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Meine Beine waren auf dem breiten Fenstersims angewinkelt während mein Rücken an der Wand lehnte und mein Blick in die Ferne glitt.

Die Geschichte des kleinen Josh fesselte mich auch wenn es ungewollt war.

Die Zimmertür öffnete sich und wie in Trance sah ich auf, ging zu meinem Bett auf welchem meine Tasche lag und anschließend in die Mitte des Raumes wo ich stehen blieb und den Kopf schief legte.

„Se-", fing ich an, wurde jedoch stumm unterbrochen als sich zwei starke Arme um mich schlangen und mich fest an eine harte Brust pressten.

Mir stieg sein unverkennbarer Duft in die Nase und wie benebelt legte auch ich meine Arme um seine schmale Taille um sie bei seinem muskulösen Rücken zu verschränken.

Geborgenheit, schoss es mir durch den Kopf als ich mein Gesicht an seine Brust schmiegte welche sich unregelmäßig hob und senkte.

Sein Gesicht vergrub er in meiner Halsbeuge und ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut was dafür sorgte, dass ich eine Gänsehaut bekam.

Mein Herz raste unkontrolliert so wie es sich eigentlich nicht gehörte und automatisch fragte ich mich, was dieser Kerl mit mir machte.

Als ich merkte wie seine Atmung sich normalisierte und sein Herzschlag sich ebenfalls wieder anpasste lockerte ich meinen Griff um ihn nicht.

Das Gefühl was er mir gab löste in mir Gefühle welche ich zuvor noch nie gespürt hatte aus und meine Haut prickelte angenehm dort wo er mich berührte.

„Jag mir nie, nie wieder solche Angst ein.", flüsterte er an meine Haut und ich konnte mir ein kleines Lächeln nicht verkneifen als ich mich schlussendlich doch aus der Umarmung löste und zu ihm aufsah.

„Hat sich da jemand Sorgen gemacht?", neckte ich den gut aussehenden Mann vor mir welcher mich nur ansah und leicht den Kopf schüttelte.

„Selbst wenn, was würdest du dann tun?", stellte er die Gegenfrage mit welcher ich nicht gerechnet hätte. Gedankenverloren sah ich ihn an.

Sein Drei-Tage-Bart hatte sich wieder leicht angesetzt und seine dunklen Augen funkelten mich Lebensfroh an. Mein Blick fiel auf seine vollen Lippen und seine hohen Wangenknochen.

Gab es etwas was dieser Junge nicht hatte?

„Ich weiß es nicht...", gab ich murmelnd zu und griff zu Boden wo meine Tasche bei unserer innigen Umarmung gelandet war.

Sean lachte kurz rau auf ehe er mir meine Tasche abnahm, mich an der Hand nahm und mich mit sich zog: „Dass ich das nochmal erlebe! Amanda Adams sprachlos!"

Als mir bewusst wurde wie wir hier rum liefen stieg mir die Röte ins Gesicht und die Blicke der anderen Menschen wurden mir bewusst.

Mit Sicherheit dachten diese sich wir seien ein junges, verliebtes Paar.

Bei dem Gedanken daran musste ich zugegebenermaßen schmunzeln, ich und Sean? Ein Paar? Ein Liebespaar? Unwahrscheinlich.

An seinem schwarzen Skoda angekommen öffnete er mir Gentleman-Like die Beifahrertür worauf hin ich in seinen Wagen stieg und mich anschnallte. Währenddessen schloss er die Tür, ging zum Kofferraum wo er meine Tasche verstaute und stieg dann auf der anderen Seite ein um den Motor zu starten.

„Hunger?", fragte der Kürbis mich plötzlich und wie ertappt sah ich nach vorn als ich merkte wie ich ihn angestarrt hatte.

„Ein wenig.", nuschelte ich verlegen und strich mir eine der herausgefallenen Strähnen hinters Ohr.

Verdammt bekomme ich bald meine Tage oder was ist los?, dachte ich mir und sah aus dem Fenster.

Angenehmes schweigen erfüllte den Hohlraum des Wagens und ich kam nicht drum rum einige Male aus dem Augenwinkel zu Sean zu sehen.

Dieser saß auf der Fahrerseite und konzentrierte sich ganz auf die Straße vor ihm. Beinah dachte ich sogar er würde mich ausblenden.

„Wieso Kürbis?", brach er nach einiger Zeit des Schweigens die Stille und sah kurz zu mir rüber ehe er wieder nach vorn blickte.

