05

12.7K 584 30
                                    

5.Kapitel; Believe in yourself

'Die Stimme eines Engels!', dachte ich als ich ihre Stimme nach so langer Zeit wieder hörte.

Und doch tat es weh. Ich spürte förmlich wie sich mein Herz schmerzlich zusammenzog, darauf bedacht, nicht auseinander zu brechen.

"Das ist unmöglich...", flüsterte sie, während sie mich musterte und den Tränen nah war.

Inzwischen war ich von meinem Platz aufgestanden und hatte mich zu ihr umgedreht. Es trennten uns nur wenige Meter und doch war irgendwie wieder diese Art Vertrautheit da, wobei ich diese nicht wollte.

Sie hatte mich alleine gelassen, sich hier ein neues Leben aufgebaut und wahrscheinlich all die Jahre kein einziges Mal an mich gedacht.

Manche der Schüler in der Cafeteria blickten kurz zu uns rüber, wandten sich jedoch wieder ihren einen Gesprächen zu, außer natürlich Maria, Ethan und Jason. Diese saßen gespannt auf ihren Plätzen und beobachteten jede unserer Bewegungen.

"Ihr kennt euch?", man hörte klar und deutlich die Irritation, welche in Jasons Stimme mit schwang, genauso wie die Unsicherheit.

"Kannten", stellte ich klar, schulterte meine Tasche und wollte an meiner ehemals besten Freundin vorbei, kam jedoch nicht weit, da diese mich behutsam am Handgelenk packte und festhielt.

Als ich auf sah, begegnete ich ihrem verzweifelten Blick. Ihre Augen flehten stumm nach Verzeihung, doch es ließ mich kalt.

Ich war diejenige, die über ein halbes Jahr in eine Klinik musste. Ich war diejenige, die nächtelang nicht schlafen konnte und stumm vor sich hinvegetierte. Ich war diejenige, die von ihr alleine gelassen wurde.

Grob riss ich mein Handgelenk von aus ihrer Umklammerung und ging schweigend an ihr vorbei. Ich spürte ihren Blick, welcher sich in meinen Rücken bohrte, genauso wie den, der drei anderen. Doch es war mir egal.

Es kümmerte mich nicht, dass sie mir hinterher sahen. Sie waren unwissend und wussten nicht wer ich war. Selbst Lucy nicht.

Dafür hatte sie zuviel verpasst. Zuviel angerichtet.

Ich gab ihr nicht die Schuld, keinesfalls. Ich ganz alleine war der Grund für meinen Absturz. Nur hatte sie mir dabei geholfen, den letzten Halt zu verlieren. Das, was sie immer verhindern wollte.

In einer vollkommen anderen Welt schlenderte ich durch die leeren Gänge der Schule, zu meinem Spind aus welchen ich meine Bücher für die nächsten Stunden holte, zur Schulbücherei um mir ein Mathebuch auszuleihen, da ich das aktuelle Thema nicht sonderlich verstand und schlussendlich in den Kursraum in welchen ich gleich Unterricht haben würde.

Der Raum fing mit dem Klingeln zur Stunde an, sich mehr und mehr zu füllen und immer mehr Gruppen von Teenagern betraten den Raum um sich an ihre Plätze zu setzten und dort weiter ihren Tätigkeiten nach zu gehen. Unter anderem Ethan.

Doch dieser scannte erst den Raum ab, ehe er mich sah und mit eleganten Schritten auf mich zu kam, um sich auf den Platz neben mir fallen zu lassen.

"Was, hat deine ach so tolle Barbie einen anderen Kurs, das du dich mit mir abgeben musst?", meine Stimme triefte nur so von Spott und argwöhnisch zog ich die Augenbrauen hinauf.

Erst versuchte er mich zu verunsichern, und dann setzte er sich neben mich, fuhr sich mit seinen schlanken Fingern durchs dichte Haar und grinst mich amüsiert an. Ich fragte mich, ob dies seine Masche war, um Mädchen rum zu bekommen.

"Die Barbie, wie du sie nennst, ist meine Stiefschwester und ich wollte dich nur warnen, da sie unausstehlich sein kann. Ich spreche aus Erfahrung", versuchte er sich zu verteidigen.

