Träge marschierte ich die Marmortreppe hinunter in die Küche, die Uhr zeigte nicht mal acht Uhr an als ich den Knopf der Kaffeemaschine betätigte.
Meine Füße schmerzten noch immer und bei jedem Schritt den ich machte verbreitete sich ein angenehmes Ziehen in meinem Körper. Das Training war hart. Sehr sogar.
Nachdem wir das Gebäude endlich betreten hatten, zeigte mir Tom all die Räume in denen er Unterricht hatte, danach gingen wir in einen der verspiegelten Säle und fingen an uns an den Stangen aufzuwärmen.
Anfangs war es ungewohnt wieder in die Ballettschuhe zu schlüpfen, sie zu zubinden und dann auf Spitze zu laufen. Trotz dessen war es angenehm und erfüllte mich mit einem Glücksgefühl welches ich nur selten hatte bis jetzt.
Wir hatten erst Grundschritte, dann alte Choreografien und schlussendlich neue Schritte getanzt. Zudem hatten wir zu einem Mix aus unseren Lieblings Liedern geprobt. Auch hatten wir viel geredet und gelacht.
Dabei fand ich sogar heraus, dass meine Nudel in unseren Lockenkopf Harry verschossen war und sich womöglich mehr vorstellen könnte, vorausgesetzt es beruht auf Gegenseitigkeit.
Mittlerweile war ich so wach, dass ich die benötigten Zutaten für den bevorstehenden Kuchen raussuchten konnte. Ich hatte Josh nicht vergessen.
Der kleine Mann hatte heute Geburtstag und war somit offiziell sechs Jahre alt. Gestern hatte ich noch mit seinem Vater telefoniert, geklärt wann ich kommen soll und was er sich wünsche und eins musste man dem kleinen lassen, seine Wünsche waren sehr bescheiden.
Nach und nach sammelten sich auf der Arbeitsfläche immer mehr Lebensmittel und auch meine Motivation setzte ein. Selbst wenn ich nicht Kochen und Backen konnte wollte ich es für ihn versuchen.
Verwirrt sah ich auf die staubige Masse vor mir, ich wusste nicht was ich falsch gemacht hatte nur das ich etwas falsch gemacht hatte. Mit meiner rechten Hand griff ich nach der weißen Substanz und schüttete diese mit in die Schüssel vor mir.
Doch irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass dies ebenfalls falsch war.
„Was tust du da?", fragte eine raue, verschlafene Stimme und riss mich aus meinen Gedanken. Erschrocken fuhr ich zusammen, schleuderte aus Versehen die Schüssel mit der Masse zu Boden und sah dann überfordert zur Tür in welcher Sean stand und sich verschlafen die Augen rieb. Mein Blick wanderte wieder zum Boden und gespielt traurig schob ich meine Unterlippe vor.
„Mein Teig.", schmollte ich und holte Kehrblech und Handfeger um die Sauerei sauber zu machen.
Als alles beseitigt war und ich wieder gerade stand, stellte ich eine frische Schale auf die Ablagefläche und fing erneut an. Zum Glück hatte ich so früh angefangen sonst würde ich noch in zwei Stunden hier stehen.
Gerade als ich wieder zum Zucker griff spürte ich einen heißen Atem in meinem Nacken und versteifte mich ehe ich mich wieder entspannte. Sein angenehmer Duft stieg mir in die Nase und für den Bruchteil einer Sekunde schloss ich die Augen um sie danach geschockt wieder aufzureißen. Angenehmer Duft?
„W-was-", fing ich an zu stottern doch der Kürbis unterbrach mich mit einem kehligen Lachen.
„Du nimmst Salz statt Zucker, Amanda", bei jedem seiner Worte traf sein Atem meinen Hals, sorgte dafür, dass ich eine Gänsehaut bekam und mir die Röte ins Gesicht stieg. Wie peinlich.
Während er das sagte hatte er mir sanft den Behälter mit dem Salz aus der Hand genommen und zur Seite gestellt. Als ich der Meinung war genug Mut zu haben wendete ich mich in seinen Armen, sodass ich nun in seine dunklen Augen sah.
Noch immer wirkte er nicht ganz ausgeschlafen, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ich hab es verstanden Kürbiskopf, die Aktion war nicht wirklich durchdacht!, fuhr ich ihn innerlich an, sagte aber nichts.