Irritiert sah ich zu ihm und fragte: „Was?"

Ihm entfuhr ein raues Lachen was meine Nackenhaare sich aufstellen ließ. Trotz dessen blieb ich stur und sah weiterhin zu ihm rüber um auf eine Antwort zu warten.

„Du nennst deinen Bruder Kartoffel, deinen besten Freund Nudel und mich Kürbis. Wieso?", erläuterte er seine Frage und nun verstand auch ich und konnte ein Grinsen nicht verhindern.

„Einfach.. so. Es gibt keinen richtigen Grund.", entgegnete ich und lehnte mich etwas weiter in den weichen Sitz hinter mir.

Kürbiskopf nickte stumm, fuhr auf eine Raststätte mit anliegendem Restaurant und hielt dort.

„Madame, wenn ich sie bitten dürfte.", sprach er formell und deutete mir aus zusteigen was ich auch tat.

Zusammen betraten wir das Lokal und schon umhüllte uns eine angenehme Wärme. Ein älterer Mann, schätzungsweise ende sechzig trat aus einem der Personalräume und strahlte uns an.

„Ach Hallo und Herzlich willkommen! Wie kann ich dem Paar behilflich sein?", lachte er fröhlich und trat hinter den Tresen.

„Wir sind nicht zusammen.", entfuhr es mir und dem Kürbiskopf gleichzeitig was den alten Mann auflachen ließ.

„Ejejej! Noch nicht meine Lieben, noch nicht! Aber wenn ihr heiraten solltet, Kinder, dann will ich eine Einladung!", verwundert über seine Direktheit sah ich ihm dabei zu wie er mit einem Tuch über den Holztisch wischte und uns weismachte wir sollen uns setzen.

Wir gingen gar nicht erst weiter auf seinen Kommentar ein und sahen uns nachdenklich die Speisenkarte an. Leider musste ich sagen, sie hatten hier wirklich leckere Sachen, auch wenn ich nicht sehr fiel aß.

„Michael! Kein Wunder das wir kaum Gäste haben, du vergraulst sie ja immer!", ertönte plötzlich eine Stimme und aus der angrenzenden Küche trat eine zierliche ältere Dame welche auf den Mann namens Michael zuging.

„Aber Liebling-", fing er an und wollte sich verteidigen doch die hübsche Frau drückte ihm liebevoll einen Kuss auf die Wange und unterbrach ihn.

„Nein. Einfach nein, Schatz.", lachte sie und sah nun zu uns. Auf ihrem schon faltigen Gesicht breitete sich ein warmes lächeln aus und wie aus dem Nichts sah sie schon viel jünger aus.

„Es tut mir leid, mein Mann kann ziemlich direkt sein. Was möchtet ihr denn Essen?", wechselte sie das Thema und höflich sagten wir ihr, was wir essen wollten.

„Also.. was war gestern los?", fragte mich der Kürbis und trank einen Schluck von seinem Kaffee welchen er soeben bekommen hatte.

„Ich weiß nicht was du meinst.", entgegnete ich abweisend und erntete ein spöttisches schnauben.

„Verarschen kann ich mich selbst, Amanda! Wieso habt ihr euch gestritten?", man merkte schon jetzt wie in seiner Stimme ein leichter genervter Unterton mit schwang.

„Er hat eins meiner Tattoos gesehen.", murmelte ich und fuhr mir müde übers Gesicht.

„Du und Tattoos?-", fragte er verblüfft und sah mich aus großen Augen an, „-Ich hab noch nie eins gesehen."

„Sean, nur weil man etwas nicht sieht, heißt es nicht es ist nicht da. Manchmal muss man nur genauer hinsehen."

Damit fiel das Thema. Ihm reichte meine Antwort anscheinend und mehr hätte ich ihm auch nicht gegeben.

Als wir nach Hause fuhren war es still im Auto und in der Küche erwarteten uns schon Kyle, Harry und Tom welche sich anscheinend prächtig amüsierten. Dabei entging mir nicht der verträumte Blick von Harry an Tom.

„Morgen Training? Müssen dich wieder etwas in Form bringen.", meinte mein bester Freund als wir in meinem Zimmer ankamen und uns aufs Bett fallen ließen.

„Ja.", antwortete ich und so redeten wir noch einige Zeit weiter bis ich am Abend einschlief.

Believe in yourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt