Die Wolkendecke hatte sich zu gezogen und der Regeln prallte hart gegen die Fensterscheiben des Taxis. Ein Donner setzte ein, gefolgt von einem Blitz welcher sich über den gesamten Himmel streckte.
Nachdem ich Sean gesagt hatte wir würden gehen war er stumm aufgestanden, hatte sich verabschiedet und mich dann hinaus begleitet.
Die Luft zwischen uns war hauchdünn und ich musste mich zusammenreißen ihm nicht an die Gurgel zu springen.
Womöglich übertrieb ich, ganz sicher sogar, aber meine Vergangenheit war ein sensibles Thema und ich gewährte nur ungern Fremden den Einblick in mein Leben voller Kummer und Leid.
Ich gehörte nicht zu den Mädchen die ständig kicherten oder lachten. Ich mochte es alleine zu sein, meinen Gedanken nach zugehen und abzuschalten.
Am Hotel angekommen stieg ich ohne etwas zu sagen aus, bezahlte den Fahrer und ging dann mit zügigen Schritten hinein in die warme Lobby da ich schon nach wenigen Sekunden vollkommen durch nässt war.
Das wundervolle Kleid klebte unangenehm an mir, genauso meine Haare. Meine Unterlippe fing leicht an zu zittern als ich mich zu Sean in den Lift stellte, jedoch versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen und biss mir kurzerhand drauf.
Er sah auf, starrte durch die verspiegelten Wände einige Zeit in meine Augen, nur um seinen Blick weiter runter gleiten zu lassen und an meinen Lippen hängen zu bleiben.
Noch fester als zuvor biss ich auf diese, beinah schon gewaltsam da ich mir keine Sekunde der Schwäche erlauben wollte.
Doch er sah die Wahrheit, zog schweigend sein Jackett aus und legte es behutsam um meine Schultern. Als seine Hand ganz sachte meine freigelegte Haut streifte bekam ich eine Gänsehaut und sah ihn aus großen Augen an.
Mein Herz fing an unkontrolliert schnell zu schlagen und innerlich wünschte ich mir jetzt in seinen Armen zu liegen. So absurd es nun mal auch klang, dieser Junge hatte mich in einen Bann gezogen bei welchem ich nicht sagen konnte, ob ich mich losreißen konnte.
Doch das Schicksal, wie Grace es nennen würde, wollte es nicht so. Zwar öffnete er den Mund und wollte etwas sagen, doch im gleichen Moment sprang die Fahrstuhltür auf und ließ uns auseinander fahren.
Beinah schon fluchtartig ging ich schnellen Schrittes auf unser Zimmer zu, schloss die Tür mit zitternden Händen auf und trat ein. Sofort umhüllte mich eine angenehme Wärme und ich hatte schwer damit zu kämpfen kein erleichtertes Seufzen von mir zu geben.
Mich verwirrte die Situation von eben, doch das Szenario zuvor hatte ich nicht vergessen, wieder stieg die Wut in mir.
Ich vernahm wie die Zimmertür mit einem Klicken geschlossen wurde, konzentrierte mich aber weiterhin auf meinen Kleiderschrank aus welchem ich mir einen großen Pullover von Damon und eine Jogginghose nahm.
Währenddessen spürte ich seinen Blick, wie er sich in meinen Rücken bohrte und mich keine Sekunde aus den Augen ließ.
„Starr mich nicht so an.", murrte ich zornig als es mir auf die Nerven ging, drehte mich aber nicht zu ihm.
„Wieso hast du mich die ganze Rückfahrt ignoriert?", stellte er die Frage, die das Fass zum Überlaufen brachte, stock sauer drehte ich mich zu ihm und vernichtete ihn mit meinen Blicken
„Was los ist? Verdammte Scheiße, du bist los!", rief ich aufgebracht und raufte mir das nasse Haar. Schweigend sah er mich an.
„Du hast gelauscht.", stellte er nüchtern fest und scannte mich mit seinem Blick ehe er mir in fest die Augen sah.
„JA! VERDAMMT, JA!", meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme sich leicht erhöhte und lauter wurde.
„So was tut man nicht, Amanda.", für den Hauch einer Sekunde sah ich ihn geschockt an, seine ruhige Tonlage machte mich nur noch wütender.
„Sag du mir nicht was ich zu tun und zu lassen habe! Wer hat dir erlaubt dich in mein Leben einzumischen? Niemand! Verdammt, wenn du Informationen haben willst frag mich und versuch sie nicht von anderen zu bekommen! Wo sind wir denn, im Kindergarten?", meine Lippen pressten sich fest zusammen und ich hatte stark mit mir zu ringen, nicht gleich die Kontrolle zu verlieren.
Anders als bei dem Streit mit meinem Bruder stand ich nicht kurz vor einem Zusammenbruch, stattdessen fühlte ich mich stark und selbstsicher, auch wenn ein kleiner Teil in mir danach schrie einfach weg zu rennen wie ein kleines Kind.
Doch was bildete ich mir da ein, das Leben war nun mal kein Ponyhof. Man konnte nicht vor seinen Problemen davon laufen. Man konnte tagsüber flüchten, sich verstecken und hoffen sie würden einfach verschwinden, aber so war es nicht. Spätestens wenn die Nacht eintrifft, man alleine in seinem Bett liegt und ins Nichts starrt, dann kommen all die Sorgen und Probleme wieder als seien sie nie weg gewesen.
„Ach und wenn ich dich gefragt hätte, hättest du mir etwas gesagt? Hättest du mir erzählt wieso du im Krankenhaus warst? Woher du all diese Menschen kennst? Hättest du?", nun hob sich auch seine Stimme, er schrie nicht, dafür war er noch zu gefasst, jedoch merkte man nun auch ihm an, dass er wütend wurde.
Eine Schläfe aus Zorn ragte auf seinem sonst so schönen Gesicht hervor und seine Kiefermuskeln mahlten, der Rest seines Körpers war angespannt und wie unter Strom gesetzt.
Ein Schnauben entfuhr mir und zischend entgegnete ich: „Wir sind nicht zusammen und werden auch nie zusammen kommen! Das hast du selbst gesagt also verhalt dich nicht so als sei ich dir Rechenschaft schuldig."
Ich wandte mich von ihm ab, wollte ins Badezimmer flüchten als ich am Handgelenk gepackt und herum gerissen wurde.
Ohne die Chance etwas zu sagen oder zu protestieren pressten sich zwei weiche und dennoch raue Lippen auf meine.
Es war keiner der Küsse wie man sie aus den Filmen kannte, nichts mit Zärtlichkeit oder Liebe. Beinah gewaltsam drückten wir uns gegeneinander. Meine Hände vergruben sich in seinem dunklen Haar und zogen ihn noch näher zu mir, während dessen er mein Gesicht mit seinen umrahmte als würde er mich nie wieder los lassen wollen.
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Believe in yourself
Romance»Manchmal fallen Wörter,die man nicht sagen wollte.Manchmal muss man lachen,obwohl es unangebracht ist.Manchmal entsteht ein großer Streit aus einer Kleinigkeit.Manchmal verlassen dich Menschen die du liebst & manchmal fallen Tränen obwohl man sie k...