„Wieso willst du backen?", fragte er mit seiner rauen Stimme leise, beinah flüsternd und stützte sich mit seinen Händen links und rechts neben mir an der Arbeitsfläche ab.
Erst jetzt merkte ich wie nah wir uns waren und wie schnell mein Herz schlug.
„B-bin zum Geburtstag eingeladen.", sagte ich und starre weiter in seine braunen Augen. Sean nickte, lächelte leicht und beugte sich leicht zu mir vor.
Beinah dachte ich er wolle mich küssen, was er aber nicht tat. An meinem Ohr machte er halt und flüsterte nur für mich hörbar: „Ich helfe dir."
Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass es mich in Gewisser Art und Weise traurig machte das er mich nicht küssen wollte, schlug diesen Gedanken jedoch bei der Erkenntnis sofort aus meinem Kopf und schüttelte diesen leicht um wieder zur Besinnung zu kommen. Als ob ich ihn küssen wollen würde, da gingen lediglich die Hormone mit mir durch.
Verlegen nickte ich und drehte mich wieder in seinen Armen: „Was muss ich machen?", fragte ich leise und konnte sein unterdrücktes Lachen beinah sehen. Es war für ihn sichtlich amüsant mich so unwissend zu sehen.
Sean blieb die ganze Zeit hinter mir stehen während er mir sagte und zeigte welche Zutaten als nächstes kämen. Auch hatte er selbst geholfen indem er den Teig gerührt hatte.
„Wie war das Tanzen gestern?", fragte er mich nach einer Zeit der Stille und der Spott war aus seiner Stimme zu hören. In mir fing an die Wut aufzubrodeln und um ihn nicht gleich anzufahren ballte ich meine Hände zu Fäusten. Wieso musste er nur diesen Moment mit seinem Hohn zerstören?
Wir verstanden uns gerade noch so gut, oder bildete ich mir das nur ein?
„Anstrengend.", entgegnete ich ihm die Wahrheit und zog die Augenbrauen kraus während ich auf einem Punkt ins nichts starre.
„Anstrengend? Tanzen? Das passt nicht einmal ansatzweise zusammen, Amanda. Du solltest lieber anfangen vernünftigen Sport zu treiben.", antwortete er mit einem gewissen Unterton welchen ich nicht deuten konnte.
Schockiert riss ich meine Augen weit auf, sah an mir hinunter und schluckte als ich mich in Lichtgeschwindigkeit erneut heute zu ihm drehte.
„F-findest du mich zu.. zu fett?", meine Stimme zitterte und reine Panik musste wohl in meinem Gesicht gestanden haben, denn Sean schüttelte heftig den Kopf als er mein Gesicht mit seinen großen Händen umfasste und mir besorgt in die Augen sah.
„Sag sowas nie, und ich meine nie, wieder! Du bist wundervoll so wie du bist, hörst du? Ich meine nur.. ach man.. tanzen ist für mich kein richtiger Sport, verstehst du? Ein wenig in Strumpfhosen umher hüpfen. Das kann selbst ich.", erkläre er und ein abfälliges Schnauben entfuhr mir.
Meine Panik wandelte sich in Wut um und böse funkelte ich ihn an: „Du weißt doch nicht mal wie anstrengend es wirklich ist! Für dich ist es nur etwas rein Körperliches nicht? Man muss deiner Meinung nach die Muskeln sehen um es Sport bezeichnen zu können, doch das stimmt nicht! Ballett tanzen ist anstrengender, schwieriger und benötigt mehr Ausdauer als jedes Footballspiel! Danke für deine Hilfe mit dem Kuchen aber ich muss mich jetzt fertig machen!", zischte ich, schubste ihn vorsichtig von mir und griff nach meinem Handy welches auf der Ablage war und ging wütend hoch in mein Zimmer.
Weder wusste Sean was für Schmerzen mit Ballett verbunden waren, noch hatte er je selbst getanzt.
Ich hatte mich umgezogen, den Kuchen fertig gemacht und war nun auf dem Weg zum Krankenhaus wo auch schon der Vater von Josh auf mich warten würde.
Sean hatte ich zu meinem Glück nicht noch einmal gesehen.
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Believe in yourself
Romance»Manchmal fallen Wörter,die man nicht sagen wollte.Manchmal muss man lachen,obwohl es unangebracht ist.Manchmal entsteht ein großer Streit aus einer Kleinigkeit.Manchmal verlassen dich Menschen die du liebst & manchmal fallen Tränen obwohl man sie k...