Wochen waren vergangen und der Alltag trat wieder ein.
Nachdem ich mir dutzende Male die ellenlangen Briefe durchgelesen hatte, war ich schlussendlich doch aufgestanden, hatte die Briefe in eine Tasche getan und war wieder ins Krankenhaus, wo alle Anwesenden in dem anliegenden Café saßen und stumm Löcher in die Luft starrten.
Wie erwartet waren sie alle in Tränen ausgebrochen als jeder für sich seinen Brief las und innerlich sträubte ich mich ihnen von ihrem letzten Wunsch zu erzählen. Schlussendlich tat ich es dann doch und teilte den anderen ihren niedergeschriebenen Traum mit.
Anfangs waren sie schockiert und wollten es nicht wahr haben, jedoch hatte ich, so sanft es nun mal ging in solch einer Situation, auf sie eingeredet.
Als dies dann fertig war und sich auch Marta, die Mutter von Grace, ausdrücklich für ihre Feindseligkeit entschuldigt hatte, war ich zurück ins Hotel gekehrt und fing an meine große Reisetasche zupacken.
Wie dem auch sei waren Kürbiskopf und ich am nächsten Tag wieder Heim geflogen wo uns schon ein fröhlicher Harry am Flughafen erwartete.
Seit dem waren nun ganze sieben Wochen vergangen, Sean redete nur das Nötigste mit mir was mich zugegebenermaßen nicht sonderlich störte, auch wenn ich ab und zu gerne seine Stimme gehört hätte.
Tom und ich fingen an einer Schrittfolge zu arbeiten und hangen uns richtig hinein. Aus mir unbekannten Gründen war es ihm sehr wichtig, dass wir diesen Tanz perfekt ausführen konnten, und da ich mich sowieso versuchte abzulenken von den Gedanken an Grace und auch an den Kuss, ließ ich es einfach über mich ergehen.
Zu Josh war ich weiterhin jeden Mittwoch gefahren während ich mich mit Gwendolyn zugegebenermaßen so oft wie möglich traf.
Mittlerweile hatte ich mich auch wieder an die Schule gewöhnt und so fing die Zeit an, in der man in den Unterrichtsstunden alles für die Abschlussprüfungen lernte.
Maria konnte noch immer ihre gehässigen Kommentare nicht unterlassen, währenddessen mich Lucy immer nur flehend und verzweifelt ansah. Zu den Jungs, Jason und Ethan, hatte ich eine komische Art von Bindung aufgebaut.
Während des Unterrichtest saßen wir in all unseren gemeinsamen Kursen zusammen, die Pausen dagegen gingen wir uns gepflegt und bewusst aus dem Weg. Ab und zu hatte ich mich auch mal mit einem von den beiden getroffen, doch des Weiteren war nicht viel vorgekommen zwischen uns.
Gerade schlüpfte ich in meine Schuhe als das Haustelefon anfing zu klingeln und ich die Treppe hinunter lief, die Jungs waren wie jeden Samstag beim Training und somit war ich alleine zu Hause.
„Hallo?", fragte ich einsilbig in die Leitung und hörte wie jemand nach Luft schnappte. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und starrte auf einen der Bilderrahmen die an der Wand hingen.
Auf dem Bild waren die Jungs zusehen, alle in Fußballtrikots und jeder mit einem Ball unter dem Arm geklemmt. Alle vier grinsten breit in die Kamera und wirkten vollkommen unbeschwert.
Jedoch musste dieses Bild schon eine halbe Ewigkeit her sein da sie noch sehr jung, schätzungsweise zwei-drei Jahre jünger, aussahen.
„Wer ist da?", riss mich eine Mädchenstimme aus meinen Gedankengängen und erst jetzt fiel mir auf, dass ich noch immer das Telefon an mein Ohr presste.
„Amanda. Amanda Adams. Wie kann ich Ihnen helfen?", antwortete ich höflich und spielte geistesabwesend mit einer meiner braunen Locken die aus meinem Zopf fiel. Damals hatte mir immer Damon Zöpfe geflochten und mir durch die Haare gestrichen.
„Sean Rosewood, ist der da?", die Stimme der Unbekannten wurde distanzierter und beinah hätte ich gedacht ich rede gegen eine Wand.
„Nein, tut mir leid. Soll ich ihm etwas ausrichten?", harkte ich weiterhin formell nach und betete innerlich, dass dieses Gespräch endlich aufhörte.
Ohne, dass die Stimme noch etwas sagte war die Leitung tot und perplex nahm ich den Hörer vom Ohr weg.
Was war das?, fragte ich mich innerlich, verschwendete jedoch keinen weiteren Gedanken daran und schnappte mir meine Sporttasche.
Außer Atem kam ich vor dem Tanzsaal an und atmete tief durch ehe ich die Tür aufstieß und eintrat. Sofort lag der tadelnde Blick von Tom auf mir, jedoch grinste er gleichzeitig was mich schmunzeln ließ.
„Können.", grinste ich und fing an mich aufzuwärmen.
Nachdem ich auch damit fertig war stellten oder besser setzten wir uns auf unsere Positionen und lauschten den sanften Tönen der Musik.
Mit jedem Takt fing ich mehr an mich zu bewegen, die Melodie in mich aufzunehmen und mich nur noch auf die Musik zu konzentrieren.
Auch Tom ging es nicht anders da er ebenfalls anfing die geübten Schritte zu tätigen und in seiner eigenen Welt zu versinken.
Erst als wir anfingen miteinander zu Tanzen wurde aus zwei Welten eine.
Blindes Vertrauen war zwischen uns zu spüren bei jedem Schritt welchen ich nutze, welchen er tätigte oder den wir machten.
Auch als ich von weiterer Entfernung einfach in seine Arme sprang hatte ich keine große Angst zu fallen.
Und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich Tom mehr vertraute als mir je bewusst war. Natürlich, ich wusste ich könne ihm vertrauen, er würde fast alles für mich geben und wenn es drauf an kommt hinter mir stehen, jedoch hatte ich ihn bis dato noch nie beim Tanzen an mich ran gelassen.
Möglicherweise lag es immer noch daran, dass ich mit dem Verlust von Grace nicht so klar kam wie gedacht und beide wussten wir, dass es mir auch nicht ähnlich sah, sagen taten wir beide jedoch nichts als das Lied und somit auch der Tanz endete.
Stattdessen fingen wir an über belanglose und unwichtige Themen zu reden. Nebenbei tranken wir ein wenig ehe wir uns in den Umkleiden frisch machten und das Studio schon wieder verließen.
Mein bester Freund wollte schon die Richtung einschlagen in der ich wohnte als ich ihm am Handgelenk packte und den Kopf schüttelte: „Das Tattoo-Studio ist in der andere Richtung."
DU LIEST GERADE
Believe in yourself
Romance»Manchmal fallen Wörter,die man nicht sagen wollte.Manchmal muss man lachen,obwohl es unangebracht ist.Manchmal entsteht ein großer Streit aus einer Kleinigkeit.Manchmal verlassen dich Menschen die du liebst & manchmal fallen Tränen obwohl man sie k...