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Die Nadel welche sich in meine Haut bohrte und die Monitore neben mir nicht beachtend, trennte ich mich von den Schläuchen. Erinnerungen vor meiner Bewusstlosigkeit fluteten meine Gedanken während sich meine Beine über den Rand des Krankenbettes schwangen.

Japsend nach Luft, weil jeder Schritt den ich tat schmerzte, stützte ich mich an den Wänden, am Gestell des Bettes oder an der Kante des Tisches. Nichts und Niemand würde mich von meinem Vorhaben abhalten können.

Der Schmerz wurde zur neben Sache als ich das kühle Metall der Türklinke ergriff und hinunter drückte. Meine Schritte hallten an den sterilen Wänden zurück, echoten und sorgten für einen dröhnenden Druck auf meinen Ohren.

Suchend sah ich mich um, ehe ich einfach drauf los lief. Irgendwo musste er sein, in irgendeinem Zimmer musste er liegen.

Ein ungutes Gefühl packte mich neben all den negativen Empfindungen und meine Füße trugen mich schneller, und schneller, und immer schneller.

Mir war es egal wie mich die Menschen ansahen als ich an ihnen vorbei lief. Mir waren die Schmerzen egal, genauso wie das zuschnürende Gefühl meiner Brust.

Ich stieß mit all meiner verbliebenen Kraft die schwere Tür auf, gelangte in den Bereich in den ich wollte und wurde auch sogleich von vielen der hier tummelnden Leute komisch angesehen.

Mein Atem überschlug sich, mein Herz zog sich krampfhaft zusammen und mein gesamter Körper setzte sich in einen Zustand den ich nicht beschreiben konnte.

Tränen liefen mir die Wange hinunter während ein lauter, fast schon animalischer Schrei meine Kehle verließ und meine Lunge versuchte wieder zu Sauerstoff zu kommen.

Meine Sicht verschwamm immer mehr währenddessen meine Schreie immer lauter, dröhnender und unerträglicher wurden. Eine Schwester versuchten mich zu beruhigen, bekam Schläge, Tritte und Bisse ab, so als sei ich ein tollwütiges Tier was nicht mehr zu zähmen war.

Sie eilte davon, ließ mich zurück, sodass ich nun vollkommen alleine auf dem weiten, kalten Gang war. Auf meine Knie sackend fing ich an zu schluchzen, vergrub mein Gesicht hinter meinen Händen und wollte weg, einfach raus aus diesem Gefängnis, aus dieser Hölle.

Mein zitternder Körper rollte sich auf dem Boden zusammen, meine Arme umschlungen meine Beine und zitternd bewegte ich mich vor und zurück, soweit dies möglich war im Liegen.

Die eisige Kälte die der Boden unter mir abgab war unwichtig, nichts Nennenswertes im Gegensatz zu dem was sich in mir drin abspielte. Eine Barrikade zog sich in mir auf, schirmte mich von all dem ab was mir Kummer und Sorgen bereitete und ließ mich nur am Rande meiner Wahrnehmung mit bekommen, wie mehrere Personen auf mich zu eilten.

Sanft wurde ich an der Schulter gepackt, allein diese Berührung ließ mich qualvoll aufschreien. Von niemand wollte ich mehr berührt werden, außer es sei mein Bruder. Mein Held.

Er hatte einen einzigen Fehler begannen von dem er nicht einmal wusste das er existierte. Er konnte mich nicht verlassen, nicht jetzt, nicht so. Ich brauchte ihn doch, er war mein Fels in der Brandung, mein Anker und der Mensch der mich aufbaute wenn ich am Boden war.

Schreckliche Dinge hatte ich ihm an den Kopf geworfen, Dinge die er nicht verdient hatte. Damon hatte mehr mitgemacht als sein Herz verkraften konnte und dennoch war er immer für mich da gewesen, hatte mir Halt gegeben und mich gestützt während ich nicht einmal mit mir selbst klar kam.

Die Person, der Mensch den ich nicht identifizieren konnte, richtete mich auf, hob mich hoch und trug mich davon. Meine Schreie wurden wieder lauter, mein Widerstand stärker und der Schmerz unterhalb meiner Brust stechender.

Meine Fingernägel, die sich brennend in meine Haut kniffen und diese zum Reißen brachte, sorgten dafür, dass mir das Blut die Hände hinab rinn. Auch breitete sich der metallige Geschmack in meinem Mund aus während ich die panischen Rufe, versuche mit mir zu sprechen, nur gedämpft vernahm.

Ein stechendes Beißen durchfuhr meine Wange was mich stocken und aufblicken ließ, immer noch die Augen feucht von den unzähligen Tränen die sich aus ihnen stahlen.

„Amanda! Hörst du mich?", fragte eine Stimme und wedelte vor meinem Gesicht umher. Der Schleier der sich auf meine Netzhaut gelegt hatte verschwand, wenn auch nicht ganz, und ließ mich zumindest erkennen, dass es Phil war welcher vor mir hockte.

„KIRSCHKERN!", schrie er laut und veranlasste so, dass mein Körper welcher sich so stark verspannt hatte, dass ich kaum noch etwas spürte, entspannte. Leere flutete meine Wehnen, Adern und Blutgefäße und ich fiel in eine Art Rausch. Ein Rausch der Benommenheit und der Geistesabwesenheit.

„Was ist mir ihr?", hörte ich eine sorgenvolle Stimme fragen, konnte sie aber nicht zuordnen. Meine Konzentration galt einzig und alleine dem Mann vor mir. Dem einzigen Mann der mir in dieser Situation helfen konnte.

„Ich werde dir eine Spritze geben, hörst du Amanda? Du wirst einschlafen, aber keine Angst, dir wird nichts passieren. Du bist ein starkes Mädchen! Wenn du aufwachst werden wir zu Hause sein.", mit diesen letzten Worten rammte er mir eine Spritze in die Haut und ließ mich aufwimmern ehe ich erneut das Bewusstsein verlor.


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