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Damon hatte die vergangene Nacht bei mir mit im Bett geschlafen und mich lediglich in seinen Armen gehalten. Geweint hatte ich nicht. Auch wenn ich es nur zu gerne gewollt hätte.

Am Morgen machte ich mich fertig für die Schule, zwar meinte die Kartoffel ich könne zuhause bleiben, jedoch wollte ich nicht, dass mein Fehlen auffällt was es sicher bei Ethan und Jason getan hätte.

Und so fuhren wir eine Stunde später zur Schule, im Auto herrschte bedrückte Stille da sich die anderen Jungs nicht trauten etwas zu sagen oder besser zu fragen und Damon konzentrierte sich stumm auf die Straße.

Auch für ihn war Grace immer ein wichtiger Teil gewesen. Sie war meine erste Freundin welche ich im Krankenhaus gefunden hatte und jetzt wollte sie aus freien Stücken gehen.

Zwar nagte diese Tatsache auch an mir, jedoch hatte ich schon vor langer Zeit angefangen mich mit dem Tod auseinander zu setzen.

Jeder Mensch würde sterben ob er nun wolle oder nicht. Es war schade. Schade das so eine wundervolle Person von uns gehen müsse, jedoch war dies doch besser als sie weitere Jahre damit zu Quälen für etwas zu kämpfen was nicht zu besiegen war.

Gedankenverloren ging ich über die Straße, merkte nicht einmal wie ein Wagen eine Vollbremsung wegen mir einlegen musste und verschwand dann ins Gebäude der Schule.

„Amanda? Es hat geklingelt.", erinnerte mich Jason daran meine Sachen zu packen und stumm nickte ich. Der Klassenraum war leer als ich ihn verließ, ebenso der Flur.

Vor der Schule wartete Tom an seinem Wagen lehnend und sah mich mitfühlend an. Angewidert verzog ich das Gesicht. Ich hasste Mitleid.

Ohne etwas zu sagen stieg ich in sein Auto was er mir gleich tat und dann den Motor startete.

„Damon hat es mir erzählt...", flüsterte er mitleidig in die Stille hinein und bitter lachte ich auf.

„Hätte ich jetzt nicht gedacht.", schnaubte ich verächtlich und starrte weiter aus dem Fenster.

„Hör auf damit! Hör auf deine Gefühle zu verdrängen! Du bist nicht alleine wann merkst du das endlich?", frustriert schlug er auf das Lenkrad vor ihm und sah kurz zu mir rüber ehe er sich wieder auf die Straße konzentrierte.

„Wenn du merkst, dass jeder Mensch alleine ist. Jeder trauert auf seine eigene Art und Weise. Jeder denkt auf seine eigene Art und Weise. Du kannst mich nicht dazu drängen dir eine Interpretation meiner Gefühle vor zu legen. Wir wissen beide, dass dies nicht in meiner Natur liegt.", entgegnete ich desinteressiert, es war nichts neues für mich.

Schon oft hatten Tom und ich uns wegen solch Ereignissen in die Haare bekommen, nie so drastisch das man es Streit nennen konnte, dennoch waren sie auch nicht immer harmlos gewesen.

Ergeben seufzte er und fuhr sich einmal durchs Haar was er immer tat wenn er nicht weiter wusste.

Beruhigend legte ich meine Hand auf sein Knie und zog sanfte Kreise mit meinem Daumen: „Lass mich bitte auf meine Weise trauern.", bat ich ihn flüsternd und ließ danach stille in den Innenraum des Wagens einkehren.

Zuhause angelangt gingen wir rein, hoch in mein Zimmer und fingen an mir eine Tasche zu packen. Viel sprachen wir in der Zwischenzeit nicht. Tom kannte mich gut genug um zu wissen was ich alles brauchte.

Nur war noch immer unbekannt wer mich begleiten würde auf meinem Ausflug. Noch war ich minderjährig und konnte somit nicht alleine fliegen.

Wir, Tom und ich, trainierten noch einige Stunden in einen der Tanzsäle ehe ich erneut die Haustür aufschloss und in die Küche ging. Dort waren auch die Jungs, bisher hatte keiner von ihnen versucht mit mir zu reden und um ehrlich zu sein wusste ich nicht einmal ob sie wussten was los war.

„Ich kann nicht mit dir mitkommen.", brach mein Bruder die Stille und die Wasserflasche welche ich in der Hand hatte fiel zu Boden. Nun ja, wäre sie hätte der Kürbiskopf sie nicht elegant wie ein Huhn aufgefangen.

„Was?", harkte ich verwundert nach doch Damon stand nur auf, positionierte sich vor mir und umfasste mein Gesicht mit seinen großen Händen.

„Ich muss die nächsten zwei Wochen für einen Kollegen bei meinem Nebenjob einspringen, es tut mir leid.", sagte er vorsichtig, achtete auf jede meiner Bewegungen und löste seine Hände von meinem Gesicht als er sah wie ich meine Hände zu Fäusten ballte.

„Was?", wiederholte ich mich mit einem gereizten und zugleich wütenden Unterton. Mein Bruder umfasste meine Hände und etwas, auch wenn es nur wenig war, lockerte ich mich und sah ihm in die Augen.

„Sean wird dich begleiten.", als er die Worte sagte merkte ich schon alleine an seinem Tonfall, dass ihm diese Tatsache nicht sonderlich passte, genauso wenig wie mir.

Es lag nicht daran, dass ich den Kürbis nicht mochte. Im Gegenteil etwas in mir, und ich wusste nicht was, freute sich ihm näher zu sein. Aber er würde einen Teil meiner Vergangenheit kennen lernen und Fragen stellen.

Fragen wieso ich die Leute dort so gut kannte. Fragen woher ich mich so gut mit allen verstand. Fragen eben die ich nicht beantworten konnte oder besser gesagt wollte.

Nach längerem Zögern nickte ich und stimmte somit zu. Damon erklärte mir wie alles ablaufen würde, dass wir schon in wenigen Stunden zum Flughafen fahren müssten und dann gegen Mittag in England ankommen dürften.

Die Jungs hatten beschlossen sich hinzulegen und erst später aufzustehen um uns zu verabschieden, der Kürbis wollte seine Tasche packen und ich saß im Wohnzimmer auf der Couch und sah mir den Film König der Löwen an.

Wieso wusste ich nicht genau, möglicherweise weil er zur Situation passte oder auch weil es einfach mein Lieblings Film war.

Stunden später saßen Sean und ich im Flugzeug, ich am Fensterplatz und er am Gang. Wir hatten nur das Nötigste gesprochen und das war auch gut so. Ich war müde und konnte meine Gedanken einfach nicht sortieren und abschalten.

Erst als das Flugzeug abhob, ich sah wie die Stadt immer kleiner wurde und sich eine warme Hand auf meine legte entspannte ich mich.

Mein Blick glitt nach rechts wo Kürbiskopf saß und mich sanft anlächelte, in seinen Augen lag kein Mitleid sondern einfaches Verständnis.

Ohne zu wissen was genau ich da tat verschränkte ich unsere Finger miteinander, lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schloss die Augen.

Believe in yourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt