe ich da auf dem Thron? Loki!" Sprach ich und lachte dabei leicht auf. Die Situation erschien mir immer noch so surreal und unwirklich.
"Ich weiß nicht, ob er sich ein wenig zu viel herausnimmt", seufzte Jude und lehnte sich mit den Unterarmen auf mein Bett.
Stöhnend erhob ich mich und sah ihn an: „Ich würde mich jetzt gerne ein wenig frisch machen." Jude sprang sofort auf und wollte zur Tür eilen, doch stoppte er noch einmal abrupt.
„Heute war jemand da und hat nach dir gefragt. Wenn ich mich recht erinnere, war ihr Name Mariett."
Meine Augen weiteten sich: „Kannst du ihr irgendwie zu kommen lassen, dass ich sie in zwei Tagen um drei Uhr erwarte?"
Jude sah mich verwundert an, nickte aber schließlich: „Ok, aber vor dem Treffen reden wir noch einmal. Immerhin geht es um deine Sicherheit und-."
„Sie ist mein altes Kindermädchen", unterbrach ich ihn und legte grinsend meinen Kopf schief. Jude hob verdattert seine Hand, bevor er sie wieder sinken ließ und mir ein letztes Mal zu nickte und dann verschwand. Als ich mir sicher war, dass er die Tür geschlossen hatte, begann ich mich zu entkleiden und trat dann in den Baderaum, wo ich heißes Wasser in die Wanne ließ. Es dauerte nicht lange, da setzte sich der Dampf des heißen Wassers an der Scheibe des Fensters ab und ich ließ mich langsam in das heiße Nass gleiten. Die Hitze lockerte meine verkrampften Muskeln und das erst mal seit langem verspürte ich wieder diese Ruhe. Ich schloss genüsslich meine Augen und genoss einfach den Geruch von Kräutern und Seife, die den Raum erfüllten. Langsam ließ ich mich weiter in das Wasser gleiten, sodass ich komplett von Wasser umgeben war und nur noch das leise Plätschern zu meinen Ohren drang. Ein wenig Luft meiner Lungen verließ meinen Mund und traten als Luftblasen zur Oberfläche, wo sie schließlich platzten. Ich beobachtete dieses Schauspiel, als sich mir mit einem Mal ein Gesicht an der Wasseroberfläche abzeichnete. Erschrocken schoss ich nach oben, was auch den unerwünschten Besucher einen Schritt nach hinten treten ließ.
„Verdammt", fluchte ich und legte mir meine Arme über meine Brüste, damit er nichts sehen würde. Vielleicht war es ein wenig kindisch, doch wer konnte mir diese Reaktion verübeln, wenn mit einem Mal ein Mann im Badezimmer stand, währenddessen man nackt war.
„Ich wollte nur schauen, ob du noch lebst", erklärte er und zog eine unschuldige Miene. Loki hob ergeben seine Hände, doch nahm er nicht seinen Blick von mir.
„Was wird das, wenn es fertig ist?" Fragte ich genervt, konnte aber nicht verhindern, dass mir die Röte ins Gesicht schoss. Er ließ seinen Blick über mich gleiten und ich drückte meine Schenkel ein Stück weiter zusammen: „Verschwinde!"
„Vielleicht geselle ich mich ja zu dir", sagte Loki und begann seine Rüstung abzulegen.
„Oh nein, mein König", sagte ich ernst und hoffte ihn so abzuschrecken, doch ließ ihn das nur noch mehr grinsen.
„Kannst du mich bitte noch einmal so nennen", hauchte er und sah mich mit glitzernden Augen an.
„Können wir vielleicht später darüber reden?" Fragte ich und rutschte ein Stück weiter zum Rand der Wanne.
