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Der blaue Stoff betonte wie schon das rosa Kleid in London meine kleine Oberweite und der goldene, schmale Gürtel verlieh meiner Taille die gewisse Betonung. Leicht flatterte das Material über meine Hüften und auch wenn ich kein Fan von Kleidern war, so gefiel mir dieses wirklich gut.

Meine Naturlocken legte ich mir auf eine Seite und ließ sie locker über meine Schulter fallen, zu faul um sie irgendwie kunstvoll hoch zu stecken.

In den schwarzen Pumps stolzierte ich die Treppe hinunter in die Küche wo mein Bruder in einem schicken Anzug an der Theke lehnte und auf seine Begleitung wartete.

„Du siehst schön aus.", lächelte er nachdem er mich ausgiebig gemustert hatte und sah zugegebenermaßen ziemlich stolz aus.

Gerade als ich etwas entgegnen wollte hörten wir das Klackern von Absätzen und drehten uns in die Richtung aus der die Geräusche kamen. Gwendolyn betrat den Raum in einem Traum aus Grün.

Ihre Augen strahlten aufgeregt und nervös biss sie sich auf die Unterlippe als sie sich einmal um die eigene Achse drehte. Im Gegensatz zu meinem Kleid war ihres bis zu den Knöcheln lang und ihr zierlicher Körper wurde in einem Haufen von Tüll gewickelt.

„Wow.", brachte mein Bruder sprachlos hervor und vergaß vollkommen das ich da war denn innerhalb weniger Schritte war er bei ihr angelangt und presste seine Lippen auf ihre.

Anfangs überrascht und dann hin und weg erwiderte sie seine Geste und mit einem Lächeln auf den Lippen sah ich aus dem Fenster um ihnen Privatsphäre zu lassen. Außerdem wollte ich nicht dabei zu sehen wie mein Bruder seine Freundin ableckte.

Als ich aus Paris kam hatte ich es erfahren, wie erwartet lief schon des längeren etwas nur hatte sich niemand von ihnen getraut den nächsten Schritt zu wagen. Damon hatte besonders vor meiner Reaktion Angst und befürchtete auch, dass ich es nicht gut heißen würde.

Dass ich ihnen nur Kopfschüttelnd zu gegrinst hatte und einfach in mein Zimmer verschwunden bin hatte sie dann wohl doch etwas überrascht.

Das Klingeln der Tür riss mich aus meinen Gedanken und schnellen Schrittes gelangte ich an den Eingang des Hauses um diesen mit einem Lächeln zu öffnen.

Der schwarzhaarige welchen ich anfangs nicht ausstehen konnte sah mich aus seinen großen braunen Augen an und grinste schief: „Meine Dame.", begrüßte er mich und zog hinter seinem Rücken eine durchsichtige Schachtel hervor.

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich auf die Blumen Corsage fürs Handgelenk hinab und konnte nicht verhindern, dass sich meine Mundwinkel hoben: „Also ein Romantiker?", scherzte ich und trat zu meiner Begleitung für den Abend hinaus in die Kälte.

Zuvor zog ich mir noch meinen schwarzen Mantel an und rief eine laute Verabschiedung durchs Haus. Spätestens in zwei Stunden würden wir uns in der Turnhalle der Schule wiederfinden.

„Wenn ich schon eine so schöne Begleitung haben darf, muss ja wohl alles märchenhaft ablaufen!", schnaubte Ethan empört und öffnete die kleine Schatulle um das Gestik heraus zu heben.

Eine weiße Lilie saß in der Mitte, umrundet von grünen Blättern und Halmen. Mein Schulkamerad nahm mein Handgelenk und rollte vorsichtig das Perlenarmband über meine Hand um es anschließend stolz zu betrachten.

„Wieso eine Lilie?", fragte ich nach einiger Zeit des Schweigens und harkte mich bei ihm unter damit wir zu seinem Auto gehen konnten. Mit den Schultern zuckend sah er weiterhin nach vorne.

„Sie hat etwas Majestätisches und steht unter anderem für die Reinheit des Herzens.", entgegnete er und öffnete mir die Beifahrertür. Erstaunt sah ich ihn an, woher wusste er das?

„Wirst du jetzt zum Poeten?", harkte ich schmunzelnd nach als er sich auf den Platz neben mir nieder ließ und sich anschnallte. Ein Lachen verließ seine Kehle.

„So schön dies auch wäre, die ältere Dame aus dem Blumengeschäft hatte mir einen Vortrag über sämtliche Blumen gehalten damit ich auch ja die richtige kaufe.", seufzend startete er den Motor und mein Blick glitt aus dem Fenster.

Prachtvoll war die Turnhalle geschmückt. Überall hingen Girlanden, Luftballons und Plakate mit einem Haufen von Glitzer drauf. Neben dem Eingang war ein Bogen mit verschiedenen Blüten aufgestellt worden wo man sich fotografieren lassen konnte.

„Ich will nicht!", nörgelte ich als mich der große Kerl neben mir zu der Stelle zog wo wir stehen müssten um die perfekte Position für das Foto zu haben. Ich hasste es Bilder von mir machen zu lassen.

„Komm schon Amylein! Es ist unser Abschluss, an irgendwas müssen sich doch unsere Enkelkinder schlapp lachen können.", ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten zog er mich so an sich, sodass ich mit dem Rücken an seiner Brust lehnte und in die Kamera sah.

Mit einem, wenn auch gezwungenen, Lächeln wartete ich auf das Blitzlicht welche nach kurzem warten auch kam. Schneller als man hätte Fahrradkette sagen können war ich auch schon wieder weg von dem Fleck, dicht gefolgt von Ethan.

Wir positionierten uns an dem riesigen Buffet und beobachteten einige Zeit seelenruhig die anderen Schüler aus unserem Jahrgang. So sollte also alles Enden?

Die Schule war womöglich kein schöner Ort, dennoch verband ich selbst nach so kurzer Zeit schon vieles mit ihr. Sei es mein Umzug hierher, die anfängliche Hassfreundschaft zwischen mir und Ethan oder das aufeinander treffen von mir und Lucy.

„Woran denkst du?", erschrocken drehte ich mich nach rechts wo meine Begleitung stand und weiterhin in die Masse sah als würde er etwas suchen, es aber nicht finden.

„Daran, dass nun alles enden wird. Wir werden viele von diesen Menschen nie wieder sehen, unsere eigenen Wege gehen und kaum noch an diese Zeit zurück denken.", gab ich seufzend meine Gedanken bekannt und lehnte mich etwas an ihn heran da ich schon jetzt erschöpft war.

Einige Stunden vergingen, die Feier die zu Anfang noch ziemlich öde war hatte sich zu einem einzigen durcheinander entwickelt und mit jeder Sekunde wünschte ich mir mein Bett immer mehr. Es war schön, keine Frage, aber viele meiner Mitschüler waren schon beschwipst.

Ethan welcher mich dieses Mal nicht einmal aus den Augen gelassen hatte zog mich an der Hand zur Tanzfläche und legte seine Hände auf meine Hüften. Ich wusste nicht was es war, aber es fühlte sich falsch an.

Natürlich war diese Verabredung rein Freundschaftlich, dennoch wollte ich in diesem Moment nicht mit Ethan sondern mit Kürbiskopf hier stehen. Eng umschlungen und von der Musik begleitet.


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