S I X T Y SEVEN

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Mehrer Augenpaare musterten mich, welchen ich probierte zu entkommen, doch gelang es mir nicht.
"Nun haben wir schon drei davon", hörte ich eine Frau sagen, die vorne saß und mehrer Knöpfe drückte, bevor wir uns mit einem Ruck vom Boden lösten.
"Wer sind diese Leute?" Fragte ich unsicher und drückte mich weiter in die Ecke.
"Mein Name ist Steve Rogers", stellte sich mir plötzlich ein Mann vor, der in einem viel zu engem Anzug steckte, welcher blau, weiß und rot war. Sein Gesicht wirkte sehr freundlich und doch schüchterte mich diese ganze Situation ein. Thor hingegen schien eher aufmerksam, da er sich wie ein Raubtier umsah und nichts der anderen unbemerkt ließ.
Diese Maschine, wie Thor mir erklärt hatte, war ein Mensch, welcher sich in solche Anzüge steckte. Er stellte sich mir dann als Tony Stark oder auch Ironman vor. Die Frau blieb dagegen weiterhin schweigsam. Loki hatten sie auf einen Sitz platziert und Handschellen, sowie eine Art Mundsperre angelegt. Der Anblick erschien mir befremdlich und ich verstand nicht weswegen.
„Warum haben sie es auf Loki abgesehen?" Fragte ich leise an Thor gerichtete, da ich mich noch nicht traute das Wort vor den Fremden zu heben. Thor antwortete allerdings nicht, sondern gab mir nur ein Zeichen, welches soviel aussagte wie später.
Enttäuscht pustete ich die Luft aus meinen Lungen und sah zu dem eben genannten Gott. Bei dem Anblick kam dieses mulmige Gefühl zurück, welches ich bereits so gut kannte. Enttäuschung oder auch enttäuschte Liebe. Es war wie ein schwerer Stein in meinem Magen, der mich kaum atmen ließ. Zwar fühlte ich mich nicht aufgedreht und doch wusste ich, dass ich jetzt keinen Moment schlafen würde, denn mein Kopf würde nur auf Hochtouren laufen. Wie oft es doch so gewesen war, in der Zeit, wo ich alleine in Asgard gewesen war. In den meisten Nächten hatte ich kaum geschlafen, denn jedes Mal wenn ich die Augen geschlossen hatte, wiederholten sich in meinem Kopf Bilder und Fragen. Fragen, die nicht zu beantworten waren und mich verzweifeln ließen. So kam es dazu, dass ich das hin und her Gewühle irgendwann aufgegeben und mich einfach aufgesetzt hatte. Das brachte dunkle Augenringe und viel Erschöpfung mit sich und insgeheim hoffte ich jetzt, dass es ihm doch genauso ergangen war.
Ich merkte, wie sich die Enttäuschung immer weiter vergrößerte und meinen ganzen Körper einnahm. Ich hatte wirklich gedacht, dass er der Richtige sein könnte und würde und doch war dem nicht so. Er hatte mich belogen und verlassen und das ohne ein Wort zu sagen. Das alles war einfach wie ein Faustschlag ins Gesicht und kaum auszuhalten. Zwar hatte ich all die Jahre gedacht, ich würde es langsam schaffen darüber hinwegzukommen, doch war dem nicht so. Von jetzt auf gleich war wieder alles wie vorher und all die Tränen und die schlaflosen Nächte waren umsonst gewesen. Es tat einfach weh zu wissen, dass ich mich so sehr darauf eingelassen und er dagegen nur mit mir gespielt hatte. Denn genau das war ich für ihn; ein Spiel, ein Zeitvertreib.
