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Wir machten viel Sightseeing und waren die gesamte restliche Woche somit unterwegs. Sei es um den Eiffelturm hinauf zu laufen, das Museum Louvre zu besichtigen sowie in die Glaspyramide im Innenhof zu betreten oder unter den Bögen der Pont Neuf durch zu fahren mit einem kleinen Boot.

Paris war eine atemberaubende Stadt, jedoch mit genauso viel Hektik wie alle anderen dieser Welt. Touristen tummelten sich überall, machten Fotos oder folgten den Reiseleitern währenddessen wir immer in einer großen Gruppe unseren Lehrern folgten.

Tags über konnte ich Lucy und Natascha meiden da ich die Zeit mit Jason und Ethan verbrachte, abends dagegen saßen wir immer zusammen im Zimmer, mit einer erdrückenden Stille zwischen uns.

Meine damalige beste Freundin traute sich nicht mir in die Augen zu sehen oder sogar zu sprechen, der Zustand war viel zu sehr damit beschäftigt sich sorgen um ihn nächstes Outfit zu machen und ich sah keinen Sinn darin eine Konversation mit Menschen zu führen die mir egal waren.

Mit Damon hatte ich jeden zweiten Tag telefoniert oder geschrieben, genauso mit Gwendolyn und den anderen.

Ich stand gerade am Buffet des Hotels und sammelte mir mein Abendbrot zusammen als ich leicht auf die Schulter getickt wurde. Stirnrunzelnd drehte ich mich um und erblickte die dunklen Augen von Ethan welche nicht im Geringsten mit denen von Sean mithalten konnten.

Mein Innerstes verfluchte sich selbst dafür, dass es selbst in solch Situationen an ihn dachte, jedoch war der Zug mit dem Ich empfinde rein gar nichts für ihn abgelaufen, und das seit unseren Kuss in London.

Es reizte mich in zwei. Auf der einen Seite war er der nette, fürsorgliche bei dem ich mich so unglaublich wohl fühlte, andersrum war er aber auch abweisend, gemein und unausstehlich. Womöglich auch etwas eingebildet, besserwisserisch und doof.

Dennoch wusste ich nicht was ich für ihn empfand. Er verwirrte mich, ließ mich aber auch irgendwie vergessen was ich schon so lange versuchte.

„Hey Ethan.", lächelte ich höflich und drehte mich wieder um, um mir eine der Frühlingsrollen auf den Teller zu tun.

„Hey Amy, ich hab gerade von ein paar anderen erfahren, dass diese heute zu einer Party gehen da wir morgen Freizeit haben. Kommst du auch mit?", erwartungsvoll sah er mich an, doch ich schüttelte nur resigniert den Kopf.

Erinnerungen kamen in mir hoch und ich hatte das Gefühl jeden Moment den Boden unter den Füßen zu verlieren. Schneller als gedacht ging ich zu meinem üblichen Platz und setzte mich neben Jason, gefolgt von Ethan.

„Bitte, Amanda! Ohne dich wollen wir nicht feiern gehen, wir passen auch auf dich auf!", so ging es ungefähr eine ganze Stunde weiter ehe ich mir gefrustet die Haare raufte und genervt aufstöhnte. Wenn ich nicht mitgehen würde, so würden die beiden mich weiterhin mit unsinnigem Zeug bombardieren und darauf hatte ich definitiv keine Lust, genauso wenig wie auf diesen Abend.

Hätten sie mich damals gefragt, so wäre ich innerhalb von Minuten fertig gewesen um mich zu betrinken, jetzt jedoch hatte sich einiges geändert.

Die Menschen die mein Leben zur Hölle gemacht hatten lebten nicht mehr, mein Bruder war mir näher als die gesamten letzten Jahre wo wir so weit entfernt gelebt hatten, ich hatte neue Leute mögen gelernt und mich auch in gewisser Weise mit ihnen angefreundet, meine Noten waren gut und ich tanzte wieder. Alles in allem war es ein großer Fortschritt, auch wenn ich nicht glücklich war, so war ich zumindest zufrieden.

Trotz dessen Lüge ich all die Menschen die mir in den letzten Wochen und Monaten lieb geworden sind an und verschweige ihnen meine Vergangenheit.

„Ich werde mitkommen.", begann ich, wurde jedoch sogleich von einem grinsenden Jason unterbrochen.

„Kein Wunder, bei der Gesellschaft!", mit einem vernichtenden Blick brachte ich ihm zum Schwiegen und fuhr mit meinen Text fort.

„Ich werde mitkommen. Meine Bedingung ist aber, dass mindestens einer von euch zusammen mit mir nüchtern bleibt, wir vor Morgengrauen wieder hier sind und ihr mich keine Sekunde alleine lasst.", der Klang meiner Stimme war ernst und distanziert.

Eine Gänsehaut überzog meine Arme als ich an das letzte Mal dachte als ich feiern war. Dieses war zwar schon knapp zwei Jahre her, jedoch eine der schrecklichsten Erinnerungen die ich hatte.

Ich war vollkommen dicht da ich wie so oft um die Aufmerksamkeit meiner Eltern kämpfte und in einer Bar saß. Der Barkeeper hatte mich keine Sekunde aus den Augen gelassen, mit dem gefälschten Ausweis konnte er mich aber dennoch nicht raus werfen da dieser wirklich überzeugend aussah.

Wie dem auch sei hatte sich ein älterer Mann zu mir gesetzt und mir unmoralische Angebote gemacht. Trotz seines grauen Anzuges und der strengen Krawatte um seinen Hals hatte er sich verhalten wie ein Mistkerl.

Zu meinem Glück war der Barkeeper dazwischen getreten als mir der Kerl eine Hand auf den Oberschenkel legte und sich zu mir vorbeugen wollte um mich zu besabbern. In dieser Nacht hatte ich bei dem Angestellten der Bar übernachtet.

Natürlich hatte ich ihm eine Erklärung geschuldet, wieso ich in meinem Alter in einer Bar war und wieso ich mich betrunken hatte.

Direkt erzählt wieso ich all dies getan hatte, hatte ich nicht, trotzdem musste ich ihm versprechen es nie wieder zu tun. Durch den Kater den ich am nächsten Morgen hatte hab ich ihm zugestimmt und Tom aufgesucht damit wir mir Hilfe beschaffen konnten.

Mehrere Wochen musste ich in eine schreckliche Klinik da es ansonsten keine Möglichkeit gab um mich Clean zu bekommen.

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