Meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an und ich kämpfte mit der Angst nicht einfach zu flüchten als ich durch das kleine Glasfenster der Tür sah und die Bühne erblickte. Ein Mädchen welches eine perfekte Schrittfolge vorlegte fing bitterlich an zu weinen als die Musik endete und sie ihre Kritik bekam.
„Miss Amanda Adams?", rief eine schrille Stimme den überfüllten Gang hinunter und ließ mich aufblicken. Schnell und unsicher lief ich auf die Frau zu welche ihre Haare streng und sorgfältig zurück gebunden hatte. Das Kleid welches ich trug wehte dabei leicht umher.
„Sie sind als nächste dran.", informierte mich die ältere Frau mit erhobenen Kinn und widmete sich anschließend den anderen Anwesenden. Mein Herz rutschte mir in die Hose, wobei ich nicht einmal eine trug und ich bekam plötzlich ganz schlecht Luft.
Dennoch, obwohl mir unwohl bei der Sache war, marschierte ich auf die schwere Metalltür zu, öffnete sie leise und trat in den hinteren Bereich der Bühne, von wo aus ich letzte Wortfetzen mit bekam, sie aber gepflegt ignorierte.
Als das blonde Mädchen, welches bis eben noch getanzt hatte, an mir vorbei lief, war es mein Stichwort auf die Bühne zu treten was ich auf zögerlich tat. Das grelle Licht der Beleuchtung blendete mich und verhinderte so, dass ich die Juroren sah.
Erst nach einigen Minuten wo ich einfach so in der Mitte des Raumes stand, bekam ich meine Sicht wieder und konnte zumindest Silhouetten erkennen. Es waren vier, einer Person von ihnen war ich bereits begegnet. Dennis Johnsen McCayn.
Es hatte Stunden gedauert, bis ich mich überwinden konnte ihn anzurufen, aber dennoch hatte er erfreut reagiert und mich hier her bestellt. Wieso er so vernarrt darin war, dass ich hier vortanzte war mir unbekannt.
„Miss Adams, richtig?", die raue Stimme der einen Silhouette erklang und erschwerte mir das Atmen. Die wenigen Worte hallten in dem fast leeren Raum und kurz fragte ich mich, ob es die Richtige Entscheidung gewesen war, hierher zu kommen.
Ich nickte, mir bewusst, dass sie mich sehen konnten. Meine Handinnenflächen wurden feuchter je länger ich hier stand und nervös fing ich an auf meiner Unterlippe zu kauen.
„Was bedeutet für sie Tanz, Amanda?", es war eindeutig eine Frauenstimme die dies sagte und mich somit aus der Bahn warf. Es war eine leichte Frage, nur war die Antwort schwer zu finden, immerhin gab es tausende von Möglichkeiten.
Ich strich ein einziges Mal über den rosa Stoff des Kleides, richtete die schwarze Schleife unauffällig und ergriff dann das Wort: „Tanzen ist eine Art Zuflucht."
Ein Raunen war zu vernehmen, ein tuscheln, und dann ertönte die Stimme von Dennis: „Definieren sie sich bitte, Miss Adams.", forderte er und ungewollt ballten sich meine Hände vor Aufregung zu Fäusten.
Mir fiel es schwer mich auszudrücken, insbesondere, weil ich zu der stillen Sorte Mädchen gehörte. Für mich zählte es nicht anderen etwas zu erklären, viel mehr legte ich Wert auf die Teilnahme da die gegenüberstehende Person es sonst nicht verstand.
„Dürfte ich es ihnen zeigen?", fragte ich deshalb kleinlaut und kratzte mich kurz am Ellenbogen. Ich hörte ein auflachen, dann eine Zustimmung.
Ich atmete tief durch, versuchte meinen Herzschlag zu normalisieren und begann dann, sobald die Musik anfing zu spielen, zu tanzen. Anders als erwartet blendete sich meine Umgebung aus, ich spürte nicht mehr die prüfenden Blicke, viel mehr empfand ich das Gefühl von Freiheit.
Die Musik leitete mich und die Choreografie, welche ich hart erarbeitet und einstudiert hatte, war wie verschwunden. Ich tanzte nicht für die Juroren, sondern für mich.
All den Stress der letzten Wochen, der leise und still an meinem Herzen nagte, ließ ich von mir ab. Ich ließ mich in das Meer aus Tönen und Klängen fallen, bis die Musik endete und ich mich elegant und noch immer leicht benommen verbeugte.
Erst als mich wieder die Realität traf, mir bewusste wurde, wo ich mich befand, wurde ich wieder zunehmend nervös und unsicher. Meine Augen suchten einen Punkt auf den ich mich konzentrieren konnte, fanden aber keinen anderen als den grellen Lichtstrahl der auf mich zeigte.
Klatschgeräusche ertönten, ließen mich zusammen zucken und erst als mir auffiel, wie eine ältere Dame auf mich zukam, versuchte ich mich wieder stark zu geben. Meine Haltung gerade, das Kinn empor gehoben fühlte ich mich plötzlich nicht mehr wie Amanda Adems, sondern wie eine Marionette der Gesellschaft.
Meine Augen musterten sie Frau die auf mich zukam, ihre offenen Haare welche einen Grauton angenommen hatten und ihr locker über die Schulter fielen, ihre tief sitzende, abgenutzte Jeans und der ausgefranzte Pullover. Noch nie hatte ich eine Frau gesehen, die Erfolg hatte und so herum lief, aber es gefiel mir. Es zeigte Persönlichkeit.
„Ach hör doch auf so zu stehen!", kicherte sie und ihre Stimme klang kein bisschen schrill oder hochnäsig. Sie trat näher an mich heran während meine Muskeln sich wieder lockerten und ich mich versuchte zu entspannen.
„Amanda, ich hoffe ich darf dich so nennen, schon lange hab ich keine so gute Tänzerin mehr gesehen.", lobte sie mich und legte ihre Hände auf meinen Schultern ab. Das Lächeln welches sich auf ihren Lippen wiederspiegelte war alles andere als falsch, es war ehrlich und gut gemeint.
„Aber meine Schrittfolge-", setzte ich an und wollte mich schlechter machen als ich war, doch da unterbrach sie mich auch schon und ließ mich inne halten.
„Sie haben mehr Persönlichkeit in sich als der ganze Rest dieses Haufens, ich habe mir vor ihrem Auftritt ihre Mappe durchgelesen, Amanda. Sie sind eine unfassbar starke Frau und haben es verdient in einer dieser Schulen aufgenommen zu werden. Selbst wenn meine Kollegen anderer Meinung sein sollten, so würde ich eben alleine mit ihnen etwas auf die Beine stellen.", meine Gesichtszüge entglitten. Nicht weil mir übel würde, sondern weil mich ihre Worte schockierten und gleichzeitig berührten.
Ohne zu wissen, was ich da eigentlich tat, schlang ich meine Arme um die zierliche Gestalt vor mir und vergas dabei komplett, dass noch immer die anderen Juroren da waren.
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Believe in yourself
Romance»Manchmal fallen Wörter,die man nicht sagen wollte.Manchmal muss man lachen,obwohl es unangebracht ist.Manchmal entsteht ein großer Streit aus einer Kleinigkeit.Manchmal verlassen dich Menschen die du liebst & manchmal fallen Tränen obwohl man sie k...