Der Druck von meinem Magen wurde immer größer und wanderte langsam als eine Art großer Kloß in meinen Hals. Es tat so weh und mein Kopf schrie mein Herz an, dass dieses sofort aufhören sollte, all diese Dinge zu fühlen, die jetzt die enttäuschte Reaktion mit sich brachten. Ich wusste, dass ich alles am liebsten rückgängig machen und einfach wieder da ansetzen würde, wo es so schön gewesen war mit ihm. Leider wusste ich, dass es immer da enden würde, wo wir uns gerade befanden. Dazu kam der Gedanke, ob er mir all die Jahre treu geblieben war oder ob er mich sogar in dieser Sache hintergangen hatte. Allein der Gedanke daran ließ mich innerlich aufheulen. Wie konnte ich mich nur so in ihm getäuscht haben? Warum hatte ich ihm nur alles von mir gegeben? Ich hätte es einfach beenden sollen, bevor er mir hätte so weh tun können und doch war nun alles zu spät. Doch der Gedanke daran ihn jeden Tag sehen zu müssen, obwohl es keine Hoffnung mehr gab, machte alles viel schlimmer. Diese unerwiderte Liebe zu spüren, ohne Hoffnung, dass sie jemals erwidert werden könnte, zerstörte mich. Zuvor hatte ich niemanden so sehr geliebt wie ihn, denn all die Jahre war ich enttäuscht worden und doch landete ich nun wieder an diesem Punkt. Ich fühlte mich daran erinnert, wie es war das erste Mal verliebt zu sein. Ich hörte wieder die Worte des Jungen in meinen Ohren, die mir sagten, dass er lieber nur befreundet sein wolle, um mich nicht zu verletzen. Ich konnte wieder mein Gesicht sehen, welches ihn anlächelte und zustimmte, obwohl alles in mir schrie, dass es mir egal wäre, solange er derjenige war. Von jetzt auf gleich einfach gehört zu bekommen, dass er nicht das erwidert, was man selbst spürt, tut verdammt weh, besonders weil es so hoffnungslos ist. Doch das Herz ging nicht nach der Logik des Kopfes und so kommt es, dass man trotz dieser Endgültigkeit die Hoffnung nicht aufgeben will. Zwar redet man sich selbst ein, dass es nicht so schlimm wäre und doch bleibt immer dieser bittere Beigeschmack, welcher einem zeigt, dass man so viele hat sitzen lassen, um den Richtigen zu finden, dann denkt man, man hätte ihn gefunden und dann ist plötzlich alles wieder vorbei. Dazu kommen dann die Zweifel, denn warum fühlte er nicht so, wie man selbst? Gefiel man ihm nicht? War man ihm zu anstrengend?
Selbst wenn er sagte, er wolle nur Freunde bleiben, unterschrieb er den Abbruch des Kontaktes, denn wer blieb schon so einfach befreundet? Und so kam es dann auch. Jeden Tag sah ich erneut sein Gesicht, hörte erneut seine Stimme und dachte wieder und wieder an diese Abweisung. Doch nun war dieser Junge nur noch ein Teil meiner Gedanken, der sich so perfekt an Loki anschmiegte. Er hatte mir das Herz gebrochen, dabei hatte ich mir immer geschworen, dass es niemals jemand mehr schaffen würden. Warum liebte man nur immer die, die es nicht erwiderten? Die höheren Mächte spielten einfach ein Spielchen mit mir. Am liebsten würde ich sofort darüber hinwegkommen und nichts mehr von diesen Gefühlen fühlen, die ich in diesem Moment fühlte. Ich hasste diese Enttäuschung und ich hasste es, dass ich es jemals hab so weit kommen lassen. Warum war ich nicht einfach zu meinen Büchern gegangen und hatte es einfach dabei belassen? Vielleicht hatte mich der Gedanke, dass ich doch auch einmal in der Liebe Glück haben musste, es probieren lassen. Doch wieder hatte ich mich geirrt und nun war der Schmerz der bittere Beigeschmack bei dem Ganzen. In meinem Kopf hatte sich fest der Gedanke verankert, dass Loki mich nicht liebte und doch spürte ich dieses Gefühl, welches mich kurzartig vom Boden hob und mich vor Vorfreude nicht amten ließ. Hoffnung. Wie würde ich es nur jemals schaffen über alles hinwegzukommen? Doch wollte ich das überhaupt noch? Vermutlich könnte ich jetzt auf der Stelle umkehren, zurück nach Asgard gehen und mir dort probieren ein neues Leben aufzubauen und doch würde mich das Alte für immer verfolgen. Mittlerweile kam ich mir ja schon selbst lächerlich vor, wie süß ich mir doch Hoffnungen gemacht hatte. Wie so ein kleines Kind, welches noch nie etwas Böses erfahren hatte, hatte ich mich in seine Arme fallen lassen. Mir war klar, dass es bereits viel zu spät war sich aus diesen wieder zu lösen und doch konnte ich einfach nicht mit dem Gedanken leben, dass es keine Hoffnung für mich gab. Ich kann doch nicht nur gestraft sein! Ist das der Sinn meines Lebens? Einfach