Gerade wollte ich ansetzten um etwas zu erwidern, als eine alte Lehrerin die Klasse betra. Alle Gespräche verstummten und die Schüler stumm auf ihre Plätze gingen.

Verwundert blickte ich zu dem Schwarzhaarigen hinüber, welcher mir unter dem Tisch einen Zettel zu steckte, welchen ich einen Moment skeptisch beäugte, ehe ich ihn vorsichtig und darauf bedacht, nicht aufzufallen öffnete.

Mrs Shouter, eine der strengsten Lehrerinnen dieser Schule. Wenn nicht der ganzen Welt!

Erstaunt musste ich feststellen, dass der Schönling eine ausgesprochen schöne und ordentliche Handschrift hatte, welche sogar gerade war.

Anerkennend nickte ich ihm unauffällig zu, ehe ich mich auf die ältere Dame am Pult konzentrierte. Wenn sie wirklich so schlimm war wollte ich es mir mit ihr nicht gleich verscherzen.

"Guten Tag Schüler und Schülerinnen, als ich gestern all ihre Noten durchgegangen bin, ist mir aufgefallen, dass uns noch zwei fehlen, weshalb wir spontan ein Projekt starten.

Es ist simpel und enthält ihre letzte mündliche, sowohl auch fachspezifische Note für dieses Schuljahr! Wie Sie alle wissen, ist dies eine Ihrer wichtigsten Noten, da Sie im Abschlussjahr sind, weshalb ich Ihnen allen empfehle es nicht auf die leichte Schulter zu nehmen!

Das Projekt geht über drei Wochen und wird in ihrer Freizeit stattfinden. Ihre Aufgabe lautet, den Anderen besser kennen zu lernen und die Persönlichkeit etwas darzustellen.

Der Vortrag sollte mindestens zehn Minuten dauern und Sie haben die Wahl zwischen einem Plakat oder einer PowerPoint-Präsentation.

Da ich weder Lust noch Zeit habe, Paare zu zuteilen, werden Sie mit ihrem Sitznachbarn diese Aufgabe durchführen. Die nächsten zwei Wochen wird dieser Kurs ausfallen. Nun können Sie sich mit ihrem Partner besprechen, aber im Flüsterton!", herrschte sie uns an und schockiert starrte ich an der rundlichen Frau vorbei, in die Luft.

Weder war ich bereit, mich einer fremden Person zu öffnen, noch wollte ich mich gerade Ethan anvertrauen.

Genau dieser stach gerade mit seinem Zeigefinger in meine Rippen um meine Aufmerksamkeit zu erlangen.

Genervt von der ganzen Situation blickte ich ihn an: "Wir treffen uns schon heute. Schulschluss auf dem Parkplatz. Komm nicht zu spät."

Es klingelte passend zu meiner Aussage und träge erhob ich mich von dem Stuhl auf welchen ich saß um zu meinem Englisch-Kurs zu laufen.

Die Zeit verging quälend langsam und ich fing schon an zu spekulieren, ob dies der Sinn hinter all dem war. Denn wenn man ehrlich war brauchte man dies alles nicht.

Natürlich, im Alltag benötigt man Mathe, Englisch und so weiter, aber auch nur die Grundlagen und nicht verschiedene Formeln und Zeiten. Und selbst wenn man sich nicht mit Wörtern verständigen konnte, so hat man immer noch die Mimik und Gestik.

Auf dem Parkplatz angelangt sah ich schon Ethan welcher mich lächelnd betrachtete, seine Zigarette auf dem Boden ausdrückte und elegant auf mich zuging.

"Rauchen ist ungesund und schadet der Lunge", war das einzige was ich zu ihm sagte, ehe ich an ihm vorbei lief und auf den Wagen von Kyle zusteuerte.

Leise nahm ich ein raues, kehliges Lachen wahr, weitere Kommentare blieben aber aus, was mich aber nicht sonderlich störte.

Kyle war überrascht, zwei mitnehmen zu müssen, insbesondere da er anscheinend etwas gegen Ethan hatte, nach seiner Reaktion zu urteilen, akzeptierte es aber und fuhr uns nach Hause.

Dort aßen wir erst eine Kleinigkeit, ehe wir die Treppe hinauf in mein Zimmer gingen.

Believe in yourselfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt