„Amanda, richtig?", ertönte eine Stimme hinter mir und ließ mich zusammen zucken. Verwundert wer mich hätte ansprechen können drehte ich mich um und sah in ein mir bekanntes und dennoch fremdes Gesicht.
Ich setzte ein Lächeln auf und nickte: „Ben, oder?", entgegnete ich freundlich und nippte an meinem Becher Punsch welchen ich schon seit mehreren Minuten trank und einfach nicht runter bekam.
Mein Bruder stand auf der Tanzfläche und schwang zusammen mit Gwendolyn die Hüften, Harry und Kyle waren bei einer Gruppe von Jungs und unterhielten sich, Jason ist vor einigen Sekunden erst wieder zu seiner Begleitung gegangen und Ethan, meine eigene Begleitung, stand weiter abseits und redete angeregt mit Natascha.
„Höchstpersönlich, bist du nur Begleitung oder ebenfalls Abgängerin?", erkundigte er sich interessiert und lehnte sich an die Wand hinter ihm.
„Abgängerin, dauert aber immerhin noch ganze drei Monate.", antwortete ich ihm und ließ mein Blick wieder durch die Massen wandern.
Natascha winkte mir zu als mein Blick auf ihr landete und ein Schmunzeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Seitdem sie sich auf der Abschlussfahrt von Chantal und Bianca abgeseilt hatte war sie tatsächlich netter geworden und hatte neue Freunde gefunden.
Kurz winkte ich zurück ehe ich mich wieder zu Ben umdrehte und ihn einige Sekunden einfach ansah: „Was machst du eigentlich hier?", rutschte es mir ungewollt heraus und automatisch kniff ich meine Augen fest zusammen. Wieso musste ich immer so neugierig sein?
„Bin Begleitung.", grinste er schief und zog mich am Handgelenk auf die Tanzfläche so wie es auch Ethan zuvor einige Male getan hatte, jedoch war meine Motivation gleich null weshalb ich auch keinen wirklichen Grund darin sah mich zu bewegen.
Überrascht sah ich den brünetten jungen Mann mit den grau-blauen Augen an: „Ach, von wem?", harkte ich neugierig nach und legte aus Gewohnheit meine Arme um seinen Nacken.
„Ich weiß nicht ob du sie kennst, sie heißt Lucy.", wie aufs Stichwort verspannten sich all meine Muskeln und ich blieb stocksteif stehen. Es war nicht mehr wie zu Anfang zwischen uns wo wir uns mieden und versuchten Gespräche zu umgehen, dennoch wusste ich noch immer nicht wie ich mit ihr umgehen sollte.
Schwer schluckend blickte ich hinauf in seine Augen ehe ich leicht nickte: „Ich kenne sie.", gab ich ihm zu verstehen und entspannte mich wieder etwas. Ben konnte nichts für das Verhältnis zwischen mir und Lucy weshalb ich ihn auch daraus halten sollte.
Wir redeten einige Zeit über belanglose Dinge ehe ich an der Schulter angetippt wurde und einen Blick über meine Schulter warf um den Übeltäter zu sehen der meine Unterhaltung mit Ben störte. Es war eine der Kleinigkeiten die ich nicht ausstehen konnte, wenn ich mit jemanden redete wollte ich nicht gestört werden.
„Kürbiskopf.", stieß ich die angehaltene Luft aus und spürte wie sich meine Pupillen bis aufs äußerste weiteten.
Er war doch da!, dachte ich mir paralysiert und starrte in die schokoladenbraunen Augen meines Mitbewohners.
„Ich schlag ab, Kumpel.", sagte der Typ der mich tag täglich mehr verwirrte zu meinem Tanzpartner welcher mir zuzwinkerte und sich von mir löste.
„Ich schätze ich bin von nun an nicht mehr gebraucht. Es war schön dich mal wieder zu sehen, Amanda!", verabschiedete sich der Kerl den ich nachts beim Tanzen kennengelernt hatte mit einem Grinsen auf den Lippen.
Ohne es bemerkt zu haben hatten sich die Hände von Sean auf meine Hüften gelegt und mich an sich gezogen. Erschrocken hielt ich die Luft an, wann waren wir uns zuletzt so nah?
„Entspann dich, nur dieser eine Tanz.", hauchte mir der Kürbis ins Ohr und verursachte eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper, sodass sich die Haare in meinem Nacken aufstellten.
Doch statt ihn von mir zu stoßen, ihn an zu brüllen, dass ich nicht seine Marionette sei und er aufhören sollte sich ständig von mir abzuwenden um am Ende doch wieder näher zu kommen, legte ich meine Arme wie zuvor bei Ben um seinen Nacken und schaute wie in Trance zu ihm auf.
Seine dunklen Augen hatten ein gewisses Glänzen welches ich nicht zu ordnen konnte. Mit dem Takt den die Musik vorgab fingen wir an uns zu bewegen, ohne noch etwas zu sagen. Wieso er bei mir und nicht bei seiner Begleitung war wunderte mich zunehmend.
Einige Zeit verging in der wir einfach dort standen, uns leicht im Rhythmus wiegten und ansonsten schwiegen. Doch trotz dessen, dass ich mich in seinen Armen wohl fühlte löste ich mich von ihm.
„Du solltest nicht hier mit mir stehen und tanzen wenn irgendwo in dieser Menschenmasse deine Begleiterin steht und wartet.", mit diesen Worten drehte ich mich um, ging auf Ethan zu welcher noch immer mit Natascha redete und teilte ihm mit, dass ich nun gehen würde.
Zwar war er überrascht, dass ich schon gehen wollte, akzeptierte es aber und bat mir an mich nach Hause zu fahren. Dankend lehnte ich sein Angebot ab und verabschiedete mich.
Zu meinem Glück fuhr ein letzter Bus und brachte mich zu der Haltestelle wo ich aussteigen musste um zu mir zu gelangen.
In meinem Zimmer angelangt schlüpfte ich aus dem blauen Kleid und den schwarzen Pumps, zog mir meine weite Jogginghose und ein Shirt von Damon an und kuschelte mich in mein warmes Bett.
Meine Hand glitt zu der obersten Schublade meines Nachtschrankes und wühlte in dieser herum bis ich fand was ich suchte. Das Foto welches Grace mir überlassen hatte.
Ich kugelte mich in Embryo-Position zusammen und sah auf das Bild hinab was vor genau neun Jahren gemacht wurde. Meine Fingerkuppen strichen leicht über den zerknitterten Rand und verbittert presste ich die Lippen aufeinander.
Wie sehr ich meine beiden Freunde vermisste war kaum in Worte zu fassen.
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Believe in yourself
Romance»Manchmal fallen Wörter,die man nicht sagen wollte.Manchmal muss man lachen,obwohl es unangebracht ist.Manchmal entsteht ein großer Streit aus einer Kleinigkeit.Manchmal verlassen dich Menschen die du liebst & manchmal fallen Tränen obwohl man sie k...