unglücklich zu sein?! Ich wollte dieses Glück mittlerweile schon so sehr, sodass ich Angst hatte, ich könnte mich blamieren, denn mein Kopf schaltete einfach jegliche rationale Gedanken ab. Mein Herz und mein Kopf wünschten sich so sehr, dass ich ihm noch nicht so stark verfallen war, damit ich über ihn hinwegkommen konnte und doch wusste ich, dass ich das nicht würde. Jeder Blick in sein Gesicht verpasste mir heiße Stiche in mein Herz und wieder kam diese Atemnot zurück. Genau aus diesem Grund drehte ich mich mit dem Rücken zu ihm, denn ich konnte seinen Anblick nicht mehr ertragen. Es tat so verdammt weh und doch konnte ich in diesem Moment einfach nicht weinen. So lange hatte ich gehofft, dass sich alles erklären würde und ich doch noch das zu hören bekommen würde, was ich mir so sehr gewünscht hatte, doch bewahrheitete sich nichts davon, bis zum Schluss nicht. Ich hatte gemerkt, wie mein Körper alles heruntergefahren hatte, was sonst immer so lebensnotwendig war. Kaum noch spürte ich so etwas wie Hunger oder Durst und auch nach Schlaf schrie mein Körper nicht mehr. Zwar machte sich der Schlafmangel durch starke Kopfschmerzen bemerkbar und auch dadurch, dass ich kraftlos und demotiviert war und doch wollte ich nichts daran ändern. Sobald ich nämlich meine Augen schloss, kamen all die: "Was wäre, wenn...", Fragen zurück, die mich so fertig machten. Dazu malte sich mein Kopf die buntesten Theorien aus, wie ich ihn doch für mich gewinnen könnte und das war eigentlich das schlimmste daran, denn anstatt es einfach sein zu lassen, wollte ich einfach nicht aufgeben und mich damit abfinden. Man könnte mir Loki zeigen, wie er eine andere Frau küsst und ihr sagt, dass er sie liebt und doch würde ich weiterhin hoffen. Ich wusste einfach nicht, was kommen musste, damit ich es endlich aufgab. Zum einen verteufelte ich den Tag, an dem ich ihn kennenlernte und zum anderen war ich diesem Tag dankbar. Die Zeit mit ihm war schön, dass konnte ich nicht verleugnen und doch war das, was danach kam so schlimm, wie es zuvor schön war. Es gab so viele Gründe ihn zu hassen und doch sagte mir jede einzelne Zelle meines Körpers, dass er perfekt war. Für mich wäre er der perfekte Mann zum alt werden gewesen und doch wurde es mir irgendwie nicht gegönnt. Was müsste geschehen, damit ich es endlich aufgeben würde? Wie konnte ich nur an etwas so aussichtslosem festhalten? Das alles schien mich langsam verrückt werden zu lassen und ich wollte mich einfach nur noch ablenken. Ich wollte wegkommen von diesen Gedanken, die mich auf der einen Seite hoffen und auf der anderen Seite durchdrehen ließen. Eigentlich wollte ich die ganze Sache hier nun auch nur noch professionell sehen und doch wusste ich, dass ich nicht einmal das konnte. Es war wie damals, wenn man der Sache mit „nur Freunde sein" zugestimmt hatte, obwohl man genau wusste, dass es einem nur weh tun würde und doch wollte man diese gekränkte Liebe nicht zeigen. Ich war mir immer noch zu Eitel dafür, um ihm zeigen zu können, dass er mich so sehr mit seinem Verhalten verletzte. Ich wollte Loki zeigen, dass es mir egal war, um so selbst nicht angreifbar zu sein und ihn wiederum das fühlen zu lassen, was ich fühlte. Es war als würde sich dein Partner trennen und du dennoch sagst, dass du das gleiche vorhattest, einfach um es für ihn genauso schlimm ausfallen zu lassen, wie für einen selbst. Ich wusste nicht einmal, wie es mir lieber gewesen wäre; wenn wir einfach von Anfang an gesagt hätten, dass es keine Hoffnung gab und somit der Schmerz nicht ganz so schlimm ausgefallen wäre oder so wie es jetzt war. Ich konnte mir diese Frage nicht beantworten und doch merkte ich jetzt erst, wie leid ich es war andere dort mit hineinzuziehen. Ich war einfach allem Leid! Allein der Gedanke, wie er so einfach darüber hinwegkommen würde und man selbst, aber niemals mehr so jemanden findet, wie ihn, ließ mich scharf die Luft einziehen, denn genauso würde es kommen, so kam es immer. Am Ende war man doch die, die sich das Herz hat brechen lassen und für nichts.
Ich hatte immer gedacht man würde irgendwann lernen mit dieser Enttäuschung und diesen Schmerzen umzugehen, doch war das nur wieder so ein naives, kindische Denken, welches ich an den Tag legte. Genau das hatte ihn manchmal so abwertend über mich sprechen lassen und ich verstand nun warum; es war einfach lächerlich.

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