„Wenn du meinst", kam es nur seufzend zurück und endlich drehte er sich um. Ein letztes Mal warf er mir einen grinsenden Blick zu, bevor er tatsächlich verschwand und ich mich seufzend wieder ins Wasser gleiten ließ. Allerdings konnte ich mich nicht mehr richtig entspannen, weswegen ich  mich schließlich erhob und mich in eines der Tücher wickelte, welche am Rand der Wanne lagen. Ich drehte auch meine Haare in eines, bevor ich in mein Zimmer trat und dort zu meinem Schrank ging, um mir Kleidung zu suchen. Loki schien in seinen Raum gegangen zu sein, denn in meinem befand er sich nicht mehr.
Ich griff nach einem leichten Seiden Nachthemd, welches ich mir schnell überzog und zum Glück im richtigen Moment, denn dann kam auch schon wieder der Gott zu mir ins Zimmer geplatzt.
„Kannst du nicht anklopfen?" Fragte ich genervt und zeigte auf die offene Tür. Loki hatte sich ebenfalls umgezogen. Er trug nun eine Hose aus einem dünnen Stoff, welcher grün war und auch sein Oberteil war grün. Dieses wurde oben einmal geschnürt, was er vernachlässigt hatte, sodass ich seine muskulöse Brust sah. Seine Haare waren leicht zerzaust.
„Was war das heute?" Fragte ich und sah ihn leicht wütend an.
„Asgard braucht einen Anführer und ich bin der einzige der Königsfamilie, der momentan dazu in der Lage ist. Wir müssen den Leuten jetzt Sicherheit und Kraft geben, denn wir stehen kurz vor einem Krieg", erklärte er und sagte damit eigentlich genau das, was er uns bereits im Thronsaal gesagt hatte.
„Thor ist wie ein Bruder für mich und du möchtest ihn nicht zurückkommen lassen?" Ich ließ meine Stimme brüchig klingen, um dem Ganzen noch mehr einen Schuss meiner Trauer zu geben. Lokis Augen wurden sanfter und er kam langsam auf mich zu. Dicht vor mir blieb er wieder stehen und das Gesicht, welches er uns heute im Saal gezeigt hatte, war ersetzt worden. Die Angst kam zurück, dass ihn all das verändern könnte und er schien mir anzusehen, dass etwas nicht stimmte.
„Was ist los?" Fragte er nämlich und griff vorsichtig nach meiner Hand.
„Ich habe Angst", sagte ich ehrlicherweise, „Angst davor, dass du dich verändern könntest. Die Macht, die du nun hast; sie darf dich nicht zerstören. Versprichst du mir das?"
Er nickte und sah auf mich hinab: „Ich habe alles unter Kontrolle, doch muss ich zeigen, dass ich nun alles lenke. Niemand darf mir auf der Nase herumtanzen." Seine Worte klangen so überlegt und irgendwie konnte ich mir nicht mehr vorstellen, dass er zwei Gesichter besaß. Zum Einen konnte er so lieb und fürsorglich sein und zum Anderen so kalt und unberechenbar. Loki war einfach eine gefährliche Persönlichkeit, die man nicht als seinen Feind haben wollte. Dafür aber umso lieber als seinen Liebhaber, wie er immer wieder zeigte. Er wusste genau, was er zu tun hatte, damit man ihm verfiel und auch das ängstigte mich leicht. Schon so viele Frauen waren ihm verfallen und bis jetzt hatte er jede von ihnen fallen gelassen, warum sollte er das nicht auch mit mir tun? Dieser Gedanke wollte mich immer darzubringen, ihn wegzustoßen, doch sobald ich wieder seine Lippen und Hände spürte, konnte ich es nicht.
„Woran denkst du jetzt schon wieder?" Fragte er und legte seine Hände um mein Gesicht.
„Daran, dass ich dir nicht trauen sollte und es doch tue", sagte ich erneut ehrlich und war erstaunt über mich selbst. Ich sagte ihm das, was ich dachte und scheute mich nicht vor seinen Reaktionen.
"Ich möchte dir nichts Böses. Ich möchte dich nur beschützen", erwiderte er und strich mit seinem Daumen über meine Wange. Bei der Berührung schloss ich meine Augen und konzentrierte mich ganz allein auf ihn.

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